Nicht nur NRW steckt längst mitten in einer Kita-Krise. Erst kürzlich machte die Schlagzeile die Runde, dass Kita-Mitarbeiter häufiger krank sind als andere Berufsgruppen. Eine Expertin schlägt Alarm.
30 Tage fehlen Kita-Beschäftigte im Schnitt pro Jahr – und die Tendenz geht sogar noch weiter nach oben! Das ist das erschreckende Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller Berufsgruppen liegt bei 20 Tagen.
Am häufigsten sind Kita-Mitarbeiter wegen Ateminfektionen krankgeschrieben. Auf Platz zwei folgt die Abwesenheit am Arbeitsplatz wegen psychischen Erkrankungen. Diese sind in den letzten Jahren bei Kita-Mitarbeitern überdurchschnittlich angestiegen. Ayla Celik, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Bildung NRW, kann diese Beobachtungen bestätigen.
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Erzieher und Lehrer müssen auf Krisen reagieren
„Das ist der Ist-Zustand. Aber wie kommt es zu diesem Ist-Zustand? Ich denke das ist ein Symptom und es ist strukturell angesiedelt. Wir haben nicht nur im Kita-Bereich, sondern auch im Schul-Bereich, eine Mangelwirtschaft. Es fehlen Lehrkräfte, es fehlen Fachkräfte. Das führt dazu, dass die Arbeit, die anfällt, von den wenigen die im System sind, getragen werden muss. Wir haben immer weniger Beschäftigte, aber immer mehr Aufgaben, die auf Kita und Schule abgegeben werden“, betont Celik gegenüber DER WESTEN.
Vor allem Krisen wie beispielsweise die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg oder aber gesellschaftliche Veränderung wie Zuwanderung und Digitalisierung würden Kita-Mitarbeiter und Lehrer gleichermaßen vor großen Herausforderungen stellen.
NRW braucht dringend Kita-Plätze
Celik: „Das schwappt ja über in unsere Kitas und Schulen. Die Beschäftigten müssen immer mehr Antworten auf Fragen wissen, für die sie nie ausgebildet wurden und wo sie einfach vom Land im Stich gelassen werden, weil keine entsprechenden Fortbildungen angeboten werden. Das führt natürlich zu einer immensen psychischen Überlastung.“
In NRW werden immer mehr Kita-Plätze benötigt, die Betreuungs-Gruppen werden somit immer größer. Doch gleichzeitig sind die Kitas wegen Personalmangel gezwungen die Betreuungszeiten teilweise drastisch zu kürzen. „Es ist eine Spirale, das ist ein Teufelskreislauf.“
Celiks klare Forderung an die Politik
Dafür verantwortlich macht Celik bildungspolitische Fehlentscheidungen der letzten zehn bis 15 Jahre. Laut der Expertin fehlen in NRW 28.000 Fachkräfte und 100.000 Kita-Plätze. „Wenn wir sagen Bildung beginnt im Elementarbereich mit der frühkindlichen Bildung, dann vernachlässigen wir als Gesellschaft gerade diese frühkindliche Bildung, die die Grundlage für die weitere Bildungskarriere der Kinder ist.“
An die Politik hat Celik eine klare Forderung: „Für die Zukunft fordern wir ein, dass gerade in diese Mangelsituation investiert werden muss. Es muss in Personal investiert werden, es muss in gute Arbeitsbedingungen investiert werden. Diese Notsituation darf nicht dazu führen, dass die Qualitätsstandards abgesenkt werden.“
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