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Kita-Notstand lässt Vater aus NRW kochen – jetzt erlebt er den nächsten Tiefschlag

Kitas in NRW pfeifen aus dem letzten Loch. Ein Vater aus Düsseldorf kämpft dagegen an. Was er erlebt, macht ihn fassungslos.

© Alex Liefermann

Landtag NRW: Hier werden die Entscheidungen getroffen

In Düsseldorf liegt das politische Machtzentrum von Nordrhein-Westfalen. Doch seit wann ist das so und wie viele Politiker sitzen eigentlich im Landtag.

Die Kita-Krise in NRW spitzt sich immer weiter zu. Beinahe jede Einrichtung kann ein Lied davon singen: Personalmangel, ErzieherInnen am Limit und keine Aussicht auf Besserung. So ist es kein Einzelfall, dass eine Kita-Leitung aus NRW zuletzt Eltern eine drastische Entscheidung mitteilen musste (mehr dazu hier >>>).

Alex Liefermann aus Düsseldorf will da nicht länger zuschauen. Der Vater von zwei Kindern (4 und 14) prangert an, dass die NRW-Landesregierung den Ernst der Lage nicht erkannt habe. Schließlich sollen bis zum Jahr 2030 sage und schreibe 20.000 Stellen in Kitas unbesetzt bleiben – und das allein in NRW. Alex Liefermann hat deshalb eine Demo in Düsseldorf organisiert (mehr dazu hier >>>). Er sollte wütend nach Hause gehen, wie er im Gespräch mit DER WESTEN offenbart.

Kita-Krise in NRW: „Inakzeptabel“

„Die aktuellen Zustände in vielen Kitas sind inakzeptabel und nicht tragbar“, polterte Liefermann vor der Demo. Ständig seien Einrichtungen aus Personalnot dazu gezwungen, Betreuungszeiten zu verkürzen oder gar Gruppen und ganze Einrichtungen vorübergehend zu schließen. Die Geduld der Arbeitgeber neige sich daher dem Ende zu.


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Der engagierte Vater wollte gegen diese Entwicklung am 15. April vor dem Rathaus der NRW-Landeshauptstadt protestieren. Im Vorfeld kontaktierte er 80 Kitas, Elternbeiräte, Gewerkschaften und Co. Das Ergebnis lässt ihn fassungslos zurück. Gerade einmal fünf Personen hätten sich zu der geplanten Demo verirrt. Frustriert habe er den Protest schließlich abgeblasen: „Es herrschte Leere, Stille und Enttäuschung. Mit einem Gefühl der Sprachlosigkeit, Wut und Trauer machte ich mich mit all diesen Emotionen im Gepäck auf den Heimweg“, berichtet Alex Liefermann gegenüber DER WESTEN.

Eltern fürchten das Schlimmste

Im Nachgang habe er viele hinterfragt, unter anderem den Vormittags-Termin unter der Woche. Schließlich seien viele Eltern berufstätig. Auch die grundsätzliche Frage, ob die Gesellschaft gerade auf andere Themen fokussiert sein könnte, beschäftigte den Düsseldorfer. Am Ende sei er am gleichen Tag zu einer Demo gegen den Kita-Notstand in Ratingen gefahren. Dort seien immerhin rund 100 Menschen zusammengekommen.

Die bescheidene Resonanz auf seinen Demo-Aufruf macht Alex Liefermann nachdenklich, Foto: Alex Liefermann

Trotz der bescheidenen Erfahrung will Alex Liefermann weiterhin gegen den Kita-Notstand in NRW kämpfen. Kraft ziehe er aus intensiven Gesprächen mit ErzieherInnen aus ganz Deutschland. „Die Vielfalt der Stimmen und Anliegen hat mich beeindruckt und zugleich motiviert, weiterhin für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen einzutreten“, erklärt der Vater. Und seine Ausführungen finden am Ende doch Gehör. So hat NRW-Landtagsabgeordneter Marcel Hafke (FDP) ihn zu einem Gespräch Mitte Mai im Landtag eingeladen.


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Derweil besteht die Sorge, dass die Betreuungszeiten in Kitas womöglich dauerhaft reduziert werden könnten. Lorenz Bahr, Staatssekretär im Familienministerium, brachte dabei laut einer kleinen Anfrage der SPD im Landtag ein Modell mit Kern- und Zubuchungszeiten ins Spiel.

Die Landesregierung teilte daraufhin mit, dass man die Studienlage zur Lage in den Kitas im Blick behalte. „Darunter fällt auch die Studie der Bertelsmann-Stiftung, in der unter anderem eine Reduzierung der Öffnungszeiten als eine mögliche Maßnahme gegen den vorherrschenden Fachkräftemangel genannt wird und auf die Herr Staatssekretär Lorenz Bahr im Rahmen einer Veranstaltung hingewiesen hat.“

Berufstätige Eltern fürchten, dass eine solche Reduzierung der Betreuungszeit womöglich im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) verankert werden könnte. Die Prüfung der Möglichkeiten sei laut NRW-Landesregierung aber noch nicht abgeschlossen. Gut möglich, dass der Protest von Alex Liefermann noch einmal deutlich mehr Eltern-Zulauf bekommen könnte, sollten Betreuungszeiten dauerhaft reduziert werden. Eine neue Petition hat er jedenfalls gestartet, um Druck auf die Landesregierung aufzubauen.