Der Winter kommt und mit ihm der Wechsel auf Winterreifen. Die Werkstätten haben volle Terminpläne. Dabei bringt der Reifenwechsel für Neuwagenfahrer oft auch eine kostspielige Überraschung mit sich. Mit der Einführung des Reifendruckkontrollsystems wird der Reifenwechsel in vielen Fällen teurer.
An Rhein und Ruhr.
„Der Winter kommt immer überraschend“, sagt der Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung Niederrhein, Josef Lettgen. Damit spricht er auf die derzeit vollen Werkstattpläne zum Reifenwechsel an. „Es ist in jedem Jahr gleich: Die Leute wollen noch bevor die erste Schneeflocke fällt, ihre Reifen gewechselt haben und fahren dann spontan zu ihrer Werkstatt“, erzählt Lettgen. Die Werkstätten arbeiteten in diesen Wochen bis zu zwölf Stunden am Tag, um den Ansturm zu bewältigen. „Trotzdem kommt es oft zu Engpässen“, verrät Lettgen und empfiehlt jedem Kunden, vor dem Reifenwechsel in der Werkstatt anzurufen und einen Termin zu vereinbaren. „Dann ist ein frühzeitiger Reifenwechsel kein Problem“, sagt er aus Erfahrung.
Für Fahrzeuge, die ein Reifendruckkontrollsystem (kurz: RDKS) besitzen, könnte der Reifenwechsel allerdings teurer werden, wie der ADAC berichtet. „Wenn das Fahrzeug ein direktes Kontrollsystem eingebaut hat, arbeitet es direkt am Rad. Deshalb werden die Reifen teurer und die Technik muss regelmäßig überprüft werden. Das kann 250 bis 300 Euro auf einen Schlag ausmachen“, sagt Heinz-Gerd Lehmann, Techniker beim ADAC.
Dekra und ADAC empfehlen die neue Technologie
Für einen Toyota Auris kosten die Drucksensoren pro Rad 60 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Reifen und die Einstellung des Systems. „Aber der größte Nachteil ist, dass man beim direkten System die Reifen nicht mehr selbst wechseln kann“, so Lehmann.
Trotzdem empfehlen Dekra und ADAC die Technologie. „Zu geringer Fülldruck sorgt für erhöhte Reifenbeanspruchung. Im Extremfall kann das bedeuten, dass der Reifen schlagartig ausfällt. Während der Fahrt kann eine solche Situation lebensgefährlich sein“, sagt Dekra-Reifenexperte Christian Koch. Auch Heinz-Gerd-Lehmann vom ADAC stimmt zu: „Wer prüft den Reifendruck schon regelmäßig wie vorgeschrieben alle 14 Tage? Dieses System kann im Notfall Leben retten und deshalb sehe ich es nicht als Abzocke der Verbraucher an.“
Drucksensoren am Ventil eines jeden Reifens
Es gibt zwei Arten des Reifendruckkontrollsystems. Indirekt messende Systeme erkennen über die Sensoren für Antiblockiersystem (ABS) und elektronisches Stabilitäts-Programm (ESP) an den einzelnen Rädern Veränderungen des Abrollumfangs der Reifen, die auf falschen Reifenfülldruck schließen lassen.
Bei direkt messenden Systemen sind am Ventil eines jeden Reifens Drucksensoren angebracht. „Beide Systeme sind sehr empfindlich und melden sich schon bei einer Abweichung von 0,1 Bar“, erklärt Heinz-Gerd Lehmann. Panikmache? „Ich denke, dass beim Aufleuchten jeder Kontrollleuchte erst einmal ein unwohles Gefühl auftritt und der Fahrer an der nächsten Tankstelle nachschaut, ob es etwas zu beanstanden gibt. Aber das zeigt, dass das System seinen Sinn erfüllt“, sagt Lehmann.
Eine günstigere Alternative sind Allwetterreifen
Um zumindest die Kosten für den Reifenwechsel zu sparen, könnten Autofahrer auf Allwetterreifen umsteigen. „Da es am Niederrhein und im Ruhrgebiet keine alpinen Schneebedingungen gibt, reichen Ganzjahresreifen für die hiesigen Bedingungen voll aus“, sagt der ADAC-Experte. Menschen, die überlegen, das ganze Jahr mit Winterreifen zu fahren, um den Wechsel im Frühjahr zu sparen, rät er, von der Idee Abstand zu nehmen. „Winterreifen haben ein weicheres Gummimaterial als Sommerreifen. Sind die Straßen stark erhitzt, verlängert das weiche Gummi den Bremsweg um bis zu 16 Meter. Deswegen: Entweder Allwetterreifen oder das regelmäßige Tauschen von Winter- und Sommerreifen. Dann aber mit einem rechtzeitigen Termin!“