Seit Ende März gilt eine Meldepflicht. Schwere Komplikationen können Virusinfektion begleiten
An Rhein und Ruhr.
Typisch sind die dicken Hamsterbacken – und wenn sie im Verein mit Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, 40 und mehr Grad Fieber daherkommen, so scheint der Fall klar: Mumps, im Volksmund auch Ziegenpeter genannt, ist eine Virusinfektion der Speicheldrüsen. Sie gilt als klassische Kinderkrankheit, sollte aber nicht unterschätzt werden. Bei Mumps kann es schwere Komplikationen geben. Eine Hirnhautentzündung ist ebenso möglich wie eine Entzündung der Hoden, die zur Unfruchtbarkeit führen kann; zudem kann es in seltenen Fällen zur Ertaubung kommen.
Seit Ende März gilt deshalb auch in Nordrhein-Westfalen eine Meldepflicht für Mumps. 128 bestätigte Fälle wurden bisher gezählt, erst jüngst wieder einer im ostwestfälischen Minden – das dürfte aber bestenfalls ein Teil der tatsächlichen Erkrankungen sein, vermutet man im Landeszentrum Gesundheit (LZG) in Münster. „Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, meinte Expertin Anette Jurke gegenüber der NRZ. Erfahrungsgemäß muss jede neue Meldepflicht erst anlaufen; bei Mumps kommt hinzu, dass die Krankheit nicht immer eindeutig daherkommt. Von den Symptomen her kann sie auch wie Erkältung verlaufen.
„Wir wollen Infektionsketten unterbrechen“
Worum geht es bei der Meldepflicht? „Wir wollen, wie auch bei Masern, Infektionsketten unterbrechen“, erläutert Jurke. Mumps ist hochansteckend, die Infektion wird durch winzige Tröpfchen in der Atemluft übertragen. Wird über die Meldepflicht ein Mumpsausbruch in einer Schule lokalisiert, soll Ungeimpften vorübergehend der Schulbesuch untersagt werden. Kleinere Mumpsausbrüche gab es in diesem Jahr bereits – etwa an einer Münsteraner Schule (11 Fälle). Die meisten Meldungen (insgesamt 25) gab es aus Köln. „Gemessen an der Einwohnerzahl ist das aber nicht viel“, betont LZG-Medizinerin Jurke.
Was sich schon jetzt abzeichnet: Mumps befällt nicht vor allem Kinder, sondern zunehmend auch Jugendliche und junge Erwachsene – „auch solche, die als Kinder regulär zweimal geimpft wurden“. Die Wissenschaft ist sich noch nicht einig, wie damit umzugehen ist. Möglich, dass eine dritte Impfung ratsam wäre. Sicher ist jedenfalls , dass ein Ausbruch unter jungen Erwachsenen, zum Beispiel an einer Hochschule, für die Behörden viel schwerer zu handhaben ist, weil junge Erwachsene viel mobiler sind als Kinder.
Die ersten Meldezahlen aus NRW zeigen zudem, dass man Mumps tatsächlich nicht unterschätzen sollte: Unter den aufs ganze Bundesland gesehen noch sehr wenigen Fällen waren immerhin vier schmerzhafte Hodenentzündungen. Überdies war ein erheblicher Teil der Patienten nicht geimpft.