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NRW: Mann findet jahrzehntealten Brief in seinem Haus – der Inhalt sorgt für Tränen

In einem Haus in NRW ist ein Mann durch Zufall auf eine Zeitkapsel gestoßen. Die Zeilen einer Frau aus dem Jahre 1946 halten uns den Spiegel vor.

Der Brief versteckte sich hinter diesem Einbauschrank.
© privat

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Historischer Fund in NRW! Eigentlich hat Lukas nur einen Einbauschrank in seinem Haus in Krefeld abbauen wollen. Der Vorgang tat ihm und seiner Frau Käthe in der Seele weh. Denn grundsätzlich wollte das Paar den Charme des in der Stadt in NRW durchaus bekannten „Ramrath“-Hauses möglichst bewahren.

Doch der Fensterbauer machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Um die einfach verglasten Fenster des geschichtsträchtigen Hauses am Westwall 54 auszutauschen, musste der Schrank weichen. Keiner der Beteiligten ahnte, dass dadurch ein verschollener Brief aus dem Jahr 1946 ans Tageslicht kommen würde. Die Botschaft aus der Nachkriegszeit sollte nicht spurlos am Paar aus der Samt- und Seidenstadt vorbeigehen.

NRW: 78 Jahre alter Brief sorgt für Gänsehaut – „Habe nur geheult“

„Dies ist mein Haus und doch nicht mein, beim nächsten wird es auch so sein.“

„Ich habe den ersten Satz gelesen und nur geheult“, gibt Käthe Einblick in ihr Seelenleben nach der bewegenden Entdeckung. Die Tränen seien einfach weitergeflossen, als sie die drei mit der Schreibmaschine verfassten Seiten des Briefes las. Die Zeilen stammen von Marie Agnes Rolfes (geborene Ramrath), der damals 32-jährigen Tochter von Johann und Christine Ramrath, die 1907 ihre Plissee-Brennerei in Krefeld-Uerdingen gegründet hatten. 1922 zog es die Familie in die Krefelder Südstadt. Hier kaufte die Familie ein Haus am Westwall und versah es mit dem noch heute bestehenden Schriftzug „Joh Ramrath Seit 1907“. Nur das „J“ ist mit der Zeit verloren gegangen.

Das Ramrath-Haus im Jahr 1998. Foto: Axel Brunner

In ihrem Brief richtet sich Marie Agnes Rolfes an den unbekannten Finder in der Zukunft. Gezeichnet vom Schrecken des Nazi-Regimes, der im II. Weltkrieg mündete und unendliches Leid in ganz Europa verursachte, beschreibt sie im Jahre 1946, wie das Ramrath-Haus bei einem Bombenangriff im Oktober 1944 dem Erdboden gleichgemacht wurde. Wie sie und ihre Familie im Keller des Hauses überlebten. Von der Flucht aus Krefeld und der Rückkehr nach dem Krieg. Wie die Familie Ramrath als eine der ersten ihr Haus an gleicher Stelle neu errichtete – unter dem widrigen Mangel der Nachkriegsjahre.

Der Brief versteckte sich hinter diesem Einbauschrank. Foto: privat

„Du machst eine Tür auf und bist plötzlich im Jahr 1946. Und dann war das noch eine junge Frau. Mit Träumen und Hoffnungen“, beschreibt Käthe ihre Gefühlslage. „Das ist schon auch schön“, findet sie und spielt dabei vor allem auf den Abschluss des Briefes hin (hier kannst du den Inhalt des Briefes nachlesen >>>).

Brief als Zeitkapsel versteckt: „Das ist schon krass“

1988 muss Marie Agnes Rolfes den Brief dann beim Einbau des Schrankes als Zeitkapsel gezielt versteckt haben. Sie deponierte ihn gemeinsam mit einer Tageszeitung der „WZ“, einem Spiegel-Magazin mit Boris Becker auf dem Cover sowie diversen Glücksbringern (Fliegenpilz, Schweinchen, christliches Kreuz), Fotos und einem Satz Münzen der Deutschen Mark in einem Hohlraum zwischen Fensterbrett und Schrank.

Fundstücke aus dem Ramrath-Haus in Krefeld. Foto: Alexander Keßel / DER WESTEN

„Das ist schon krass“, findet Lukas, der die Zeitkapsel also 36 Jahre später finden sollte. „Man fühlt sich direkt angesprochen und hat nun eine noch größere Verbindung zu dem Haus“, berichtet der 41-Jährige und spricht von einem „Gänsehaut-Moment“ beim ersten Lesen.

Das Paar benachrichtigte auch Axel Brunner über den historischen Fund. Der Vorbesitzer des Ramrath-Hauses wollte den Brief allerdings zuerst gar nicht lesen. Aus Angst, dass dort etwas Schreckliches drinstehen könnte, etwa die verzweifelte Botschaft einer gefangen gehaltenen Person oder dergleichen.


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Doch das Krefelder Paar konnte den Düsseldorfer Architekten beruhigen und ihn dazu ermutigen, die Zeilen zu lesen. Er sollte es nicht bereuen. „Ich habe schon viele Häuser renoviert in meiner Laufbahn. Aber das habe ich noch nie erlebt“, so Axel Brunner. Nach dem Fund kommen alle Beteiligten in der Adventszeit noch einmal zusammen, tauschen alte Fotos und Fundstücke aus dem Ramrath-Haus aus. Eine Zusammenkunft im Sinne der Verfasserin des Briefes.

Du aber Leser, der dieses Pergament vielleicht auffandest, in welchem Jahre? Die Bäume werden wieder blühen, die Vögel wieder singen. Die Menschen werden ihr Lachen haben und ihre Tränen. Versunken wird unser pulsendes Lebens sein, mit seinem großen Kampf, als nur ein kleiner Tropfen im Meer der Ewigkeit.

Marie Agnes Rolfes

Es sind Worte einer jungen Frau, die nach fürchterlichen Jahren des Krieges in Europa versucht, ihr Leben einzuordnen. Die versucht, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Sie zeigen wie wichtig die Bewahrung von Demokratie, Freiheit und gemeinsamem Miteinander ist. Eine Botschaft, die uns in einer immer turbulenter werdenden Zeit auf eindrückliche Art den Spiegel vorhält.


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Käthe und Lukas haben sich entschieden, den Brief an das Krefelder Stadtarchiv auszuhändigen. Damit der historische Fund den Menschen in NRW zugänglich gemacht werden kann.