Noch schnell etwas im Späti – oder wie ich hier im Ruhrgebiet gelernt habe zu sagen: Kiosk – geholt und weiter geht’s. Ob Zigaretten, Süßigkeiten oder Getränke: Kioske, Büdchen oder Spätis sind für viele Menschen ein fester Bestandteil in ihrem Alltag. Für mich als Berlinerin auf jeden Fall. Nicht umsonst ist die deutsche Hauptstadt für seine außergewöhnliche Kiosk-Kultur in ganz Deutschland bekannt.
Als ich als Berlinerin das erste Mal im Ruhrpott einen Kiosk betrete, falle ich aus allen Wolken. Und auch als ich dann weitere Kioske hier besuche, wird mir eines ganz schnell klar.
Bochum: Schild an Kiosk sorgt für großes Erstaunen
Wer nach dem Türgriff vom Kult Kiosk in Bochum greift, dem wird eine Sache sofort klar gemacht. „Hier herrscht absolutes Alkoholverbot“, steht hier auf einem Schild geschrieben – direkt darüber sind eine Flasche und eine Dose zu sehen, die durchgestrichen sind. Doch das soll noch nicht das Ende meines großen Staunens gewesen sein.
![Wer den Kult Kiosk in Bochum betritt, sieht sofort, dass hier kein Alkohol getrunken werden darf.](https://www.derwesten.de/wp-content/uploads/sites/8/2025/02/whatsapp-image-2025-02-07-at-094207-e1738918093294.jpeg?w=1024)
Im Inneren dieses Kiosks im Ruhrgebiet treffe ich auf den Besitzer Max Hofmann. Er erklärt mir, dass auch der Konsum von Alkohol vor dem Lokal (im Umkreis von 50 Metern) nicht erlaubt ist. Einen Bierkühlschrank gibt es hier trotzdem. Die Leute sollen es nur woanders trinken. Währenddessen habe ich all die Berliner Spätis vor Augen, wo die Menschen sich auf Bierbänken vor dem Lokal treffen – dort trinken, quatschen und abhängen. Das ist Späti-Kultur. Doch scheinbar will man das im Ruhrgebiet nicht haben.
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Auf Nachfrage bei der Stadt Bochum erfahre ich, dass das mit dem Alkoholverbot und den 50 Metern Abstand keine zwingende Regel der Stadt ist. Wer keine Konzession besitzt, darf auch nicht ausschenken. Doch wie sieht es in den anderen Städten im Ruhrgebiet aus? Finde ich hier einen Kiosk, wo ich in Ruhe mein Getränk zu mir nehmen kann?
Auf der Suche nach „Späti“-Kultur im Ruhrgebiet
Bei meinem Rundgang durch Essen suche ich nach weiteren Kiosken und werde schnell fündig. Auch hier dasselbe Bild. Zwar begegnen mir keine Schilder mehr, die ein Alkoholverbot signalisieren. Doch auch hier gilt: Rein gehen, einkaufen und wieder raus – wie mir drei Kiosk-Betreiber berichten. Nur ein Stehtisch vor einem Kiosk erlaubt ein Verweilen vor dem Lokal. Mehr ist laut dem Besitzer nicht drin.
![Der "City Kiosk" im Zentrum der Stadt hat einen Stehtisch im Freien, wo Kunden verweilen und etwas trinken können. Aber nur im Stehen.](https://www.derwesten.de/wp-content/uploads/sites/8/2025/02/whatsapp-image-2025-02-07-at-094210-2-e1738918532332.jpeg?w=1024)
Was sagt die Stadt Essen dazu? „Tatsächlich gibt es nur vereinzelt Genehmigungen zur Aufstellung von Straßencafés. Die liegt oftmals neben den örtlichen Gegebenheiten (wie z.B. zu schmale Gehwege) auch daran, welche Art von Gewerbe angemeldet wurde. Einzelne Stehtische werden aber unter Beachtung der verkehrlichen Voraussetzungen auch genehmigt“, so die Pressereferentin der Stadt Essen, Jaqueline Riedel. Es sei aber nicht so, dass Kioske grundsätzlich keine Sondernutzungserlaubnisse erhalten würden, auf öffentlichen Verkehrsflächen einen Außenbereich installieren zu können.
Und wie sieht es mit den Öffnungszeiten aus? Die sind ebenfalls anders. Während viele Spätis in Berlin 24/6 (außer am Sonn- und Feiertag) geöffnet sind, machen die Kioske im Ruhrgebiet in der Regel zwischen 8 Uhr morgens und Mitternacht auf.
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Im Ruhrgebiet sind Kioske dafür da, schnell seinen Einkauf zu tätigen und wieder zu gehen. Zwar kann man das in Berlin auch so machen – aber man kann hier noch viel mehr! Ein Kiosk in Berlin ist ein Ort der Begegnung, wo man sich treffen und Zeit verbringen kann. Es ist aber auch ein Ort für Menschen mit weniger Geld, wo sie günstigere Getränke im Kreise anderer Menschen trinken und dabei Berlin erleben können. Mein Urteil ist eindeutig: Ich persönlich möchte diese besondere Späti-Kultur in keinem Fall missen müssen.