Es ist eine Posse, die erstmal unfassbar scheint: Beate Telgheder (59) aus Witten (NRW) ist blind, kann sich nur mit Mühe durch die Straßen bewegen. Sie braucht einen Blindenhund, ist seit einem halben Jahr in der Zusammenführung mit Vierbeiner Zoe. In ihr werden Besitzer und Hund in NRW durch Besuche und Training individuell aneinander angepasst.
Und das kostet, ist aber im Leistungsspektrum bei vielen Krankenkassen. Nicht aber die Techniker Krankenkasse (TK), bei der Beates Telgheder versichert ist. Im Klartext: das Training, das gegenseitige Angewöhnen, die Kosten für Anschaffung und Unterhalt (Nahrung, Arzttermine) – die immensen Kosten werden NICHT übernommen! Und die 59-Jährige muss ihren Alltag (wieder) ohne Hilfe meistern…
Hund in NRW: Blinde Frau kämpft um Vierbeiner
Auf der Spendenplattform „GoFundMe“ bittet deshalb Beates Schwester Iris Kottmann (55) um Hilfe, weist als Ziel 40.000 Euro aus. Gegenüber DER WESTEN erzählt sie: „Ein Führhund muss bestimmte Qualitäten aufweisen. Das Zusammensein und die Arbeit mit dem Hund hilft meiner Schwester sehr, gibt ihr im Alltag Sicherheit.“ Jetzt aber geht die Betroffene gegen die TK rechtlich vor, zieht gegen ihre Krankenkasse vors Sozialgericht.
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Doch bis das Gericht eine Entscheidung fällt, kann es noch Jahre dauern. „Solange kann der Ausbilder den Hund leider nicht reservieren. Wir brauchen das Geld, damit Beate Zoe reservieren kann – und wieder Hoffnung im Leben schöpft.“
Fatal sei auch, dass Beate einen schweren Unfall in der Bochumer U-Bahn hatte, als sie plötzlich in die Gleise gefallen ist. Seitdem leidet sie auch psychisch, hat Angst, sich in der Stadt zu bewegen. „Ohne ihren Hund wäre das garantiert nicht passiert“, sagt ihre Schwester dazu.
„Laufe täglich mit 100 Schutzengeln“
Auch die Betroffene selbst ist der Verzweiflung nahe. „Ich bin ein lebhafter Mensch, möchte mich oft und viel bewegen. Allerdings brauche ich eine Absicherung für meine Mobilität. Die Krankenkasse ist für Kranke da, denkt man. Doch die Krankenkasse macht Leute erst krank“, urteilt sie gegenüber DER WESTEN. Und weiter: „Ich laufe täglich mit 100 Engeln. Ich hatte nach dem U-Bahn-Unfall fast weitere schwere Unfälle mit Radfahrern und einem Elektroauto, das ich nicht hörte.“
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Sie sei inzwischen sogar bereit, für den Unterhalt des Vierbeiners selbst zu zahlen, wenn sie bloß könnte. Längst sei sie zudem nicht die einzige Betroffene. Immer wieder würden Krankenkassen zunächst Leistungsanträge ablehnen oder hinauszögern. Telgheder: „Sie hoffen darauf, dass Betroffene entnervt aufgeben.“ Die TK selbst will sich gegenüber DER WESTEN nicht äußern, verweist auf das laufende Verfahren. Es bleibt zu hoffen, dass Beate Telgheder letztlich doch noch den Blindenhund bezahlt bekommt – damit sie endlich wieder das Leben führen kann, das sie verdient.