Was wir bereits wissen
- Woran glauben Reichsbürger eigentlich?
- Wir überprüfen drei ihrer Kernthesen
Essen.
Diejenigen, die schon wirklich drin sind, erreichen wir nicht mehr. Die haben sich in ihrer Filterblase ihre ganz eigene Welt und ihren ganz eigenen Ausweis gebastelt.
Im besten Fall.
Im schlimmsten Fall horten Reichsbürger ganze Waffenlager und schießen um sich.
Aber vielleicht liest ja doch irgendjemand diesen Text, der noch zweifelt. Und vielleicht macht er dann endlich das, was die Reichsbürger uns anderen immer vorpredigen: AUFWACHEN!!!1111
Deshalb: Schauen wir uns mal drei Reichsbürger-Thesen an – und überprüfen sie auf ihren Wahrheitsgehalt.
Aber zunächst: Wer sind Reichsbürger überhaupt?
Reichsbürger und andere Artverwandte wie Germaniten glauben, dass die Bundesrepublik Deutschland gar nicht existiert. Viele Anhänger halten das deutsche Kaiserreich und die Grenzen von 1871 für immer noch gegeben.
Die Szene ist ein heterogenes Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker und Rechtsextremisten. Deshalb ist es auch schwierig, ihre Zahl zu bestimmen: Laut Verfassungsschutz leben in NRW einige Hundert. Andere gehen von Tausenden aus.
In Facebook-Gruppen, Foren und in unzähligen Youtube-Videos verbreiten Anhänger der Szene die immer gleichen Thesen. Fast immer geht es irgendwann darum, dass die BRD nur eine Firma ist. Die Reichsbürger nennen das süffisant „BRD GmbH“.
Und sie glauben, eindeutige Beweise gefunden zu haben:
1. Der Personalausweis:
Das Wort „Personal“ in „Personalausweis“ heißt demnach: Wir alle sind Personal einer Firma. Ist ja klar, oder?
Jedenfalls dann, wenn einem egal ist, dass „Personal“ ein sogenanntes homonymes Wort ist. Also ein Wort mit mehreren Bedeutungen.
In diesem Fall steht es nicht für Angestellte. Es bezieht sich als Adjektiv auf das Wort „Person“.
2. Die Schwungfedern des Bundesadlers:
Bisweilen machen Reichsbürger auch sowas: Sie zählen die Zacken in den Flügeln des Bundesadlers.
Und das ist ihnen dabei aufgefallen: Auf dem Personalausweis hat der Adler sieben Schwungfedern pro Flügel. Auf unseren Reisepässen hat er aber nur sechs.
Oho! Der Grund dafür muss eine Verschwörung sein, glauben die Reichsbürger, und folgern: Im Ausland wird die BRD nicht anerkannt, weil sie eine Firma ist.
Denn zum Reisen brauchen wir die sechs Flügelschwingen: Und die stammen aus der Weimarer Republik. Sagen die Reichsbürger.
Das Bundesinnenministerium sagt dazu: Der „Bundesadler wurde als Muster für Zierschmuck mit sechs Schwingen von Siegmund von Weech, München, entworfen. Er ziert seit 1952 den Reisepass der Bundesrepublik Deutschland.“
Der Bundesadler auf dem Pass ist also einfach nur Schmuck. Der Adler im Inneren des Passes, also dem Teil, der an Grenzkontrollen wirklich wichtig ist, hat sieben Schwungfedern.
3. Die Sache mit der Umsatzsteuer:
Ja, ich weiß, dir dreht sich schon alles nach dem ganzen Quatsch. Aber einen hab ich noch: Ein beliebtes Argument unter Reichsbürgern ist: Der Bundestag hat eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Die haben sonst nur Firmen. Also ist Deutschland eine Firma.
Aber: Behörden und Ministerien haben fast immer eine solche Nummer. Die brauchen sie, wenn sie zum Beispiel Büromaterial bestellen oder Aufträge an Firmen ausschreiben.
Die Auftragnehmer benötigen diese Umsatzsteuer-Identifikationsnummer wiederum, um Rechnungen ausstellen zu können, wenn sie zum Beispiel vorsteuerabzugsberechtigt sind.
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