Deutsche Welterbestätten sollen „behutsam“ bekannter werden
Vertreter der 51 deutschen Unesco-Welterbestätten tauschen sich aktuell in Bad Langensalza aus. Neben dem Spagat zwischen Tourismus und Nachhaltigkeit geht es auch um akute Gefahren und einen Konventionsbruch.
Bad Langensalza.
Die deutschen Unesco-Welterbestätten sollen bekannter gemacht werden. Dafür brauche es behutsamen und qualitätsvollen Tourismus in denkmalverträglichem Ausmaß, sagte eine Sprecherin am Mittwoch anlässlich der Jahrestagung der Unesco-Welterbestätten in Deutschland. Hierfür müssten unter anderem Besucherströme so gelenkt werden, dass sie die Welterbestätten nicht belasteten. „Damit verbindet sich die Chance, das Welterbe nicht nur der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sondern seinen Erhalt durch die Einnahmequelle des nachhaltigen Tourismus zu garantieren.“
Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter der 51 deutschen Welterbestätten tauschen sich noch bis Donnerstag im thüringischen Bad Langensalza zu den Themen Wertschätzung, Wertschöpfung und Werterhalt aus. Die Tagung findet im jährlichen Turnus in einer anderen deutschen Welterbestätte statt. Im kommenden Jahr wollen sich die Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Unesco-Welterbestätten in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) treffen.
Nationalpark Hainich in Thüringen
In der Welterberegion Wartburg Hainich wurde am Mittwoch neben der Herausforderung eines nachhaltigen Tourismus und moderner Tourismus-Strategien für Soziale Medien auch über den Erhalt von Buchenwäldern als Naturerbe gesprochen. Der Nationalpark Hainich in Thüringen ist einer von insgesamt fünf anerkannten Buchenwaldgebieten in Deutschland, die zum Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ zählen.
Ursprünglich bestand die im Jahr 2007 zum Welterbe ernannte, grenzüberschreitende Stätte aus zehn Waldgebieten in der Slowakei und der Ukraine. Das Welterbe Buchenwälder umfasst inzwischen 94 wertvolle Waldgebiete in 18 Vertragsstaaten. 15 dieser Buchenwaldgebiete liegen in der westlichen Ukraine. Um ihren ukrainischen Partnern zu helfen, beteiligen sich viele Nationalparks, wie auch der Hainicher, deshalb an Hilfsaktionen.
Der Kerngedanke der Welterbestätten sei ihr Erhalt für künftige Generationen, und das schon seit der Verabschiedung des „Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ im Jahr 1972. Dies immer wieder deutlich zu machen, bleibe immens wichtig, sagte die Vorsitzende der deutschen Welterbestätten, Claudia Schwarz. „Wenn man sieht, was etwa in Syrien und jetzt auch in der Ukraine passiert, dann fragt man sich schon, wie das zusammenpasst“, gab Schwarz mit Blick auf die vor 50 Jahren von mehr als 190 Staaten unterzeichnete Konvention zu bedenken.
Der Generalsekretär der deutschen Unesco-Kommission hob in seiner Ansprache am Dienstagabend den besonderen Wert von Welterbestätten hervor. Die Stätten seien „nicht nur aus touristischer Sicht für die Regionen relevant, sondern brächten den Menschen nahe, „was Kultur und Natur hervorgebracht haben und was die Menschheit miteinander verbindet“, sagte Roman Luckscheiter. Die Welterbekonvention trage den Gedanken der internationalen Zusammenarbeit und der Solidarität zur Förderung des Friedens in sich und sei damit im Kontext des Ukraine-Krieges „aktueller denn je“. Luckscheiter kritisierte bereits zuvor, Russland gefährde durch seine Kriegshandlungen ukrainische Kultur- und Naturerbe und breche so die Welterbekonvention.
Zahlreiche Orte in Thürigen
Thüringen verfügt mit der Wartburg, den Orten des klassischen Weimar, den Weimarer Bauhaus-Stätten und dem Nationalpark Hainich als Teil des Unesco-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder“ über mehrere Unesco-Welterbestätten. Bei der nächsten Sitzung des Welterbekomitees soll zudem über die Bewerbung Erfurts mit der Alten Synagoge und dem jüdischen Ritualbad Mikwe entschieden werden. Die Sitzung sollte ursprünglich vom 19. bis 30. Juni 2022 im russischen Kasan stattfinden und wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. (dpa)