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Der Parodontitis die Zähne zeigen

Der Parodontitis die Zähne zeigen

Duisburg. 

Das sind die Momente, in denen die eigene Zunge unruhig im Mund umherwandert: Ist dieser Zahnhals nicht zu lang? Habe ich nicht am Weisheitszahn unten links so einen Druckschmerz? Und unter der Brücke in der rechten Backe? Wer wohnt da eigentlich? Und wie schafft die Frau Ruge es, so unverschämt strahlend zu lächeln, während man sich vor lauter Verunsicherung kaum noch traut, den Mund aufzumachen?

Heute lehrt nämlich die prominente Fernsehjournalistin: „Parodontitis ist ein Volksleiden. Mehr als die Hälfte der Menschen über 40 haben Entzündungen im Mundraum.“ Die ranke, schlanke, schöne 56-Jährige ist nach Duisburg gekommen, um mobil zu machen gegen dieses Volksleiden. Das tut Nina Ruge im Auftrag einer Zahnarztpraxis, die reichlich prominente Patienten hat und sich charmant Kaiserberg-Klinik nennt, obwohl der Hügel am Zoo ein paar Kilometerchen entfernt ist. Aber für Patienten aus Hongkong, den USA, Spanien, Frankreich klingt das besser als das geografisch nahe liegendere „Duisserner Dentologen“.

Schrubben von Rot nach Weiß?Das war einmal!

Eigentlich müsste sich der aus Wesel stammende Klinikchef Dr. Richard Meissen überlegen, ob er sich nicht das Geschäft kaputt macht, wenn er Nina Ruge erklärt, dass man nicht länger von Rot nach Weiß schrubbt, sondern tunlichst in kleinen Kreisbewegungen im 45-Grad-Winkel mit den Borsten auch die Zahntaschen ausfegt, wo sonst böse Bakterien unter Luftabschluss an Zahn und Kiefer nagen. Und dafür sorgen, dass man die Kompetenz von Herrn Meissen oder einem Kollegen in Sachen Zahnimplantate benötigt.

Nina Ruge jedoch lächelt nicht nur, sondern gewährt weitere Einblicke in ihre Mundhöhle, zumindest verbal. Sie habe damals beim ZDF-Heute-Journal schon Zuschriften bekommen von Kieferchirurgen, dass sie was machen müsse an den Zähnen. Und sie hat dann fürs Fernsehlächeln als erwachsene Frau noch Klammern getragen. Dennoch musste sie vor einigen Jahren feststellen, dass ihre Zahntaschen sieben Millimeter tief waren. Tiefen, in denen sich Bakterien eitrig tummeln. Jetzt aber strahlt sie wieder bis weit zu den Backenzähnen und überlegt, ob sie nach diversen Büchern über Rücken, Haut und Seele auch mal den Zähnen ein Werk widmet.

Das Systemische daran reize sie: dass kranke Zähne auch ein krankes Herz machen oder Frühgeburten auslösen können, das wüssten zu wenige. Dafür zeigt sie im Auftrag von Dr. Meissen ihre Zähne. Denn das Ergebnis ihrer Behandlung, übrigens nicht in Duisburg, sondern in München: die Bakterien wichen, die Zähne blieben.

Vorerst, könnte man böswilligerweise sagen. Denn genau das ist genau der Zukunftsmarkt von Dr. Meissen und seinen Kollegen: Die Parodontitis nimmt gerade deswegen zu, weil mehr Menschen länger eigene Zähne behalten; der besseren Mundhygiene und Kariesvorbeugung sei dank.

Die dritten Zähne:ein Wachstumsmarkt

Wenn aber dann doch dritte Zähne fällig werden, dann lassen sich immer mehr Menschen Implantate einbauen. Rund sieben bis acht Millionen Deutsche haben bereits Kunstzähne in den Kiefer geschraubt bekommen. Das Ganze ist ein Wachstumsmarkt, ein Haifischbecken bissiger Konkurrenten: Eifrig werben sie für diese Version der dritten Zähne. Auch, weil Kassenpatienten dafür deutlich mehr zuzahlen müssen, als wenn sie mit Brücken oder Gebissteilen weiter zubeißen.

Das Blöde an Implantaten ist nur: Daran können sich wieder genau die gleichen Bakterien festkrallen, die schon an den echten Zähnen Ärger gemacht haben. Aber das passiert natürlich nicht, wenn man den richtigen Implanteur hat. Und Nina Ruge macht gern den Mund auf, um zu erklären, wie alles gut wird.