Die Bilder vom vergangenen Donnerstag (29. Juni) haben weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus für Aufsehen gesorgt. Nach den Straßenschlachten in Castrop-Rauxel und Essen reichten sich Vertreter der beiden syrischen und libanesischen Großfamilien in Duisburg die Hände. Die Botschaft: Der Clan-Krieg im Ruhrgebiet sei beigelegt – eine Entschuldigung an den Rechtsstaat inklusive. Dass die Bilder öffentlich im Netz zur Schau gestellt werden, kann jedoch als Indiz dafür gewertet werden, wie wenig die Beteiligten die Behörden fürchten.
Denn die Polizei Essen machte schon vorher unmissverständlich klar, dass solche Formen einer Paralleljustiz nicht geduldet werden. Gegenüber DER WESTEN sagte ein Sprecher der Polizei, dass man sofort eingegriffen hätte, hätten die Behörden von dem Aufeinandertreffen gewusst (mehr hier). Nun sind interne Ermittlungsdetails ans Licht gekommen, deren Inhalt äußerst brisant sind.
Clan-Konflikt im Ruhrgebiet: Interne Dokumente enthüllt
Demnach haben Fahnder des Bundeskriminalamts (BKA) und des Landeskriminalamts (LKA) herausgefunden, dass der Clan-Konflikt weit über das Ruhrgebiet hinaus gehen soll, berichtet die „Rheinische Post“. Dem internen Dokument zufolge haben die Ermittler Verbindungen in schwerste organisierte Kriminalität gefunden. Der Konflikt zwischen kriminellen Syrer- und Libanesen-Clans habe schon vor den Massenschlägereien im Ruhrgebiet geschwelt, erklären die Beamten.
Die Fahnder konnten sogar Verbindungen zu syrischen Schleuserbanden und Clans im Ausland ermitteln. So soll ausländische Clans nach den Tumulten in Castrop-Rauxel und Essen zur Rache aufgerufen haben. Einige Mitglieder eines syrischen Clans (Albusraya) sollen nach ihrem Zuzug in Dortmund bereits mit dort lebenden Libanesen in Konflikt geraten sein. Beide Parteien sollen auch bei den Tumulten in Essen mitgewirkt haben.
Schwappt ein Konflikt aus dem Libanon nach Deutschland?
Im Zuge der Ermittlungen hat das BKA auch die Lage im Libanon analysiert. Dem Bericht zufolge habe sich die Lage der syrischen Flüchtlinge dort im vergangenen Jahr verschlechtert. „Im Zuge einer zunehmend politisch aufgeheizten Stimmung hat die libanesische Armee im April 2023 mit Razzien gegen syrische Flüchtlinge begonnen, die im öffentlichen Meinungsbild als Mitverursacher für die Probleme im Land bezeichnet werden“, zitiert die „Rheinische Post“ aus dem internen Bericht.
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Noch sei zwar kein direkter Zusammenhang mit den Tumulten im Ruhrgebiet erkennbar. Aber es wird immer deutlicher, dass der Konflikt von Syrern und Libanesen auf unterschiedlichen Ebenen schwelt. Ein Experte hat deswegen im Gespräch mit DER WESTEN bereits prognostiziert: „Es wird immer schlimmer.“ Mehr dazu hier >>>