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Clan-Kriminalität in NRW: Neue Zahlen erschüttern – HIER befindet sich das Epizentrum

Das Landeskriminalamt (LKA) hat neue Zahlen zur Clan-Kriminalität in NRW veröffentlicht. Das Ruhrgebiet gilt als Hotspot – vor allem diese Stadt.

u00a9 imago images/Reichwein

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Immer wieder sorgen diverse Clan-Familien aufgrund ihrer Verbrechen in Deutschland für Schlagzeilen. Wir zeigen dir die mächtigsten Familien.

Das Ruhrgebiet ist in den vergangenen Wochen von heftige Straßenschlachten zwischen verfeindeten Clans überschattet worden (mehr hier). Zeitweise drohte ein regelrechter Clan-Krieg, bis sich die verfeindeten Familien im Beisein eines sogenannten Friedensrichters versöhnt haben sollen.

Ein Vorgang, der nicht nur Herbert Reul sauer aufstößt: „Das Recht der Familie gilt bei uns nicht. Und Friedensrichter sind Erfindungen, die hier in Nordrhein-Westfalen sicher nicht patentiert werden. Das Gewaltmonopol des Staates ist nicht verhandelbar – egal, wer sich da in die Haare kriegt“, sagte der NRW-Innenminister am Dienstag (22. August). An diesem Tag stellte das Landeskriminalamt (LKA) neue Zahlen zur Clankriminalität vor – sie gelten als umstritten.

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Clan-Kriminalität in NRW: Streit um Statistik

Der grüne Koalitionspartner hatte sich vor Veröffentlichung des neuen Lagebilds Clankriminalität erneut kritisch zur Statistik geäußert. Denn dabei durchforstet das LKA die Polizeisysteme nach Clan-Namen. Taucht eine Person als Tatverdächtiger oder Straftäter mit einem der 116 gelisteten türkisch- oder arabischstämmigen Namen im System auf, fließt der Fall in die Statistik.

Zwar ergänzen die Ermittler, „dass nicht alle Personen mit einem entsprechenden Familiennamen kriminell sind.“ In der Statistik können die Fälle jedoch nicht auseinandergehalten werden, was den Grünen ein Dorn im Auge ist. CDU-Politiker Herbert Reul lässt sich jedoch nicht beirren und boxt die Methodik weiter durch. „Clankriminalität lässt sich nicht wegreden. Wir sehen, dass kriminelle Mitglieder von Clans weiter auf unseren Straßen unterwegs sind und ihre Fäuste nicht in den Hosentaschen lassen. Die Gewaltbereitschaft ist enorm.“ Deshalb gelte „Null-Toleranz“, so Reul, der betont, Straftäter mit langem Atem verfolgen zu wollen. Warum seine Strategie auf Kritik stößt, liest du hier >>>

Das Epizentrum der Clan-Kriminalität in NRW

Das Ergebnis des Lagebilds: Im vergangenen Jahr habe die NRW-Polizei 20,3 Prozent mehr Straftaten mit Clan-Bezug gezählt als noch 2021. Die Ermittler sprechen von 6.573 Straftaten und 4.035 Verdächtigten. Die Tatverdächtigen sind laut Statistik überwiegend männlich (81,1 Prozent) und meistens zwischen 26 und 30 Jahre alt. 53,4 Prozent der Tatverdächtigen hätten einen deutschen Pass, 16,7 Prozent die syrische und 13,6 Prozent die libanesische Staatsangehörigkeit.

Als Epizentrum der Clan-Kriminalität hätten die Ermittler das Ruhrgebiet ausgemacht. Bei den Polizeibehörden in Essen (11,2 Prozent), Recklinghausen (8,4 Prozent) und Gelsenkirchen (6,6 Prozent) sind die meisten Straftaten gezählt worden.


Gelistete Straftaten im Lagebild Clan-Kriminalität:

  • 30,9 Prozent: Rohheitsdelikte (z.B. Raub, Körperverletzung) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit
  • 14,9 Prozent: Vermögens- und Fälschungsdelikte
  • 14,6 Prozent Diebstähle

Die Statistik zählt auch 24 „Straftaten gegen das Leben“, darunter Mord und Totschlag. Dazu zählen allerdings auch Versuche, weshalb die Anzahl von Toten unklar bleibt.

Bundesjustizminister spricht Klartext: „Irrsinnig“

Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) verteidigte in dem Zusammenhang den Clan-Begriff: „Damit ist nicht ein reines Familienverhältnis gemeint“ und weiter: „Es geht weder um Sippenhaft noch um Diskriminierung, sondern es geht um arbeitsteilige Strukturen, wo sich Menschen gemeinsam miteinander verabreden, permanent Verbrechen zu begehen und die durch eine besondere enge Verzahnung miteinander über das Ökonomische hinausgehen.“


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Solche Organisationen richteten großen Schaden an. „Das wegzuleugnen, dass es das gibt, wäre irrsinnig.“ (mit dpa)