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NRW: Erschreckende Bilanz – immer mehr Gewalt in Kitas

Eine neue Bilanz erschreckt. An Kitas in Nordrhein-Westfalen gibt es immer mehr Fälle registrierter Gewalt.

© IMAGO/Funke Foto Services

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Laut der Polizei-Kriminalstatistik ist die Kriminalität in NRW 2022 leicht angestiegen. In den vergangenen sechs Jahren war sie noch stetig gesunken. Mit knapp 1,37 Millionen Delikten gab es einen Anstieg um 13,7 Prozent zum Vorjahr.

Diese Bilanz ist ziemlich erschreckend: An Kindertagesstätten in NRW kommt es zu mehr registrierten Fällen von Gewalt und pädagogischem Fehlverhalten. Diese Erkenntnis geht auf eine Antwort von NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) auf Anfrage aus der SPD-Fraktion zurück. Die Sozialdemokraten ließen das Ergebnis nicht unkommentiert, sondern formulierten Vorwürfe gegenüber der aktuellen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen.

NRW: Mehr registrierte Fälle von Gewalt und pädagogischem Fehlverhalten

Während die Kita-Träger im Jahr 2021 noch 702 solcher Fälle an die Landesjugendämter meldeten, waren es im Folgejahr 2022 bereits 1.011, wie aus der Antwort von NRW-Familienministerin Josefine Paul hervorgeht. Die SPD-Fraktion veröffentlichte die Angaben am Montag (18. September). Im ersten Halbjahr 2023 gingen demnach bereits 782 solcher Meldungen ein.

Laut Paragraf 47 des Sozialgesetzbuches müssen Träger von Kindertagesstätten Ereignisse, die geeignet sind, das Wohl der Kinder zu gefährden, unverzüglich der zuständigen Behörde melden. In NRW sind dies die bei den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe angesiedelten Landesjugendämter.

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Bei den 1.011 Fällen im Jahr 2022 wurde den Angaben zufolge über 600-mal die Gewalt durch Mitarbeitende der Einrichtungen ausgelöst. Enthalten sind in dieser Zahl demnach 82 sexuelle Übergriffe oder Gewalttaten, 171 körperliche Übergriffe oder Körperverletzungen und 353 Fälle von pädagogischem Fehlverhalten. Darunter fallen Straf- und Erziehungsmaßnahmen wie zum Beispiel Zwang zum Aufessen oder zum Schlafen, das Isolieren, Fixieren oder Bloßstellen von Kindern oder verbale Drohungen. In rund 400 gemeldeten Fällen ging die Gewalt von den Kindern aus.

SPD-Abgeordneter kritisiert Landesregierung

Das Familienministerium erklärte, die reinen Daten erlaubten „keinerlei qualitative Erkenntnis“ über die Gründe der gestiegenen Zahl an Meldungen. Es sei von einer „erhöhten Sensibilisierung“ bei den Trägern der Kindertagesstätten, den Einrichtungen selbst und den Eltern auszugehen. Diese sei unter anderem durch die Missbrauchskomplexe von Lügde, Bergisch-Gladbach, Münster und Viersen ausgelöst sowie durch intensive Informationen der Landesjugendämter an die Träger.


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Die den Meldungen zugrunde liegenden kindeswohlgefährdenden Ereignisse hätten nach Einschätzung der Landesjugendämter in der Regel mehrere Ursachen, betonte Familienministerin Paul. Dabei spiele individuelle Überforderung von Mitarbeitern ebenso eine Rolle wie Personalmangel. Auch mangelnde pädagogische Fähigkeiten oder Aufsichtspflichtverletzungen führt das Ministerium in seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage an.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer verlangte eine schnelle Klärung der Ursachen für den Anstieg der gemeldeten Gewalt in Kindertagesstätten. Er warf der Landesregierung vor, sich gegen die Forderung nach einer unabhängigen Studie zu stellen, um die Hintergründe dieser Entwicklung zu erforschen. Familienministerin Paul erklärte, man wolle wegen der Komplexität einer solchen Untersuchung zunächst die Ergebnisse der von der Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geplanten Studie abwarten. (mit epd)