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Peruanischer Friedhof bei Lima bietet nächtliche Führungen

Peruanischer Friedhof bei Lima bietet nächtliche Führungen

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Foto: Getty Images/iStockphoto
Eine Wohltätigkeits-Einrichtung bietet auf dem Friedhof Matías Maestro bei Lima Nachtrundgänge an. Der Friedhof wurde bereits 1808 eröffnet und ist die letzte Ruhestädte einiger Prominenter, beispielsweise peruanischer Präsidenten. Besonders bei jungen Leuten kommen die Gruseltouren an.

Lima. 

Mit Taschenlampen und Fackeln gehen die Besucher in einer windigen Nacht die Wege des größten Friedhofs der peruanischen Hauptstadt Lima entlang. Zu hunderten kommen Touristen in Bussen angefahren, um sich im Dunkeln zu gruseln und dabei die Geschichten der Gräber auf dem 22 Hektar großen Gelände kennenzulernen.

„Ich habe Angst, aber ich finde es toll“, sagt ein Schüler, der die Gruseltour mitmacht, zu seiner Freundin. Im Schummerlicht bekommen die Statuen, die oft von bekannten europäischen Bildhauern stammen, und Grabnischen ein gespenstisches Aussehen.

Beliebteste Termine: Valentinstag und Allerheiligen

„Es kommen immer mehr junge Leute, oft Schüler mit ihren Lehrern“, berichtet Yvette Sierre, die Initiatorin der nächtlichen Friedhofsbesuche, die in den vergangenen Jahren immer beliebter wurden. Organisiert werden die Touren von der Wohltätigen Gesellschaft von Lima, einer karitativen Einrichtung, die hauptsächlich Waisenhäuser und Hospize verwaltet, aber auch einige Bauwerke.

„Was unsere jungen Besucher am meisten interessiert, sind die Führungen zu Themen wie Liebe und Tod: im Februar zum Valentinstag und im November zu Allerheiligen“, sagt der Historiker José Bocanegra, der bei den nächtlichen Touren ein begeisternder Führer ist.

200 Jahre Kunst und Geschichte

Der 1808 eröffnete Friedhof Matías Maestro, der nach seinem Architekten benannt ist, gehört zu den größten Lateinamerikas. Mehr als 200.000 Menschen liegen dort begraben, die besonders Reichen in den rund 800 prachtvollen Mausoleen. „Der Friedhof ist wie ein Fenster, das auf 200 Jahre Kunst und Geschichte blickt, auf zwei Jahrhunderte Leben und Gedenken, die das Gesicht Perus geformt haben“, ergänzt Bocanegra.

Bis zum Bau des Friedhofs in einem der ärmsten Viertel von Lima wurden die Toten unter den Kirchen und rund um die Krankenhäuser bestattet. Erst als die ersten Hygienevorschriften aufkamen, wurde weit weg von der Stadt ein Friedhof geschaffen, um Epidemien fernzuhalten.

Kräutergarten gegen den Gestank

Der Friedhof Matías Maestro entstand damals noch zehn Kilometer von der Stadt entfernt an einem „gut ausgewählten Platz“, wie Bocanegra findet. „Luftig, in der Nähe des Flusses.“ Sogar Kräutergärten legte Maestro, ein baskischer Priester, an, um den Gestank zu überdecken. Heute wirkt die Anlage altertümlich, hat sie doch weder Strom noch Wasser. Beerdigungen finden dort nur noch hin und wieder statt.

Der Friedhof ist die letzte Ruhestätte von ehemaligen peruanischen Präsidenten wie Manuel Pardo und Andrés Avelino Caceres. Auch die Gebeine der Helden der Unabhängigkeit liegen dort, alle zusammen in einer riesigen Krypta vereint. Einige Gräber sind wahre Pilgerstätten wie etwa das des Poeten José Santos Chocano. Der 1934 gestorbene Schriftsteller ist stehend beerdigt – wie er es sich in einem seiner Gedichte gewünscht hatte. (afp)