Wetter im Ruhrgebiet: Blumen richtig pflanzen – diesen einen Fehler machen viele, du etwa auch?
Ruhrpott-Kolumne
Ich habe etwas fast Verbotenes getan. In meiner Familie erntet man für ein solches Verhalten nur Kopfschütteln, ich habe es trotzdem gewagt: Ich habe einfach ganz dreist Blumen auf meinem Balkon im Ruhrgebiet gepflanzt – und das noch VOR den Eisheiligen!
Meine Mutter würde niemals so viel Risiko eingehen, pflegte sie doch stets zu sagen: „Vor den Eisheiligen brauchst du gar nicht erst in die Gartenmärkte fahren. Die Pflanzen überleben das Wetter nicht. Bei Frost gehen sie sofort ein.“ Doch die warnenden Worte in meinem Hinterkopf ignorierte ich – und ab ging’s zum Gartencenter.
Wetter im Ruhrgebiet: Vor den Eisheligen Blumen pflanzen – Ja oder Nein?
Im vergangenen Jahr fuhr ich mit meiner Strategie im Ruhrgebiet gut – wir erinnern uns: Sonne satt ab März im ersten Lockdown – meinen Blumen ging es prächtig. Doch in diesem Jahr ist es anders. Der April machte mal wieder, was er wollte. Der Wechsel von Sonne zu Schnee war selten so krass vor wie in diesem Jahr. Auch der Mai beginnt nicht vielversprechend.
Doch trotzdem – oder gerade deshalb – habe ich das wichtige Datum zum Pflanzstart geflissentlich ignoriert. Wird mir das jetzt zum Verhängnis? Was sind eigentlich die Eisheiligen und woher kommt der Brauch?
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Im Ruhrgebiet spricht man „Tacheles“ und redet nicht lange um den heißen Brei herum. DER WESTEN-Redakteurin Julia Scholz beschäftigt sich in der Kolumne „Da sachste, wat Sache ist“ mit aktuellen Themen, die die Menschen im Revier bewegen.
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Seit mehreren hundert Jahren gilt für Landwirte und nun auch Hobbygärtner: Warte die Eisheiligen ab, bevor du pflanzt, denn vorher können dich noch bitterkalte Nächte mit Bodenfrost überraschen – und die sind Gift für deine Blümchen. So die Regel des Bauernkalenders – der Ursprung dieser Verhaltensweise ist leider unbekannt.
Die Eisheiligen werden auf bis zu fünf Tage im Mai datiert, wie es im Ökumenischen Heiligenlexikon heißt. Vom 11. bis zum 15. Mai stehen die Heiligen Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai) und Bonifatius (14.Mai) für diese Kälteperiode, die meist aus skandinavischer Richtung oder vom Atlantik zu uns herüberzieht. In Süddeutschland wird noch Sophia (die kalte Sophie am 15. Mai), in Norddeutschland Mamertus am 11. Mai hinzugezählt.
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In einigen Regionen Deutschlands ist auch von den „Eismännern“ oder gar den „drei Gestrengen“ die Rede. An diesen Tagen gab es regelmäßig Kälteeinbrüche mitten in der Frühlingswonne, die sich negativ auf die Ernte auswirkten. Deshalb wurden sie als magische Grenze genannt, wenn man beim Pflanze auf Nummer sicher gehen wollte. Willst du Schnee und Frost sicher überstanden wissen, solltest du die kritische Wetter-Periode abwarten.
Regelmäßig Frosttage an den Eisheiligen in den vergangenen Jahrhunderten
„Bis 1850 traten die Frosttage regelmäßig ein zwischen dem 12. und dem 15. Mai“, heißt es im Heiligenlexikon. In rund sieben von zehn Jahren soll der Boden zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch eingefroren gewesen sein in diesem Zeitraum. Und aus dieser Regelmäßigkeit hat sich das Wetter-Phänomen durchgesetzt und hält sich anscheinend noch bis heute.
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Doch der berüchtigte Mai-Bodenfrost soll heutzutage immer seltener auftreten, weil die Durchschnittstemperaturen aufgrund der globalen Erderwärmung immer weiter ansteigen.
Ich habe jetzt jedenfalls so viel Mut besessen und die Erde in den Balkonkästen umgegraben. Wenn es hart auf hart kommt, müssen meine Margeriten eben in meinem Wohnzimmer übernachten. Aber dazu wird es hoffentlich nicht kommen. Denn dann leben sie direkt neben meinem so vor sich hinsiechenden Bonsai. Grüner Daumen? Ich weiß ja nicht. Vielleicht sollte ich doch auf die Worte meiner Mutter hören…