Der brutale Mord an Hannah S. (25) aus Hamm (NRW) – er hat ganz Deutschland geschockt.
Der mutmaßliche Killer der jungen Frau, Simon S. (27), soll nach einer langen Partynacht über Hannah hergefallen sein, eine Klinge dreimal in ihren Körper gerammt haben. Ein Stich hat ihr Herz getroffen, sie hatte keine Chance. Am Morgen nach der brutalen Tat haben Spaziergänger die halbnackte Leiche von Hannah an einem Weiher mitten im Park am Landgericht Hamm (NRW) gefunden.
Am 22. September ist Simon S. festgenommen worden. Was ist das für ein Typ, der jahrelang mit wildfremden Frauen chattete und immer abgewiesen worden ist? Wie beurteilen Profiler das merkwürdige und sonderbare Verhalten des 27-Jährigen aus NRW?
NRW: Hannah in Hamm mit Stich ins Herz getötet
Diese Redaktion hat mit Axel Petermann (68) aus Bremen gesprochen. Petermann ist Profiler und Kriminalist, gehört zu den profiliertesten Kriminal-Experten der Bundesrepublik. Sein gerade erst erschienenes Buch „Im Auftrag der Toten“ hat es auf Anhieb auf die Bestseller-Listen geschafft, dort geht er längst vergessenen und ungelösten Mordfällen („Cold Cases“) durch, setzt neue Ermittlungsschwerpunkte.
Gegenüber der Redaktion erklärt er die Psyche von Simon S., geht den Fall der getöteten Hannah durch: „Er hatte recht wahllos Kontakte zu Frauen und bei mir den Eindruck erweckt, dass er ein Stalker-Typ sein könnte, der völlig irrational und fast wahnhaft davon ausgeht, die Frauen könnten auf sein Werben eingehen. Eine Verkennung der Realität, ein Liebeswahn, bei dem Ablehnung fatalerweise als Zustimmung interpretiert wird und zu weiteren Kontakten ermuntert.“
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Und weiter: „Eine zweite Möglichkeit: Bei Simon S. handelt es sich bei ihm um einen ‚inkompetenten Stalker‘, bei dem Stalking der Schlüssel ist, um sich einer Frau nähern zu können. Das bedeutet: Er hat keine kommunikativen Fähigkeiten, um Kontakt aufzunehmen und eine Beziehung aufrechtzuhalten. Definitiv dürfte er nicht erkannt haben, dass keine der Frauen ihn wollte, dass sich nie eine ‚Beziehung ‚ und Intimität auf gleicher Ebene abspielen würden. Er war in einer Scheinwelt.“
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Das ist ein Profiler:
- Begriff stammt aus dem Englischen, bedeutet übersetzt „Profilersteller“ und „Fallanalytiker“
- meist ein Angehöriger der Polizei, der zur Aufklärung von schweren Verbrechen operative Fallanaylse betreibt
- zieht auf Basis kriminalistischer Erkenntnisse anhand von Indizien, Tatort-Spuren und Straftat-Umständen Schlüsse
- schließt auf das Verhalten des Täters und erkennt Muster
- in den Landeskriminalämtern (LKA) in Deutschland arbeiten rund 80, beim Bundeskriminalamt (BKA) acht Profiler
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NRW: Top-Profiler über Täter – „Er macht Opfer für Tat verantwortlich“
Simon S. habe zudem den Eindruck gemacht, dass er unter psychischen Problemen leide. „Das entschuldigt aber in keiner Weise die Tat“, stellt Petermann klar, doch müsse für die Strafzumessung, Therapie und Prognose psychiatrisch geprüft ertfrn, ob und in welcher Form eine psychische Störung vorliegen könnte. Dass er laut aktuellem Ermittlungsstand bereits am Tag nach der Tötung von Hannah wieder fremden Frauen Nachrichten schrieb, ist für den Experten nicht verwunderlich.
Profiler Petermann: „Es kann sein, dass er das Opfer, also Hannah, für seine Tat verantwortlich machte, sodass er kein schlechtes Gewissen hatte. Eventuell hat er die Ablehnung auch als ‚Trennung‘ empfunden und ihre Abweisung nicht akzeptiert. Er könnte einen Macht- und Kontrollverlust empfunden haben, weil nicht er als Mann derjenige war, der bestimmte, dass und wann die Beziehung endete, sondern das spätere Opfer. Er könnte Hannah nach dem Motto: ‚Weil sie mich nicht wollte, hat sie dafür gesorgt, dass es mir schlecht ging!‘ Vorwürfe gemacht haben. Diese Schuldverlagerung kann dazu führen, dass solche Täter keinerlei Schuldgefühle empfinden, schließlich hatte das Opfer selbst ’schuld‘.“
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Dass er Hannahs halbnackte Leiche nicht beseitigt oder zumindest besser versteckt hatte, zeigt für Petermann eines: „Er könnte das Opfer in großer Eile versteckt haben, vielleicht konnte er sich auch nicht vorstellen, dass der Verdacht auf ihn fällt. Deshalb könnte er keine Notwendigkeit dafür gesehen haben, die Leiche zu verstecken. Es scheint so zu sein, als hätte ihn Hannahs Tötung nicht groß tangiert. Das erklärt auch, warum er schon am nächsten Tag weiteren Frauen Nachrichten schickte.“
NRW: Täter laut Profiler kein typischer Frauenmörder – „Keiner, der nachts Frauen auflauert“
Simon S. zeigt nach den Informationen, die bekannt sind, auf den ersten Blick keine Merkmale eines typischen Frauenmörders, so der 67-Jährige: „Frauen werden häufig von ihren Partnern nach Trennungen getötet, da sie Macht- und Kontrollverlust befürchteten und sie nicht diejenigen waren, die die Beziehung beendeten. Da tötet ein Mann schon eher, als dass er die Frau freigibt. Das ist leider das größte Risiko einer Frau, Opfer eines Verbrechens zu werden.“
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Und weiter: „Mordende Stalker, wie Simon S. einer zu sein scheint, gibt es immer wieder, doch es sind seltene Fälle. Wir wissen nicht, wie das Vortatverhalten von Simon S. war, doch scheint sich die Anzahl und Frequenz seiner Nachrichten an Hannah und weitere potentielle Opfer vor dem Verbrechen erhöht zu haben. Allerdings scheint er auch nicht dem Typ eines Vergewaltigers zu entsprechen, der Frauen nachts auflauert, sie vergewaltigt und dann tötet, um das vorangegangene Tatgeschehen zu verdecken. Er dürfte die Realität total verkannt und dabei so aufdringlich, so ungelenk und distanzlos gewesen sein, dass die Situation eskalierte und mit tödlicher Gewalt endete.“
S. sitzt wegen Mordverdachts in U-Haft, die Ermittlungen laufen weiter.