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NRW-Bäcker will Bargeld-Zahlung loswerden – Kunden auf 180: „Was soll das?“

Mit einer lieb gemeinten Aktion sorgte diese Bäckerei aus NRW für große Diskussionen. Dabei ging es um eine „alte Liebe“ der Deutschen.

Eine Bäckerei-Mitarbeiterin aus NRW reicht zwei Brote und verlangt die Zahlung mit EC-Karte.
© imago/Funke Foto Services

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Man kann es einfach niemals allen Menschen recht machen. Diese Lehre muss nun auch eine Bäckerei aus NRW ziehen.

Die NRW-Bäckerei meinte es nur gut – sowohl gegenüber den Kunden als auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Doch Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es nicht auch hier mal wieder etwas zu meckern gäbe. Aber der Reihe nach.

NRW: Bäckereien und das Bargeld

Mit 63 Filialen am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet ist die Bäckerei Schollin in NRW längst eine Institution. In den vergangenen Jahren machten die Mitarbeiter bei Schollin die gleiche Erfahrung wie Bäckerei-Mitarbeiter in der gesamten Bundesrepublik: Die Zahlung mit Karte bringt einige Vorteile mit sich.

Der größte Vorteil: Kartenzahlung ist bei Bäckereien ein deutlich schnellerer Vorgang. Die Zeitersparnis liegt hier zunächst bei den Mitarbeitern, die sich nicht ständig die Hände waschen oder desinfizieren müssen, weil sie mit Bargeld in Berührung kamen.

Dies wiederum hat auch positive Auswirkungen auf den Einkauf der Kunden. Denn wenn ein Mitarbeiter mit der Abwicklung von Kunde A schneller fertig ist, kann er sich umso zügiger um Kunde B kümmern.

NRW-Bäckerei wirbt für Kartenzahlung

Und so wollte die Bäckerei aus NRW ihre Filialen mit einem großen Gewinnspiel zu mehr Kartenzahlungen motivieren. In einer Filiale in Gladbeck entdeckte unsere Reporterin ein Schild mit der Aufschrift: „Helfen Sie uns mit unserem Gewinnspiel und zahlen Sie mit EC-Karte. Die Filiale mit den meisten Kartenzahlungen gewinnt eine Reise nach Mallorca.“

Die Aktion (hier alle Hintergründe dazu) soll aber nicht nur einigen Mitarbeitern einen schönen Urlaub bescheren, wie eine Sprecherin der NRW-Bäckerei auf Nachfrage von DER WESTEN mitteilte: „Viele unserer Kund:innen wissen nicht, dass sie auch Kleinstbeträge schon mit Karte bei uns zahlen können. Wir sehen einfach sehr viele Vorzüge im kontaktlosen Zahlen. Nicht nur, dass die Abwicklung schneller geht, weil weder die Kund:innen noch unsere Mitarbeitenden Klein- und Wechselgeld suchen müssen, die Transaktionen sind durch das kontaktlose Zahlen für beide Seiten besonders transparent, sicher und hygienisch.“


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Bäckerei-Kunden diskutieren

Klingt nachvollziehbar. Sollte man meinen. In den sozialen Netzwerken äußern jedoch viele Bäckerei-Kunden ihr Unverständnis, als sie unseren Artikel über die Gewinn-Aktion lasen. „Von niemandem lasse ich es mir vorschreiben, auf welche Weise ich meine Einkäufe begleiche“, kommentiert ein Leser bei MSN den Artikel von DER WESTEN und erkennt womöglich nicht, dass die Bargeldzahlung auch bei der Bäckerei Schollin nach wie vor möglich ist.

Ein anderer Leser schreibt: „Das mag ja sein, dass die Kartenzahlung schneller geht. Aber wenn ich für jede Buchung bei meiner Bank noch extra zahlen muss, ist das für mich indiskutabel.“

Die nächste Leserin von DER WESTEN fügt hinzu: „Bargeld ist Freiheit. Bargeld-Zahlungen sind nicht langsamer als Kartenzahlungen. Oft funktioniert diese Zahlung nicht und die Bargeld-Kunden müssen warten. Wir haben genug Überwachung, da muss die Kartenfirma nicht auch noch wissen, was ich in der Bäckerei einkaufe.“

Weitere Kommentare:

  • „Da wird ein Problem hochgejubelt, was bisher keines war und auch keines ist. Mit Bargeld habe ich meine Ausgaben besser unter Kontrolle, weil ich sie direkt sehen kann. Auch ein Argument.“
  • „Das würde aber eine Preiserhöhung zur Folge haben müssen, weil für die Kartenterminals Gebühren – meist nach Umsatz – fällig werden. Die ganz Unverschämten wollen 5 Prozent vom Umsatz. Wer eine Bäckerei betreibt und glaubt, damit kundenfreundlich zu sein, wird mehr Kunden verlieren, wenn die Brötchen plötzlich deutlich teurer werden.“
  • „Was soll immer das plumpe Argument, dass Kartenzahlung schneller geht? Bei den meisten Kunden geht auch Barzahlung fix. Es kramt ja nicht jeder 100 einzelne Münzen zusammen. Mich stört, dass ich bei Kartenzahlung offenlege, was ich wann und wo gekauft habe. Geschäfte und Lokale, die auf Kartenzahlung bestehen, meide ich.“
  • „Durch die vielen Kartenzahlungen mit Kleinstbeträgen hätte man dann ganz viel Zeitaufwand, die Abbuchungen auf den Auszügen zu kontrollieren und mit den erhaltenen Belegen gegenzuchecken. Wo ist da der Zeitgewinn? Da werfe ich beim Bäcker doch lieber ein paar Münzen auf den Tisch und fertig.“


Deutsche Liebe zum Bargeld

Die Deutschen und ihr Bargeld – wie groß diese Liebe immer noch ist, musste die NRW-Bäckerei Schollin nun am eigenen Leib erfahren. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Kunden, die ihre Einkäufe gerne mit der Karte begleichen und die den Mitarbeitern der Gewinner-Filiale ein paar schöne Tage auf Mallorca wünschen.   

So lässt ein Leser wissen: „Es ist schon so, dass man in der Warteschlange steht, weil die Vorderperson erst nachdem man den Preis erfahren hat, anfängt, das Portemonnaie in der Tasche zu suchen und dann die Groschen zusammen kratzt. Ich werde mich, wenn das auch von den Geschäften gewünscht wird, gerne umstellen.“