Ein Stück im Ruhrgebiet über Querdenker und Verschwörungstheoretiker, das zum Nachdenken animiert.
Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie haben Verschwörungstheorien in Deutschland wieder Hochkonjunktur. Ob Lockdown, Maskenpflicht oder die Impfungen – immer wieder versuchen einzelne Gruppen bei aller berechtigten Kritik und gesunden Skepsis, die politischen Entscheidungen auf eine eigene Ebene zu hieven und sie als Teil einer größeren Verschwörung zu sehen und zu interpretieren.
Jetzt bringt eine hochgeachtete Publizistin das Ganze im Ruhrgebiet exemplarisch auf de Bühne – und zeigt exemplarisch innerhalb einer Familie auf, wie zerstörerisch eine solche Meinungseskalation bis in den Extremismus wirken kann.
Ruhrgebiet: Jetzt bekommen Querdenker eine eigene Bühne
Sineb El Masrar ist als freie Autorin für mehrere Tageszeitungen und das Goethe-Institut tätig, ihre Bücher „Muslim Girls“ (2015) und „Muslim Men“ (2018) sind Teil der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Im Rahmen ihrer Recherche zu den beiden Büchern hat sie sich intensiv mit den Themen Extremismus, Antisemitismus und Verschwörungsmythen auseinandergesetzt. Und bringt das Ganze am 19. Dezember 2021 in Castrop-Rauxel erstmals auf die Bühne!
Die Publizistin im Gespräch mit DER WESTEN: „Ich bin durch meine Arbeitsthemen immer mit Verschwörungsmythen in Kontakt gekommen, sie waren immer präsent. In den allermeisten von ihnen steckt auch immer Antisemitismus drin. Christian Scholze und Günter Wohlfarth vom Westfälischen Landestheater haben mich dann angesprochen und gefragt, ob ich nicht ein Stück über Antisemitismus und Verschwörungsmythen schreiben wollen würde. Wir haben das gemeinsam mit der Landesanstalt für politische Bildung gestemmt.“
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Das ist Antisemitismus:
- Judenfeindlichkeit, die mit Rassismus, Nationalismus und Sozialdarwinismus verbunden ist
- tritt in Europa seit der Zeit der Aufklärung (1720 bis 1800) auf
- löste den älteren christlichen Antijudaismus ab
- ab 1878 ist der Rassenantisemitismus entstanden, der als Staatsideologie in der NS-Zeit zum Holocaust (1941 bis 1945) geführt hatte
- seit 1945 ist die staatliche Judenverfolgung weltweit zurückgegangen, doch viele judenfeindliche Stereotype sind an die heutige Lage angepasst worden
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Ruhrgebiet: Publikum soll für Sprengkraft von Verschwörungsmythen sensibilisiert werden
„Dunkle Mächte“ heißt das Stück, was auch als Gastspiel fungiert und von anderen Theaterhäusern sowie Schulen gebucht werden kann. Es beschreibt anhand einer exemplarischen, zunächst harmonischen Ausgangssituation, in welchem Maß der Einschlag radikaler Haltungen ein Klima eskalierender Kraft auslöst. Dabei werden soziale Gefüge zerstört und sich verhärtende Fronten führen zu einer ungeahnten Gewaltbereitschaft, während die Sicherheit bewährter Strukturen zunehmend verloren geht.
Autorin El Masrar: „In vielen Verschwörungstheorien gilt ein Strippenzieher als ‚dunkle Macht‘, die der Antrieb für die Verschwörung ist und profitiert. Diese Erzählungen und Mythen finden sich bei uns überall in der Gesellschaft, die meisten kennen mindestens eine Person im persönlichen Kreis, die an solche Geschichten glaubt. Bestimmte Gruppen, oft Juden, werden entmenschlicht und das hat direkte Folgen, wenn wir an die Anschläge auf Synagogen oder Mobbing jüdischer Jugendliche an Schulen denken.“
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Und weiter: „Wir müssen uns mit dieser Thematik auseinander setzen. Unsere Gesellschaft verändert sich und hat sich verändert, das sieht man schon in den Schulen. Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft und deshalb wollen wir mit dem Theaterstück auch an die Schulen, um junge Menschen dafür zu sensibilisieren, wie zerstörerisch Verschwörungsmythen sein können, selbst innerhalb einer Familie oder im engen Freundeskreis.“
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Am 14. Januar 2022 wird „Dunkle Mächte“ auch in Velbert aufgeführt. Auch Hamburg wird Spielort sein. Bleibt zu wünschen, dass das Stück an den einen oder anderen Verschwörungstheoretiker nagen wird…