Dramatischer Großeinsatz in Marl im nördlichen Ruhrgebiet mit einem Todesopfer! In einem Krankenhaus ist am Donnerstagabend ein Feuer ausgebrochen. Flammen schlugen aus dem Gebäude, aus mehreren Zimmern quoll dichter schwarzer Rauch.
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Die Feuerwehr-Leitstelle des Kreises Recklinghausen löste Großalarm mit dem Stichwort „MANV 50“ aus. Das bedeutet, dass zunächst ein sogenannter Massenanfall von Verletzten mit bis zu 50 Betroffenen befürchtet wurde. Hunderte Rettungskräfte aus der Region machten sich auf den Weg nach Marl.
Aktuelle Information: Ab Freitagmorgen (30. Juni), 8 Uhr, können Angehörige an einem Info-Punkt im Eingangsbereich des Marien-Hospitals erfragen, ob sich ihre Angehörigen noch vor Ort befinden oder ob sie verlegt werden mussten. Die Stadt Marl hat zudem für Angehörige eine Hotline eingerichtet: Tel. 02365/917-533.
Marl (Ruhrgebiet): Krankenhaus wird evakuiert
Das Feuer war am Donnerstagabend (29. Juni) gegen 18.40 Uhr im Marien-Hospital an der Hervester Straße in Marl ausgebrochen. Als die ersten Einsatzkräfte des Löschzugs Alt-Marl der Freiwilligen Feuerwehr eintrafen, schlugen gewaltige Flammen aus einem Patientenzimmer im ersten Obergeschoss und von dort die Fassade hoch bis zum zweiten und dritten Obergeschoss. Aus den Fenstern von benachbarten Zimmern quoll dichter Rauch. Über die Lüftungsanlage verbreitete sich der Brandrauch im gesamten Krankenhaus. Die Einsatzkräfte brachten direkt ein Drehleiterfahrzeug in Position, später noch ein zweites, um von außen zu löschen. Weitere Trupps, ausgerüstet mit Atemschutzgeräten, gingen ins Gebäude, um das Feuer von innen zu bekämpfen.
Zeitgleich lief die Evakuierung des gesamten Krankenhauses an. 199 Patienten befanden sich dort, als das Feuer ausbrach. Sie wurden, sofern sie nicht selbst laufen konnten, in Betten und Rollstühlen auf einen Parkplatz geschoben. Patienten von der Intensivstation wurden direkt mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser verlegt. „Sie kommen im Klinikum Vest unter in Marl und Recklinghausen“, berichtete der Marler Bürgermeister Werner Arndt gegen 20.30 Uhr.
Frau verstorben – Patient mit brennender Kleidung
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits rund 350 Einsatzkräfte vor Ort, so Arndt. Es werde jetzt geprüft, welche Teile des Marien-Hospitals – wenn überhaupt – weiterhin genutzt werden können und wie viele Patienten noch am Donnerstagabend in andere Krankenhäuser verlegt werden müssen.
Die medizinische Untersuchung aller betroffenen Personen aus dem Gebäude dauerte mehrere Stunden. Am Donnerstagabend und Freitagvormittag war zunächst von vier Verletzten die Rede. Am Freitagmittag gab es dann traurige Gewissheit: Es sind ein Todesopfer und sieben Verletzte zu beklagen. Eine 90-jährige Patientin, die bereits schwer vorerkrankt war, hat den Vorfall nicht überlebt. Wie Dr. Markus Schmidt, Chefarzt der Inneren Abteilung, in einer Pressekonferenz erklärte, wurde sie noch auf dem Krankenhaus-Gelände reanimiert, dann in ein anderes Krankenhaus nach Recklinghausen transportiert, verstarb dort allerdings. Der Patient, in dessen Zimmer das Feuer ausbrach, wurde mit brennender Kleidung aufgefunden und leicht verletzt. Sechs Klinik-Mitarbeiter/innen haben Rauchgasvergiftungen erlitten, sind aber auf dem Weg der Besserung.
Wie Krankenhaus-Pressesprecherin Birgit Böhme-Lueg am Donnerstagabend erläuterte, war das Feuer auf Station 2 ausgebrochen. Es brannte ein Bett, die Flammen griffen dann aber schnell auf das gesamte Zimmer über. Pflegepersonal holte noch einen Feuerlöscher, hatte aber keine Chance mehr. Es sei schnell zu einer massiven Verrauchung gekommen. Nach der anfänglichen Aufregung und der Evakuierung, so Böhme-Lueg, habe sich die Situation aber bald beruhigt. Zur möglichen Brandursache gibt es noch keine Angaben.
Brandermittler des Polizeipräsidiums Recklinghausen haben am Freitagmorgen die Arbeit aufgenommen. Am Nachmittag soll, wie die Marler Zeitung berichtet, ein weiterer Experte konkret das Patientenzimmer begutachten, in dem das Feuer ausbrach.
Sanierung wird Monate dauern
Ob überhaupt noch Patienten in ihre Zimmer zurückkehren können, war am Donnerstagabend lange Zeit unklar. Zunächst musste die Feuerwehr das gesamte Gebäude, das zeitweise zu größeren Teilen verraucht war, in Augenschein nehmen. Am späten Abend konnten dann mehrere Bereiche des Marien-Hospitals wieder in Betrieb genommen werden. Viele Patienten wurden aber auch in umliegende Kliniken transportiert. Vorerst nicht mehr nutzbar ist die Intensivstation. Durch Löschwasser ist ein erheblicher Sachschaden entstanden. Die Station 2 hingegen, wo das Feuer ausbrach, wurde so massiv beschädigt, dass die Sanierung vermutlich Monate dauern wird, sagte Krankenhaus-Geschäftsführer Dr. med. Andreas Weigand am Freitagmittag.
Besorgte Angehörige kommen zum Marler Marien-Hospital
Aufgeschreckt von der Horror-Nachricht von dem Brand eilten nicht nur Mitarbeiter, sondern auch zahlreiche besorgte Angehörige von Patienten zum Krankenhaus nach Marl im Ruhrgebiet, um nach dem Rechten zu schauen und bei der Betreuung zu helfen. Vor Ort spielten sich bewegende Szenen ab. Wie die Marler Zeitung berichtet, hielten sich Menschen still an den Händen. Helfer verteilten Wasser und Kuchenstücke zur Stärkung. Notfallseelsorgerinnen betreuten Patienten und Beschäftigte.
Neben Kräften von Feuerwehr und Rettungsdienst aus Marl, aus mehreren weiteren Städten des Kreises Recklinghausen sowie aus Gelsenkirchen, Bochum, Essen und Herne war auch die Polizei mit einem Großaufgebot präsent. Beamte halfen dabei, Matratzen für die in Sicherheit gebrachten Patienten herbeizutragen. Da Regen angekündigt war, schickte die Vestische Straßenbahnen GmbH große Gelenk-Linienbusse nach Marl zur Unterbringung der Menschen. Vor dem benachbarten Finanzamt baute die Kreisverwaltung Recklinghausen eine Einsatzzentrale auf.
Gegen 20 Uhr meldete der Marler Feuerwehr-Chef Rainald Pöter, der Brand sei gelöscht. Danach begannen die Einsatzkräfte, die betroffenen Gebäudeteile mit Hochleistungslüftern vom giftigen Rauch zu befreien. Wie die Marler Zeitung berichtet, galten zeitweise zwei Menschen als vermisst. Um 20.30 Uhr dann die erlösende Nachricht: Alle Mitarbeiter und Patienten sind gefunden worden.
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Das Marien-Hospital Marl hat 281 Betten. Die 760 Mitarbeiter/innen versorgen pro Jahr rund 14.000 Patienten. Zusammen mit drei weiteren Krankenhäusern in Herten, Dorsten und Haltern am See bildet das Marien-Hospital einen Verbund: das Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord (KKRN). Vor etwa 15 Jahre brannte es schon einmal im Marien-Hospital Marl, jedoch war die Dimension damals deutlich kleiner.
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