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Ruhrgebiet: Arzt schlägt Alarm! Müssen bald etliche Praxen schließen?

Der demographische Wandel macht dem Ruhrgebiet zu schaffen. Etliche Ärzte werden bald in Rente gehen. Nachfolger sind schwer zu finden.

© IMAGO / Eibner

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Es ist immer ärgerlich, wenn man sich einen neuen Arzt suchen muss. Im Ruhrgebiet – vor allem in größeren Städten – haben die Patienten noch die Auswahl. Noch, denn: In ländlicheren Gebieten sieht es prekär aus. Und je nach Fachrichtung wird es noch schwieriger, beispielsweise bei Kinderärzten (hier mehr dazu).

Aktuell spitzt sich die Situation immer weiter zu, weil immer mehr Hausärzte das Rentenalter erreichen und ihre Praxen abgeben wollen. Einige finden jedoch keine Nachfolger. Dr. Ludger Keßel betreibt als Allgemeinmediziner eine Praxis in Gevelsberg bei Hagen. Er will aber nicht aufgeben – und zeigt sich gegenüber DER WESTEN kämpferisch!

Ruhrgebiet-Arzt findet keinen Nachfolger

Seit einem Jahr sucht er einen Nachfolger für seine Praxis – bisher ohne Erfolg. „Wenige möchten die Verantwortung übernehmen“, bemerkt er bei der neuen Generation Ärzte. Der zusätzliche Druck durch die Gesetzgebung und die Krankenkassen sei ebenfalls „nicht zu unterschätzen“. Ohne Gewerkschaft sei man dem „wahllos ausgeliefert“.

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Nach Gesprächen mit einem ersten Bewerber, die der 65-Jährige vor einem Jahr geführt hatte, sei dieser dann doch „abgewandert“. Perspektivisch würde Dr. Keßel gerne ab 67 in Rente gehen. „Irgendwann möchte ich auch mal Schluss haben.“ Bis 80 weiterzuarbeiten, wie einige Berufskollegen das tun, möchte er definitiv nicht.

Ohne feste Nachfolge will er aber seine Patienten nicht im Stich lassen. „Die fragen natürlich immer nach. Aber ich kann ihnen leider keine konkreten Antworten geben.“ Über Nacht werde er aber definitiv nicht verschwinden, kann er beruhigen. Der Weg in die Rente werde mit genug Vorlauf angekündigt.

Arzt in Sorge um Patienten: „Können ja nichts dafür“

In der direkten Umgebung von Gevelsberg gäbe es zwar noch jüngere Kollegen, doch viele seien bereits nahe am Rentenalter oder schon weit darüber hinaus. Und auch sie hätten Probleme dabei, Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Selbst in den Großstädten sei das so. Dr. Keßel schätzt, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre etwa die Hälfte seiner Kollegen in Rente gehen werden.

„Da wird viel Heulen und Zähneknirschen herrschen“, so seine Überzeugung. Andere Orte seien bereits unterversorgt: „Da hat die Politik völlig versagt.“ In der Vergangenheit hätte er aber alle aufgenommen, die aufgrund von Praxisschließungen einen neuen Hausarzt gesucht hätten. „Ich finde das auch nicht lustig. Die Leute können ja nichts dafür.“ Da müsse man eben Lösungen finden. „Dann arbeite ich eben 26 Stunden am Tag.“

Ruhrgebiet: „Da ist was falsch gelaufen“

40 Jahre berufstätig und 30 Jahre niedergelassen – und wenn es sein muss, würde Dr. Keßel auch noch ein paar Jahre hinten anhängen. „Ich wäre auch bereit, mehr als 67 Jahre zu machen. Ich habe den Beruf ja gerne gemacht.“ Schließlich hätte er immer gerne gearbeitet und täte es auch heute noch. „Der beste Beruf, den ich mir aussuchen konnte – wenn man die Bürokratie mal weglässt.“ Die nähme mittlerweile 50 Prozent des Arbeitsalltages ein. „Da ist in den letzten Jahren irgendetwas falsch gelaufen.“


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Und dennoch sieht er der Zukunft zuversichtlich entgegen. Als Dozent für Allgemeinmedizin an der Ruhr Uni Bochum weiß er: die nächste Generation Ärzte kommt. Wenn er fragt, wer sich vorstellen könnte, später einmal als Hausarzt zu arbeiten, dann „zeigen mittlerweile mehrere auf“. „Abwarten“, sagt der Mediziner.