Der Angriff des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin auf die Ukraine trifft vor allem viele Unschuldige. Aber nicht nur im Osten von Europa, auch hier in NRW bekommt ein achtjähriger Junge die Folgen schmerzhaft zu spüren.
Plötzlich wird der Junge aus NRW in dem Land, indem er geboren und aufgewachsen ist und dessen Sprache er spricht, heftig angefeindet. Und das nur, weil seine Mutter aus Russland kommt.
NRW: Junge (8) versteht die Welt nicht mehr, als er DAS hört
Die Ereignisse in der Ukraine schockieren auch die Menschen hier in Deutschland. Auch vor den Kindern lassen sich die schlimmen Bilder und Geschichten von russischen Angriffen nicht ganz verbergen. Doch immer öfter scheinen nun auch russische Familien in Deutschland zur Zielscheibe von Anfeindungen zu werden.
Lian, der russische Wurzeln hat, musste diese schmerzliche Erfahrung nun in seiner Grundschule in Hövelhof (zwischen Bielefeld und Paderborn) machen. Ein Kind aus seiner Parallelklasse sei plötzlich zu ihm gekommen und habe gemeint: „Du blöder Russe, ihr macht überall Krieg und ihr bringt Menschen um! Geh zurück zu deinem scheiß Putin!“
Als Lian von der Schule kam, sei er ganz traurig und verwirrt gewesen. Den Namen Putin habe er erst einen Tag zuvor zum ersten Mal in seinem Leben gehört. Und nun ist er wegen dieses Mannes auf einmal nicht mehr in dem Land, in dem er von Geburt an lebt, willkommen?
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Mehr zum Ukraine-Krieg:
- Der Überfall der Ukraine startete am 24. Februar 2022.
- Die Kampfhandlungen begannen aber bereits 2014 zwischen prorussischen Separisten in den Gebieten Donezk und Luganks und der ukrainischen Armee.
- Ebenfalls 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim.
- Auf Seiten Russlands beteiligt sich Belarus am Krieg.
- Die Ukraine wird mit Waffenlieferungen von NATO-Staaten unterstützt.
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NRW: Vater rät seinem Sohn: „Sag einfach, du bist Ukrainer!“
Nachdem ihr Sohn ihr die Geschichte erzählte, musste Julia F. ihn erstmal trösten, wie die junge Mutter im Gespräch mit DER WESTEN berichtet. Schlimm genug, dass der Junge, nur weil er Russe sein soll, Beleidigungen und Beschimpfungen über sich ergehen lassen muss. Doch es kommt noch hinzu, dass er gar kein Russe ist. „Lian, wir sind keine Russen. Das kannst du dem Jungen genauso sagen. Wir sind Russland-Deutsche!“, erklärte seine Mutter ihm.
Daraufhin klärte die alleinerziehende Mutter ihren achtjährigen Sohn erstmals ausführlich über die Herkunft ihrer Vorfahren auf. Julia selbst ist zwar in Russland geboren, doch im Alter von nur einem Jahr mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Der leibliche Vater des Jungen kommt zudem sogar aus der Ukraine und nicht aus Russland.
In Absprache mit dem Vater stellte sich heraus, dass auch er schlechte Erfahrungen bei der Arbeit machen musste. Da viele Arbeitskollegen annahmen, dass er Russe sei, seien sie auf Abstand gegangen. Sobald herauskam, dass er Ukrainer ist, sei die Stimmung ruckartig umgeschlagen. Plötzlich zeigten alle ihr Interesse und Mitgefühl. Deshalb riet er seinem Sohn: „Sag einfach, du bist Ukrainer!“
Auch wenn der Tipp des Vaters dem Sohn in seiner Situation helfen könnte, macht die Tatsache, dass er solch einen Ratschlag geben muss, nur fassungslos. Schließlich sollte niemand, ganz egal, ob Ukrainer, Russe oder Russland-Deutscher wegen seiner Herkunft diskriminiert werden.
NRW: Schule klärt über Ukraine-Krieg auf – plötzlich flüchtet Lian aus dem Klassenzimmer
Am Folgetag habe die Schule sich zwei bis drei Stunden Zeit genommen, um den Schülern die Hintergründe zum Ukraine-Krieg so kinderfreundlich wie möglich näher zu bringen. Doch Lian sei immer noch von den Vorfällen der letzten Tage geschockt gewesen und habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Er rannte aus dem Klassenraum. Eine Lehrerin habe sich dann intensiv mit ihm zusammengesetzt und über andere Themen geredet.
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Die 28-jährige Mutter wollte noch am selben Tag das Gespräch mit der Schulleitung suchen. Die war jedoch zu dem Zeitpunkt nicht vor Ort, sodass sich die Klassenlehrerin mit den beiden Kindern zusammensetzte. Der Junge, von dem die Aussagen gekommen sein sollen, habe jedoch alles abgestritten. Für Lian fühlte sich das erneut wie ein Schlag ins Gesicht an.
NRW: Mutter gesteht: „Da kriegt man Angst“
„Ich finde das ganz schlimm. Ich habe mich tatsächlich auch ein bisschen reingesteigert. Als Mutter kriegt man dann einfach Angst“, gesteht die junge Mutter ganz offen. Julia hätte nie damit gerechnet, dass ihr Sohn derart diskriminiert werden würde.
Anfangs sei sie mit der Situation auch überfordert gewesen. Aus Vorsicht habe sie ihrem Sohn untersagt, mit einem Nachbarsjungen Räuber und Gendarm mit Plastikpistolen auf der Straße zu spielen. Dinge, die für Jungs in dem Alter ganz normal, aber auf einmal tabu sind. Das einem Kind zu erklären, sei unfassbar schwierig.
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Auf Social Media habe Julia direkt einen Aufruf gestartet und an die Eltern appelliert, dass sie ihre Kinder doch aufklären mögen. Im 21. Jahrhundert sollte schließlich niemand mehr aufgrund seines Herkunftslandes Opfer von Anfeindungen werden.