Das kühle und feuchte Wetter hat den Bienen zu schaffen gemacht. Viele Imker haben extrem wenig Honig geerntet. Nun gilt es, den Winter zu überstehen.
Essen.
2016 ist für viele der etwa 14.000 Imker in NRW ein extrem schlechtes Jahr: Selten wurde so wenig Honig geerntet. Imker berichten von einer „Trachtflaute“, die vor allem Süd- und West-Deutschland traf. Von Hessen bis Bayern blieben sogar bis zu 20 Prozent ohne Ernte“ ergab jüngst eine Umfrage. Nur Imker in Nord- und Ost-Deutschland dürften einigermaßen zufrieden sein.
Schuld waren vor allem zu kühle Temperaturen im Frühjahr und ein zu regnerischer Sommer. In NRW etwa wurde im Juni bis zu dreimal mehr Niederschlag gemessen, als im 30-Jahres-Durchschnitt; im Mai waren es örtlich bis zu eineinhalb mal mehr, heißt es beim Wetterdienst Meteogroup. Das Problem: Regen streift von Pflanzen Nektar ab. Und: Bienen brauchen zum Sammeln mindestens 14 Grad Lufttemperatur, sonst bleiben sie in ihrem Stock.
„Das schlechteste Jahr seit 1979“
Ein Drittel weniger Honig als im Vorjahr meldete etwa jüngst der Imkerverein Bottrop. „Das war das schlechteste Jahr seit 1979“, seit er mit dem Imkern begann, sagt der Vorsitzende Josef Schepers. Für Udo Schmelz vom Kreisimkerverband Duisburg ist 2016 das bisher „extremste“ in 50 Jahren Imkerei: „Das Frühjahr war mäßig, der Sommer extrem gut“. Am Niederrhein wiederum berichtet Horst Kuhrt, Chef vom Imkerverein Kevelaer, vom Gegenteil: „Die Frühtracht war zufriedenstellend, die Sommertracht schlecht“.
Zwei Erntephasen haben Imker: Die Frühtracht – wo sich Bienen zum Beispiel auf Raps, Obstbäume oder Löwenzahn stürzen – und die Sommertracht, wenn etwa Lindenbäume blühen und Sonnenblumen. Wo ein Bienenvolk im Sommer gut und gerne 25 Kilo Honig erzeugt, waren es etwa bei Udo Schmelz in Duisburg in diesem Jahr höchstens zwölf Kilo. „Als bei uns die Robinien in voller Blüte standen, hat es geregnet – da war ihr Nektar weg“.
Bienenvölker drohen zu verhungern
Vielerorts mussten Imker „zufüttern“ – damit ihnen die Völker nicht verhungern; im Handel gibt es spezielles Fertigfutter. Ein bis zwei Kilo pro Tag sind laut Experten pro Volk nötig. Auch deshalb kommt die schlechte Ernte viele Imker teuer, wobei die meisten das Imkern als Hobby betreiben, „davon leben kann man ohnehin nicht“, sagt einer.
Somit wird es auch für Honig-Fans schwerer, an hiesigen Honig zu kommen. Und er dürfte teurer werden. Manche Sorten, wie etwa dunkler, kräftiger Waldhonig, sind zudem rar – auch das eine Folge starker Regenfälle. Bei Supermärkten und Discountern dürfte das kaum auffallen – Honig stammt dort meist aus Südamerika und ist oft, zu sehr geringem Anteil, gemischt mit Honig aus anderen EU-Ländern.
Feuchter Spätsommer könnte Bienenbrut gefährden
Für Imker hat nun schon die Saison 2017 begonnen. Der Honig sollte längst geschleudert und abgefüllt sein. Auch hier hat der feuchte Sommer Spuren hinterlassen: „Der Wasseranteil im Honig ist höher als sonst“; 18 Prozent sind in Gläsern mit dem Zeichen des Deutschen Imkerbunds höchstens erlaubt, Honig könnte sonst zu schnell gären.
Imker hoffen nun, dass wenigstens der August trocken bleibt: „Ein verregneter Spätsommer wäre schlecht für die Bienen“, sagt Horst Kuhrt in Kevelaer: Weil dann die Mittel gegen die gefürchtete Varroa-Milbe, die die Bienen-Brut schädigt und die jetzt zwingend vom Imker bekämpft werden muss, nicht so wirken.