Auch beim Reisen ist Vorfreude die größte Freude. Deshalb sollte Urlauber früh mit der Planung für die Reise beginnen und in Reiseführern blättern.
Essen.
Bildbände und Reiseführer wälzen, vom fremdländischen Essen schwärmen, das Sonnenbaden herbeisehnen – die Vorfreude auf den Urlaub wärmt uns innerlich, gerade in den grauen und kalten Wintermonaten. Doch wieso fühlen wir überhaupt Vorfreude, wo rührt dieses tiefe Empfinden her? Der renommierte Verhaltensforscher Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung der Universität Bremen sagt: „Vorfreude ist mit der Erwartung eines Ereignisses verbunden, das wir schon einmal positiv – erfolgreich, lustvoll, freudig – erlebt haben.“ Diese Gefühle seien fest mit der Erinnerung an das Ereignis verbunden. Allein die Vorstellung, dass das wieder ähnlich positiv ablaufen wird, erzeuge in uns im Voraus diese Gefühle.
„Vorfreude entsteht also aus dem kognitiv-emotionalen Gedächtnis. Sie soll uns motivieren, dasjenige, was einmal gut gelaufen ist, zu wiederholen.“ Die Vorfreude auf eine Reise ist noch nicht durch Enttäuschungen eingetrübt, die sich tatsächlich ergeben können. Die Alltagsweisheit, dass die Vorfreude die beste Freude ist, treffe daher oft zu, so Professor Roth.
Positiv denken
Dass Ferien Menschen glücklich machen, ist eine Binsenweisheit. Wir verreisen, um uns vom Alltagstrott zu erholen oder andere Dinge als zu Hause zu erleben. Im Jahr 2009 haben niederländische Forscher den Effekt von Urlaub auf unser übergeordnetes Glücksempfinden an 1500 Landsleuten untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis: Der höchste Anstieg des „gefühlten Glücks“ entsteht direkt aus der Urlaubsplanung heraus. Nach der Reise allerdings sank das Glück bei fast allen Studienteilnehmern schnell auf den Ausgangswert zurück. Der Ferien-Effekt tritt also nicht nach einem Urlaub auf, sondern davor.
Auch beim Reisen ist die größte Freude also tatsächlich die Vorfreude. Stellt sich nur die Frage, wie Urlauber sie am besten ausleben oder gar noch steigern können. Gerhard Roth hat Tipps: „Man muss sich nur alles Positive an dem, was wir zu erleben wünschen, recht plastisch vorstellen – es ist ja bereits die Vorstellung, die so viel Spaß macht.“ Also sich den Strandspaziergang, das Baden im blauen Meer oder die Bergwanderung ausmalen. Bewusst solle man nicht an die vielen Dinge denken, die schief gehen könnten, sagt Roth. „Darüber kann man sich immer noch später ärgern. Schlimm sind die Leute dran, die aus lauter Furcht vor dem, was alles schief gehen kann, am liebsten gar nicht in Urlaub fahren.“ Roth nennt sie die „Risikovermeider“.
Planen und träumen
Der eigentliche Urlaub sei oft wenig nachhaltig, schlussfolgert das niederländische Forscherteam, weil sich in der Zeit der Abwesenheit daheim Verpflichtungen und Arbeit aufstauen. Für manchen ist der Urlaub an sich stressig, Streit und Meinungsverschiedenheiten mit Reisepartnern oder Krankheiten zählen zu den größten Stressfaktoren auf Reisen. Keinen Zusammenhang fanden die niederländischen Forscher übrigens zwischen der Urlaubsdauer und der allgemeinen Glücksempfindung. Das lässt den Schluss zu, für das beste Glücksempfinden lieber mehrere Kurzurlaube im Jahr zu planen, als nur eine lange Reise.
„Die Vorfreude ist dann am größten“, sagt Experte Roth, „wenn die Erinnerungen an ähnliche Erfahrungen besonders positiv sind und wir davon ausgehen, dass all das, was wir geplant haben beziehungsweise erwarten, auch so eintrifft.“ Also heißt es: Noch mehr planen, Reiseführer kaufen, im Internet recherchieren, mit anderen Reisenden philosophieren – und vor allem träumen: vom Bergblick, den nackten Füßen im Sand, der Strandbar, der Hängematte am Strand…