Moderatorin Tamina Kallert reist für den WDR um die Welt
Bereits im neunten Jahr präsentiert Tamina Kallert Ihre Reisesendung „Wunderschön“ im WDR-Fernsehen. Kaum ein anderes Reiseformat konnte sich zuletzt im deutschen Fernsehen so lange auf der Mattscheibe halten. Wir sprachen mit der gebürtigen Freiburgerin über Sehnsuchtsziele, ihre neu entdeckte Liebe zur Heimat und die Vor- und Nachteile einer Kreuzfahrt.
Freiburg.
Obwohl Sie selbst erst 38 Jahre alt sind, zählt Ihre Sendung bereits zu den Reise-Dinos im deutschen Fernsehen. Wie fühlen Sie sich dabei?
Tamina Kallert:
Frisch und motivierter denn je. Ich wundere mich manchmal selbst, wie lange wir das schon machen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir dabei alt geworden wären. Im Gegenteil. Wir sind nicht stehen geblieben, sondern entwickeln uns und unsere Sendung immer weiter. Und meine Sehnsucht nach neuen Zielen und spannenden Geschichten ist noch lange nicht gestillt.
Aber haben Sie eine Erklärung dafür, dass es kaum noch etablierte Reisesendungen gibt? Selbst gut gemachte Magazine wie Wolkenlos oder Voxtours wurden aus Kostengründen eingestellt.
Kallert: Drehen wir die Frage einmal um. Warum gibt es unsere Sendung heute immer noch? Weil wir wirklich gut recherchierte Sendungen mit viel Herzblut und auch beachtlichem Aufwand erstellen. Am Ende setzt sich eben doch das qualitativ gut gemachte Programm durch, weil die Zuschauer den Unterschied erkennen und ihn letztlich honorieren.
Wenn man unter öffentlich-rechtlicher Flagge segelt, klingt diese Argumentation irgendwie naheliegend.
Kallert: Aber auch hier müssen sie sich durchsetzen und unter Beweis stellen, dass sie das Publikum erreichen. Sonst wären wir kaum auf unsere acht Jahre gekommen. Im nächsten Jahr werden wir erstmals 25 Folgen drehen, Rekord. Dabei haben wir mit dem Sonntagabend den wahrscheinlich härtesten Programmplatz im deutschen Fernsehen, mit dem Tatort und den Blockbustern bei den Privatsendern als direkte Konkurrenz. Dennoch konnten wir über die Jahre den Zuschauerschnitt am Sonntagabend mehr als verdoppeln.
Ihre besten Quoten erzielen Sie üblicherweise mit den Sendungen über deutsche Urlaubsregionen. Ihre Erklärung dafür?
Kallert: Ganz einfach, weil das Interesse unserer Zuschauer am Urlaub im eigenen Land ungebrochen ist. Und diesem Trend tragen wir auch konsequent Rechnung. Zwei Drittel aller „Wunderschön“-Sendungen widmen sich daher heimischen Zielen. Aber die Mischung macht’s. Zu einem Reisemagazin gehören einfach auch exotische und noch unbekannte Länder dazu.
Und wo gefällt es Ihnen persönlich am besten?
Kallert: Zunächst bin ich natürlich unendlich dankbar, dass ich für „Wunderschön“ schon in über 70 Ländern unterwegs sein durfte. Dennoch ist es schon erstaunlich, wie sehr man von dem eigenen Land immer wieder positiv überrascht wird. Sei es das Münsterland oder Mecklenburg-Vorpommern. Dort habe ich so schöne Dinge entdeckt, mit denen ich nie gerechnet hätte. Besonders fasziniert hat mich aber Südtirol, weil es meiner eigenen Heimat mit den Bergen in Kombination mit dem mediterranen Flair sehr nahe kommt.
Für Ihre jüngste Sendung haben Sie sich auf’s Wasser begeben und sind mit der MSC Musica auf Mittelmeerkreuzfahrt gegangen. Die Rahmenhandlung eines Kreuzfahrtschiffs als dramaturgischer Kniff?
Kallert: In gewisser Weise ja. So etwas verleiht einer 90-minütigen Sendung automatisch Struktur und Spannung. Aber auch inhaltlich gibt ein Kreuzfahrtschiff ja viel her. Um hier mehr zu erfahren, habe ich als Guide den Kreuzfahrtexperten Uwe Bahn mit an Bord genommen. Er hat mit seinem Wissen geholfen, die Abläufe und Hintergründe wirklich einzuordnen, durchaus auch kritisch. Denn eine solche Sendung darf auf keinen Fall zur Werbesendung für eine bestimmte Reederei verkommen.
Wie hat es Ihnen persönlich gefallen?
Kallert: Es war eine ehrliche Erfahrung. Dieses Schiff kommt einer Kleinstadt nah, für mich eine Nummer zu groß. Aber dennoch gibt es Momente voller Stille und Faszination, wenn man beispielsweise alleine auf seinem Balkon den Sonnenuntergang oder die Ausfahrt aus einem Hafen genießt. Die Route war gigantisch. Venedig, Bari, das antike Olympia, die Ägäis-Inseln Santorin und Mykonos, Piräus mit einem Ausflug nach Athen, die grüne Insel Korfu, Dubrovnik und wieder zurück nach Venedig. Jeden Tag ein neues Highlight. So etwas ist schon ungemein intensiv. Und die Ausflüge mit dem Bus, naja. Manchmal ist der individuelle Ausflug wohl die bessere Wahl.