Das Mega-Unwetter in NRW am Donnerstag und Freitag (22./23. Juni) hat in den Städten nicht nur zu zahlreichen überfluteten Kellern, umgeknickten Bäumen und zerstörten Dächern und Autos geführt. Zu Tausenden von Einsätzen mussten die Feuerwehren ausrücken.
+++ Duisburg von heftigem Unwetter schwer gezeichnet – Feuerwehr über Nacht im Dauereinsatz +++
Am Freitagvormittag wurde auch noch ein ganz anderer, und zwar sehr dramatischer Schaden mit einer deutlich größeren Dimension entdeckt. Die gewaltigen Niederschlagsmengen haben offenbar die Emscher massiv anschwellen lassen. In Dinslaken war die Situation zwischenzeitlich bedrohlich!
Unwetter in NRW: Hundertschaft der Polizei hilft
Am Morgen um kurz nach 7 Uhr alarmierte ein Bürger die Polizei und berichtete, der Emscher-Deich im Bereich Heerstraße in Dinslaken sei beschädigt. Der gestiegene Pegel der Emscher in NRW, die wegen des vielen Niederschlags sehr hohe Fließgeschwindigkeit und das auch drumherum aufgeweichte Erdreich hatten offenbar zu einer unheilvollen Kombination geführt: Große Teil des Deiches waren bereits auf einer Länge von hundert Metern weggerissen und fortgeschwemmt worden. Insgesamt waren etwa 300 Meter Deich von der Erosion betroffen. Es drohte ein akuter Deichbruch!
Eine Hundertschaft der Polizei sowie die Feuerwehr eilten herbei. Ein Hubschrauber wurde angefordert, um die Situation aus der Luft besser beurteilen zu können. Inzwischen sind Hunderte Einsatzkräfte vor Ort, um das Schlimmste zu verhindern. Ziel ist es, den Deich mit Steinen zu stabilisieren. Damit die dazu nötigen schweren Maschinen den Ort des Geschehens erreichen konnten und genug Platz haben, musstenzunächst Bäume gefällt werden. Zeitgleich fuhren Lkw im Pendelverkehr, um Material heranzuschaffen.
Umweltminister kommt persönlich
Die technische und organisatorische Federführung lag bei der Emschergenossenschaft. „Wir haben alle Kräfte mobilisiert und arbeiten an der Sicherung des Deiches“, heißt es in einem Statement auf Twitter. Da aber ein Deichbruch mit gravierenden Folgen nicht ausgeschlossen werden konnte, hatte das Polizeipräsidium Essen inzwischen die polizeiliche Einsatzleitung übernommen. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) kam am Nachmittag nach Dinslaken, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
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Evakuierung von 100 Häuern verworfen
Zunächst war die Evakuierung von rund 100 Wohnhäusern in der Nähe des Deichs erwogen worden. Inzwischen hat man diesen Schritt wieder verworfen, da diese höher liegen als der Emscher-Pegel, mit einer Überflutung der Gebäude also nicht akut zu rechnen ist. Lediglich ein einziger Betrieb in Ufernähe wurde geräumt.
Am Mittag gab Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, vorsichtig Entwarnung: „Die Lage entspannt sich weiter. Der Wasserdruck nimmt ab und der Pegel sinkt ebenfalls. Wir sind aber nach wie vor mit schwerem Gerät im Einsatz und sichern den Deich, um weitere Risiken auszuschließen.“
Unabhängig davon sei und bleibe der Deich massiv beschädigt. Der vollständige Wiederaufbau könne Monate dauern.