Das Wattenmeer der Nordsee gehört zum Unesco-Weltnaturerbe und eignet sich besonders als Reiseziel für Wanderfans. Ob Austernsuche vor Südwesthörnoder Krabbenfangen in Friedrichskoog: Wir stellen fünf besonders schöne Orte fürs Wattwandern vor.
Essen.
Das Wattenmeer der Nordsee erstreckt sich über 5000 Quadratkilometer, es ist das größte Biosphärenreservat Deutschlands und zählt zum Unesco-Weltnaturerbe. Bis zu vier Meter sinkt der Wasserpegel bei Ebbe ab und gibt ein Revier für erholsames Wandern frei. Doch es sind ein paar Spielregeln zu beachten. Denn zweimal pro Tag holt sich die Flut das Watt wieder zurück.
Austernsuche bei Niebüll:
Schon mal auf einer Wanderung Austern gesammelt oder mit den Füßen Schollen gefangen? Boy Boysen zeigt, wie’s geht. Der 68-jährige Klanxbüller kennt das Watt vor Südwesthörn wie seine Watthosentasche. Auf drei- bis vierstündigen Touren führt er kulinarisch interessierte Naturliebhaber in die Schlicklandschaft, manche Routen gehen bis zur Insel Föhr. In den Prielen werden verwilderte Austern gesucht, die von den Farmen auf Sylt „ausgebrochen“ sind. Boysen hat Messer, Sekt und Zitrone für die Verkostung gleich dabei: „Austern gibt es hier so viele. Unmöglich, dagegen anzuessen“. Am besten trägt man Badezeug, denn in den tieferen Prielen erwärmt sich das Wasser im Sommer auf 25 Grad. An seichten Stellen lohnt es sich, barfuß zu laufen, für ein besseres Jagdgespür. Wenn man auf eine Scholle tritt, heißt es schnell zugreifen. Die Fische werden in Boysens Garten gemeinsam gegrillt. Boy Boysen, Tel: 04668/9 20 00, www.wattenlaeufer.de
Literarische Wattwanderung:
„Heute sah ich wieder dich am Strand, Schaum der Wellen dir zu Füßen trieb. Mit dem Finger grubst du in den Sand, Zeichen ein, von denen keines blieb.“ So schön dichtete nicht nur Marie Luise Kaschnitz. Auch Rilke und Ringelnatz, Fontane, Heine und andere ließen sich von der Weite zwischen Watt und Wasser inspirieren. Den schönsten Gedichten und Kurzgeschichten können Wattwanderer auf stimmungsvollen Touren in den Sonnenuntergang lauschen. Gestartet wird beim Leuchtturm in Westerhever, die Wanderungen dauern etwa zwei Stunden. Auf dem Rückweg kann man vielleicht das geheimnisvolle Wattknistern hören. In der Dämmerung spreizen winzige Krebse ihren Fühler, dabei zerplatzen aufgespannte Wasserhäutchen mit einem leisen Klick. Theodor Storm hat‘s in seinem Gedicht „Meeresstrand“ verewigt. Wattenmeerhaus Westerhever, Tel: 04865/2 98, www.schutzstation-wattenmeer.de
Mit Hund durchs Watt bei Husum:
Hunde brauchen auch mal Urlaub. Zwischen den Pfoten den schlammigen Meeresgrund, in der Nase die frische Nordseeluft und ein Bad im Meerwasser – das wissen die Vierbeiner zu schätzen. Die Biologin und Naturführerin Anne Segebade hat zwischen Beltringharder Koog und der Hallig Nordstrandischmoor eine dreieinhalbstündige Rundtour ausgewählt. Gewandert wird nicht nur im Watt, sondern auch auf der Hallig mit ihren vier Warften. Um Vögel und Schafe zu schützen, müssen die Hunde angeleint werden. An heißen Tagen macht sich ein altes T-Shirt gut, das den Tieren zur Kühlung nass übergestreift werden kann. Und bitte auch an Wasser für unterwegs denken: Hunde schlabbern gern am Salzwasser, was besonders durstig macht. Anne Segebade, Tel: 04841/7 21 54, www.wattenmeerundmehr.de
Im Watt vor Friedrichskoog
Frischer geht es nicht: Einen selbst gefangenen Krabbenschmaus genießen Schlickläufer in Friedrichskoog – hier hat man sich auf Feinschmecker eingerichtet. Mit speziellen Keschern folgen die Gäste dem Wattführer zu einem krabbenreichen Priel. Wie vor 100 Jahren werden die Fangnetze durchs Wasser geschoben. Mit gefüllten Körben beladen geht es zurück, an der Strandhütte steht schon ein Kessel kochendes Salzwasser bereit, in dem die Krabben garen. Mit Glück landen auf den dreistündigen Exkursionen auch Taschenkrebse im Netz, die Scheren sind eine besondere Delikatesse. In geselliger Runde werden die Schalentiere gepult und mit frisch gebuttertem Brot verspeist. Tourismus-Service Friedrichskoog, Tel: 04854/90 49 40, www.friedrichskoog.de
Durchs Watt nach Langeoog:
Sie sind sportlich und haben Ausdauer? Dann ist diese Tour richtig. Vom Strand in Neuharlingersiel startet die Zehn-Kilometer-Wanderung nach Langeoog. Ausgedehnte Schlickfelder, Priele und Wattfahrwasserwege werden durchquert, das fordert Kondition. Wie auf allen geführten Touren erzählt der Führer Spannendes über den Naturraum Wattenmeer, die Lebewesen im Schlamm und die Wirkung der Gezeiten. Die Gruppe erreicht die Insel am Ostzipfel bei der Gaststätte „Meierei“. Wer fit genug ist, kann noch die weiteren zehn Kilometer bis zum Hafen gehen, sonst steigt man einfach auf eine Pferdekutsche. Die Fähre bringt die Schlickläufer ans Festland. Axel Wenten, Tel: 04463/52 49, www.wattwandern.de