Gemeinsame Erlebnisse können Kinder und ihre Eltern schon in frühen Jahren eng aneinander schweißen. Vom alltäglichen Spielen bis hin zu Ausflügen oder Urlauben – all das kann die Eltern-Kind-Beziehung nachhaltig prägen. Daher veranstalten auch Kitas häufiger Events, an denen sich Elternteile der Kinder gezielt beteiligen sollen.
So auch eine Kita in Hamm (NRW). Der Plan: ein Vater-Kind-Zeltlager. Spielen und Übernachten im Freien, abends am Lagerfeuer sitzen – gemeinsam mit Papa Erinnerungen schaffen, die ein Leben lang halten. Klingt doch erstmal schön.
Doch die Eltern von Steven (Name von der Redaktion geändert) üben nun heftige Kritik an der NRW-Kita. Ihr Kind darf nicht mit auf die Freizeit. Steven lebt bei seiner Mutter und deren Partnerin. Sein leiblicher Vater ist am Zeltlager-Termin verhindert, also wollte seine Stiefmutter einspringen – und erhielt von der Kita eine klare Absage.
NRW-Kita lässt Stiefmutter nicht zu Vater-Kind-Tag
Wer kein Mann ist, hat keinen Platz bei der Vater-Kind-Aktion – so die Begründung der Kita in Hamm. Wie der „Westfälische Anzeiger“ berichtet, teilte die Kita-Leitung mit, dass man von dieser Entscheidung auch nicht abweichen wolle. Das habe nichts mit der Diskriminierung oder fehlenden Akzeptanz diverser Familiensituationen zu tun – aber die Aktion solle eben schlichtweg Vater-Kind-Beziehungen stärken. Die Verbindung zwischen dem Kind und einer männlichen Bezugsperson. Daher sind auch nur männliche Erzieher beim Zelten vor Ort, wie der Elternrat der Kita zuvor beschlossen hatte.
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Entsprechend wäre es unpassend, wenn Steven mit seiner Stiefmutter teilnehmen würde. „Wir wollen ganz bewusst die Männer dafür gewinnen“, erklärt die Kita-Leitung. Das Argument: Auch andere Kinder, deren Väter – so wie Stevens leiblicher Papa – am Zeltlager-Termin keine Zeit haben, können eben nicht an der Aktion teilnehmen.
Stiefmutter fühlt sich „verletzt und diskriminiert“
Doch Stevens Stiefmutter will diese Erklärung nicht akzeptieren. „Ich habe mich im Leben selten so verletzt und diskriminiert gefühlt“, wird sie vom „Westfälischen Anzeiger“ zitiert. Sie sieht in der Tatsache, dass sie als Stiefmutter nicht mit Steven teilnehmen darf, einen Beweis dafür, dass die Gesellschaft gleichgeschlechtliche Beziehungen noch nicht als gleichberechtigt ansehe – und fragt, wie sie ihrem enttäuschten Stiefsohn nun erklären solle, warum er nicht mit seinen Freunden zelten dürfe.
Die Kita in Hamm will nun „interne Gespräche“ führen, ob ähnliche Aktionen künftig eher als „Familienevents“ konzipiert werden sollen, um ähnliche Ärgernisse zu verhindern.