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Dortmund: DSW 21 sorgt mit verzweifelter Aktion für Unmut – „Ziemlich dreist“

Mit einer – für den ein oder anderen – verzweifelten Aktion sorgt derzeit DSW 21 in Dortmund für Unmut. Doch was hat es damit auf sich?

Dortmund
© dpa

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Es ist ein verzweifelter Schritt der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21), der für gehörig Unmut sorgt. Der Nahverkehrsbetreiber aus Dortmund braucht dringend neue Busfahrer und setzt auf eine ungewöhnliche Methode, die so manchen auf die Palme bringt. Die Initiative „Coming Home“ wurde in Kooperation mit Verkehrsunternehmen aus Bonn, Flensburg und Nürnberg ins Leben gerufen, um gezielt Fernfahrer von Speditionen abzuwerben. Die Botschaft: „Bus statt Brummi“.

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Die Idee dahinter ist, das Berufsbild des Busfahrers als attraktive Alternative zur Wochenendtour im Lkw auf endlosen Autobahnen zu etablieren. Bereits wurden Informationsflyer an ausgewählten Orten in Dortmund verteilt, an denen Lkw-Fahrer anzutreffen sind.

Dortmund: DSW 21 sorgt mit verzweifelter Aktion für Unmut

DSW21 steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Etwa die Hälfte ihrer 2200 Mitarbeiter sind im Fahrdienst tätig, und davon sind ungefähr 650 als Busfahrer unterwegs, während weitere 350 Straßenbahnen lenken. Doch das Problem in Dortmund ist vielschichtiger.

„Unsere Belegschaft spiegelt die Gesellschaft wider. Sie altert, und in den nächsten zehn Jahren gehen rund die Hälfte unserer Fahrer in den Ruhestand“, erklärte Patrick Huber, Leiter Personalmanagement bei DSW21, gegenüber den „Ruhrnachrichten“. Und hier liegt das eigentliche Dilemma. Um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu erweitern und zu verbessern, benötigt DSW21 nicht nur Ersatz, sondern zusätzliches Personal.


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Bis heute ist es eine Herausforderung, qualifizierte Fahrer zu gewinnen, und der Arbeitskräftemangel verschärft die Situation. Allein in 2023 habe man bereits über 130 neue Fahrer eingestellt, aber die Herausforderung würden immer größer werden.

„Das ist schon ziemlich dreist“

Deshalb setzt DSW21 auf eine eigene Recruiting-Kampagne, bei der die eigenen Fahrer auf Rastplätzen aktiv neue Kollegen anwerben. Die Plakatwerbung ist ebenfalls auffällig und provokant. Die „Coming Home“-Kampagne soll Aufmerksamkeit erregen, doch provoziert sie nicht nur Positives. Die Aktion stieß auf wenig Begeisterung bei den Speditionen, die bereits jetzt mit einer überdurchschnittlich alten Belegschaft und Schwierigkeiten bei Neueinstellungen zu kämpfen haben.

Kerstin Stolper, Geschäftsführerin der Bloedorn-Spedition in Aplerbeck, betont: „Das ist schon ziemlich dreist, dass man versucht Leute abzuwerben. Statt sie im Unternehmen umzuschulen oder auszubilden.“ Ihrer Meinung nach sei die „Bus statt Brummi“-Kampagne angesichts des eigenen Bedarfs an qualifiziertem Personal, nicht die feine Art.

Auch Stefan Windgätter, Chef der gleichnamigen Spedition an der Lütge Heidestraße in Lindenhorst, und stellvertretender Vorsitzender im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW, zeigt sich leicht gereizt über diese Abwerbe-Offensive: „Fahrer direkt aus dem Fernverkehr zu holen, ist nicht schön.“

Ist das Abwerben in Dortmund tatsächlich eine Lösung?

DSW21 kontert diese Kritik mit einer Aufzählung der Vorteile, die ein kommunaler Verkehrsbetrieb als Arbeitgeber bietet. Von sicherer Bezahlung, Arbeit in der Nähe der Familie, über kürzere Arbeitswege, bis hin zum Aufbau einer betrieblichen Altersversorgung und zahlreiche Sozial- und Gesundheitsleistungen.


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Die ‚Coming Home‘-Kampagne sei eine weitere von vielen Maßnahmen, mit denen die DSW21 derzeit ganz bewusst auch ein wenig experimentiert, verrät Huber weiter. Ihnen ist klar, dass sie allein das Problem nicht lösen wird. Aber die Hoffnung ist da, damit es dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit auf DSW21 zu lenken. Doch die Frage bleibt, ob der Zweck die unkonventionellen Mittel rechtfertigt. Und ob die Abwerbung von Fernfahrern tatsächlich eine Lösung ist.