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Tierheim in NRW platzt wegen ständiger Angriffe der Kragen: „Schlichtweg Unsinn!“

Ältere Menschen bekommen kein Haustier. Dieses Vorurteil hält sich weiterhin hartnäckig. Nun platzt einem Tierheim in NRW der Kragen.

Tierheim NRW (Symbolbild)
© IMAGO/Funke Foto Services

Das ist das Tierheim Essen

Das Tierheim Essen bietet herrenlosen Hunden, Katzen, Kleintieren, Schlangen und Schildkröten ein Zuhause. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmern sich um die Tiere in Not.

Gerade im Alter wünschen sich viele Menschen einen vierbeinigen Begleiter. Doch nicht jeder Senior oder Seniorin bekommt auch ein Tier. Das kann viele Gründe haben: die körperliche Fitness, die Größe der Wohnung oder auch die Lebenserwartung. Doch dass pauschal alle älteren Menschen keine Tiere vermittelt bekommen, sei laut diesem Tierheim in NRW „Schlichtweg Unsinn!“ Das Team wehrt sich mit einem Post auf Instagram nun gegen diese Vorwürfe.

In dem Statement vom Tierheim heißt es weiter: „Im Gegenteil: Für viele Tiere suchen wir gerade solch ein Zuhause, weil es dort in der Regel ruhiger zugeht und die Menschen mehr Zeit haben. Es muss halt nur passen.“ Das sagt auch Heike Weber, Leiterin der Tierschutz-Abteilung bei Tasso. Als ehemalige Tierheimleitung kennt sie die Vorurteile, dass Menschen aufgrund ihres hohen Alters zurückgewiesen werden. „Ich halte es jedoch für falsch zu sagen, ab 60 Jahren vermitteln wir prinzipiell kein Tier mehr. Ältere Menschen haben sogar häufig mehr Zeit, sind finanziell gut aufgestellt, ihre Lebenssituation ist nicht mehr vom schnellen Wandel geprägt und sie können sich motiviert um die Bedürfnisse des Tieres kümmern“, sagt Weber.

Tierheim in NRW: Senioren adoptieren Kater Albrecht

Ein Beispiel für eine solche Vermittlung zeigt das Tierheim in Köln-Dellbrück auf Instagram. In ihrem Statement schreiben sie, dass der 15-jährige Kater Albrecht erst vor kurzem ein neues Zuhause bei einem Senioren-Paar gefunden hätte. Das Paar hatte erst im Dezember ihre 18-jährige Katze an einem Nierenversagen verloren. Albrecht hat genau die gleiche Erkrankung und bekommt die gleichen Tabletten. Dazu sagten die Senioren: „Ist doch super, dann kennen wir uns mit der Medikamentengabe schon aus.“

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Kater Albrecht kann sich in Zukunft über ein neues, liebevolles Zuhause freuen. Doch wie bei allen Vermittlungen kommt es auf mehrere Faktoren an, dass ein Tierhalter ausgewählt wird. Christian Gansloweit vom Verein „Tierschutz Wörrstadt“ kennt die Vorurteile, aber auch die Probleme, die ältere Menschen mit einem Tier haben können. Von 100 Interessierten lädt er häufig nur zehn Leute ein, die infrage kommen könnten.

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Die Voraussetzungen müssen bei jedem Tierhalter stimmen und viele Träume platzen schnell aufgrund von Zeit- oder Platzmangel. Gerade ältere Menschen könnten nicht immer einschätzen, wie viel Arbeit ein Tier zu Hause machen kann und wie fit man sein müsse. Gerade bei Hunden sollte man immer eine Proberunde Gassi gehen. Laut SWR erlebt Gansloweit die Situation bei interessierten Senioren öfter: „Der Mann hat nach einer halben Stunde schlapp gemacht und ist umgedreht“.


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Auch die Lebenserwartung kann der Grund für eine Absage sein. Gerade Welpen wären nicht die richtigen Tiere für die ältere Zielgruppe. Christine Plank, Leiterin des Mainzer Tierheims, würde älteren Menschen nie grundsätzlich ein Haustier verweigern, doch sie schaut genau hin. Das Tier sollte bis zu seinem Lebensende beim Besitzer bleiben können. Dafür hat sie einen Tipp: „Rechnen Sie die Lebenserwartung des Tieres auf Ihr eigenes Alter drauf, dann wissen Sie, ob’s passt!“