„Titanic“-Besucherzentrum lockt mit Speisesaal-Nachbau
Der Name der „Titanic“ wird für immer mit einer der größten und bekanntesten Schiffskatastophen verwoben sein. Gebaut wurde das Schiff bis zu seiner Fertigstellung 1912 in Belfast. Auf dem ehemaligen Gelände des Titanic-Erbauers, der Harland-and-Wolff-Werft, entstand nun ein Besucherzentrum, dass neben dem Untergang der Titanic auch die Ingenieursleistung der Werft und die Industriegschichte Belfasts würdigt. Speisesaal und der Salon der 1. Klasse wurden hierzu detailgetreu nachempfunden.
Belfast.
Für die meisten Menschen auf der Welt ist der Name „Titanic“ gleichbedeutend mit einer Tragödie, gewürzt mit Romantik, Selbstaufopferung und Luxus. In Belfast, wo das Schiff gebaut wurde, steht „Titanic“ für triumphale Industrie, Unternehmergeist und Ingenieursleistung. Und die Stadt hofft, dass der Rest der Welt das auch bald so sieht. Am Samstag eröffnet in Belfast ein neues, glitzerndes Besucherzentrum auf dem Gelände der ehemaligen Harland-and-Wolff-Werft nahe der Mündung des Flusses Lagan.
Die Betreiber von „Titanic Belfast“ wollen nicht, dass das Gebäude mit seinen vier bugähnlichen Flügeln als Museum bezeichnet wird. Dieses Wort wäre zu verstaubt und rückwärtsgewandt, finden sie. Sie haben allerdings kein Problem damit, Belfast mit einem alten, gesunkenen Schiff in Verbindung zu bringen. „Was der Titanic passiert ist, war eine Katastrophe“, sagt Tim Husbands, Chef der umgerechnet fast 120 Millionen Euro teuren Attraktion. „Aber das Schiff selbst war keine“, beteuert Husbands. Der Stadtführer Colin Cobb, der Spaziergänge zum Thema „Titanic“ in Belfast anbietet, fasst die seine Kalkulation knapp zusammen: „Tragödie plus Zeit ergibt Tourismus“.
Kopien von Speisesaal und Treppe
Die „Titanic“, zu ihrer Zeit das größte und luxuriöseste Passagierschiff, wurde hier am 2. April 1912 fertiggestellt und verließ den Hafen in Richtung Southampton, von wo aus sie acht Tage später zu ihrer Jungfernfahrt in Richtung New York aufbrach. Am späten Abend des 14. April streifte das als „praktisch unsinkbar“ ausgewiesene Schiff einen Eisberg im Nordatlantik und sank knapp zwei Stunden später. Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord kamen ums Leben. Das Erlebniszentrum in Belfast schickt seine Besucher auf eine Reise durch einzelne nachgebaute Räume innerhalb des Schiffes und bietet dreidimensionale Projektionen und audiovisuelle Animationen an.
15. April 1912 gesunken Die menschlichen Tragödien können anhand von einzelnen Passagieren, Crewmitgliedern und Schiffsbauern verfolgt werden. Der Speisesaal mit 1.000 Plätzen wurde ebenso kopiert wie der zentrale Salon der 1. Klasse mit der Treppe, die in den vielen Verfilmungen der Katastrophe ein wichtiges Szenenbild darstellte.
Kaum jemand erinnert sich an die „Olympic“
Aber auch die Industriegeschichte Belfasts kommt in der Ausstellung nicht zu kurz. Die Werft Harland and Wolff beschäftigte hier einst 36.000 Menschen. Hunderte von Schiffen, die nicht sanken, wurden hier gebaut, auch die beiden Schwesterschiffe der „Titanic“ – die „Olympic“ und die „Britannic“. Die „Olympic“ stand jahrzehntelang erfolgreich im Liniendienst auf der Nordatlantikroute, bevor sie 1935 abgewrackt wurde.
Fast niemand kennt heute noch ihren Namen. Touristenführer Cobbs erklärt das Phänomen: „Die ‚Titanic‘ kennt jeder, dabei sollte eigentlich die ‚Olympic‘ gefeiert werden. Aber die war ja ein Erfolg, und wir neigen dazu, uns eher an Niederlagen als an Erfolge zu erinnern.“ (dapd)