In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel, insbesondere auch im Gesundheitswesen. In Teilen von NRW hat diese Entwicklung drastische Folgen. Eltern schlagen jetzt Alarm. Sie fürchten um die Gesundheit ihrer Kinder – besonders in akuten Situationen.
Eltern kennen das: Nachts oder am Wochenende bekommt das Kind plötzlich hohes Fieber, schlimmen Husten, Bauchschmerzen. Was tun? In den meisten Fällen heißt es: Auf zum kinderärztlichen Notdienst. Doch genau bei dem wird jetzt in Teilen von NRW der Rotstift angesetzt.
NRW: Rotstift bei kinderärztlichen Notfallpraxen
Die Eltern in den betroffenen Regionen sind entsetzt. Sowohl im Kreis Herford als auch in Ratingen im Kreis Mettmann sollen in Kürze die kinderärztlichen Notfallpraxen geschlossen werden. Jetzt formiert sich Widerstand. Betroffene haben zwei Petitionen auf den Weg gebracht.
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Zum 1. Februar 2025 soll die kinderärztliche Notfallpraxis in Herford schließen. Die Kassenärztliche Vereinigung nennt den demographischen Wandel bei Ärzten (immer älter, immer weniger) als zentralen Grund. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Kinderarzt-Praxen gibt es dann für den Kreis mit mehr als 250.000 Einwohnern keine schnell erreichbare Anlaufstelle mehr. Eine Video-Sprechstunde soll als Ersatz dienen und eine erste Einschätzung bieten.
Eltern in Aufruhr – „Unzumutbar“
Eltern, die dieses Angebot nicht nutzen können oder wollen – oder die ein akut krankes Kind zu Hause haben –, müssen sich wohl oder übel mit dem Auto auf den weiteren Weg nach Bielefeld oder Minden machen. Wenn man denn überhaupt ein Auto besitzt.
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Veronika Böhm hat daher eine Petition gestartet, in der sie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sowie die politischen Verantwortlichen in NRW auffordert, die kinderärztliche Notdienst-Praxis aufrechtzuerhalten. „In Notfällen zählt jede Minute – weite Fahrten nach Minden oder Bielefeld sind unzumutbar!”, betont sie. Mehr als 6.000 Menschen haben ihre Petition schon unterschrieben.
Ratingen trifft es nach Krankenhaus-Schließung besondes hart
Auch der Herforder Landrat Jürgen Müller stellt sich gegen die Einschnitte beim kinderärztlichen Notdienst in NRW. Er äußert Verständnis für die Sorgen der Eltern und beklagt, erst spät über die Maßnahmen informiert worden zu sein: „Ich sehe die Problematik und hätte mir für den Kreis Herford eine andere Lösung gut vorstellen können. Ich hätte mir eine frühere Einbindung in die Planungen gewünscht, um meine Bedenken zu äußern. Gemeinsam mit dem Vorstand der Kreiskliniken haben wir der KVWL einen Vorschlag unterbreitet, wie der kinderärztliche Notdienst im Kreis Herford organisiert werden könnte. Aus Sicht der KV war dieser Vorschlag zum jetzigen Zeitpunkt nicht umsetzbar.“
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Ähnlich sieht die Situation in Ratingen (87.000 Einwohner) im Kreis Mettmann nördlich der NRW-Landhauptstadt Düsseldorf aus. Auf die Schließung des örtlichen Krankenhauses in diesem Jahr soll dort zum 31. März 2025 das Aus der kinderärztlichen Notfallpraxis folgen. Bürger-Proteste im Sommer blieben erfolglos. Jetzt will Stefanie Pospischil mit einer Petition (bisher gut 2.000 Unterzeichner) den Druck auf die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein erhöhen. Sie betont: „Nicht nur für Kinder ist die Notfallpraxis enorm wichtig, sondern auch für die Ratinger Bürger und die Umgebung. Täglich kommen bis zu 100 Patienten in die Notfallpraxis.”