Ist das das Ende des Clan-Kriegs im Ruhrgebiet? Informationen des ARD-Magazins „Kontraste“ zufolge sollen sich am Donnerstagabend (29. Juni) rund 100 Vertreter syrischer und libanesischer Großfamilien in einer Duisburger Eventlocation getroffen haben. Das Ziel: Frieden zwischen den beiden Großfamilien nach den Straßenschlachten in Castrop-Rauxel und Essen und diversen weiteren Konflikten im Ruhrgebiet.
Über ein mögliches Friedensabkommen unter Leitung eines „Friedensrichters“ hatte DER WESTEN zuvor berichtet (mehr hier). Dem ARD-Bericht zufolge soll dieser Deal nun über die Bühne gegangen sein. Im Netz kursiert ein Video der Versöhnung nach dem Clan-Krieg im Ruhrgebiet.
++ Clan-Krieg im Ruhrgebiet: Reul platzt wegen IHR der Kragen – „Das größte Unheil“ ++
Clan-Krieg im Ruhrgebiet beendet? Video zeigt „Friedensabkommen“
Macheten, Messer, Maschinenpistolen und hunderte Männer, die plötzlich auf offener Straße aufeinander einprügeln. Die Polizei musste in den vergangenen Wochen gleich mehrfach Clan-Tumulte im Ruhrgebiet auflösen. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen“, sprach NRW-Innenminister Reul Klartext.
Während bei der Polizei im Ruhrgebiet die Ermittlungen gegen die Beteiligten der Straßenschlachten auf Hochtouren laufen, sollen die Familien offenbar auf ihre Art Frieden geschlossen haben. Über Twitter meldet die ARD den Friedensschluss und zeigte Bilder von Männern in Anzügen und traditionellen arabischen Gewändern, die aufeinander zugehen und sich die Hände reichen:
Clan-Ausschreitungen „sollen nicht noch mal passieren“
„Sie sagen, solche Ausschreitungen wie vor zwei Wochen sollen nicht noch mal passieren“, fasste eine RBB-Reporterin zusammen. Die Botschaft beinhalte auch eine Entschuldigung an die deutschen Behörden. Man habe die Behörden dazu aufgerufen, weiter zu ermitteln. Die Polizei Essen hatte unlängst klargestellt, was sie von Friedensverhandlungen dieser Art hält:
„Als Polizei dulden wir keine Paralleljustiz und lehnen den Einsatz möglicher sogenannter ‚Friedensrichter‘ kategorisch ab. Mit dem Einsetzen solcher ‚Friedensrichter‘ wird der Rechtsstaat wissentlich missachtet und das rechtstaatliche Ermittlungsverfahren massiv erschwert. Ergebnisse von möglichen Verhandlungen spielen für das weitere Ermittlungs- und Strafverfahren der Behörden keine Rolle.“ Das aktuelle Video habe die Polizei Essen bereits gesehen. „Aktuell laufen Ermittlungen zu den Aufzeichnungen“, teilte ein Sprechder der Polizei Essen am Freitagmittag mit. Man habe erst von der Zusammenkunft erfahren, als es bereits zu spät war. Hätte die Polizei davon früher erfahren, hätte man eingegriffen.
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Clan-Experte Ahmad A. Omeirate (38) aus Berlin zweifelte im Interview mit DER WESTEN, dass ein solches Abkommen langfristig eingehalten wird (mehr hier). „Friedensrichter“ werden in einigen islamischen Kulturen als Autorität anerkannt. Sie sollen bei Streitigkeiten zwischen Familien und Stämmen vermitteln, um für nachhaltigen Frieden zu sorgen. Ob mit dem nun geschlossenen Abkommen wirklich Ruhe auf den Straßen im Ruhrgebiet herrscht, muss sich zeigen. Die Essener Polizei will auf das geschlossene Friedensurteil nicht vertrauen und kündigte auch für das Wochenende eine starke Präsenz in der Stadt an. „Wir hoffen, dass es ruhig bleibt“, so der Polizeisprecher.