Veröffentlicht inRegion

Kliniken in NRW schlagen Alarm – „Noch ärgerlicher und absurder“

Die Anforderungen durch die Klinikreform und den Klinik-Atlas von Lauterbach bringen die Krankenhäuser in NRW zum Ächzen.

© IMAGO/Bihlmayerfotografie

NRW erkunden: Die besten Ausflugstipps

Der neueste Krankenhaus-Wahnsinn trifft nun die Kliniken in NRW. Nachdem es zuletzt um die Spezialisierung ging, sollen nun für den Bundes-Klinik-Atlas die Arbeitszeiten aller Ärzte übermittelt werden – ein bürokratischer Aufwand, der seinesgleichen sucht.

Die Kritikwelle ist groß, wie die „WAZ“ berichtet. Sie richtet sich direkt an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Ärztekammer NRW wirft dem Politiker vor, die Kliniken zusätzlich zu belasten. Noch mehr Dokumentation, noch weniger Zeit für die eigentliche Aufgabe, nämlich Patienten zu behandeln.

Kliniken in NRW vor Zusammenbruch

Laut Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), wäre das ein „unfassbarer bürokratischer Aufwand“. „Unmengen an Daten“ müssten übermittelt werden. Die Kliniken müssen bis April rückwirkend noch für 2025 minutiös auflisten, wer in welcher Abteilung wie viel gearbeitet hat, damit erkenntlich ist, für welche Bereiche – Kardiologie, Onkologie etc. – am meisten Zeit aufgewandt wurde. Ansonsten drohen strenge Strafen.


Auch interessant: Vater aus NRW verzweifelt – Ärzte lehnen Behandlung seiner kranken Tochter ab! „Unerträglich“


Über den Bundes-Klinik-Atlas, ein Info-Portal, das im Mai 2024 online ging, können Patienten nach spezifischen Kriterien nach der richtigen Klinik für sich suchen. Lauterbach ist bei dem Projekt federführend, daher geht die Kritik direkt an ihn. „Aufgrund der Komplexität der zu liefernden Daten und der vielfach noch nicht vorhandenen Software können nur wenige Krankenhäuser die Frist zur Datenlieferung einhalten“, so Gerald Gaß, Vorstand der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), gegenüber der „WAZ“.

Kliniken in NRW ächzen unter der Bürokratie-Last

Nicht nur den Aufwand kritisiert Gaß, auch das Portal an sich bezeichnet er als eine „völlig nutzlose und teure Suchmaschine, die nach ihrem desaströsen Start voller Falschangaben vor einem Jahr heute ganze 25 Krankheiten listet“. Vor dem Hintergrund, dass das Portal gar nicht so stark frequentiert werde, sei das „noch ärgerlicher und absurder“. Das Deutsche Krankenhausverzeichnis oder die allgemeinen Angebote der Krankenkassen würden viel mehr genutzt, so die Erfahrung der DKG.


Mehr News:


Das Bundesgesundheitsministerium besteht allerdings darauf, dass die Daten zumindest für die Krankenhausreform „unerlässlich“ seien, vom den Klinik-Atlas keine Rede. „Dass Stand heute die weit überwiegende Mehrheit der Krankenhäuser die nach Leistungsgruppe sortierten Arztdaten bereits übermittelt hat, erscheint dem Bundesgesundheitsministerium als der beste Beweis dafür, dass die Datenlieferung problemlos möglich und auch mit vertretbarem Aufwand darstellbar ist.“

Die Krankenhausreform, das Krankenhausverbesserungsgesetz, der bürokratische Aufwand – bei den Kliniken liegen die Nerven blank. Was Carsten Stefen vom Evangelischen Krankenhaus Oberhausen/Mülheim dazu zu sagen hat, liest du >>hier im Artikel der „WAZ“.