Olympiasieger Nils Schumann hat aufgrund anhaltender körperlicher Beschwerden seine Karriere beendet. Der 31-Jährige wurde seit 2003 immer wieder von Verletzungen geplagt.
Der Leichtathletik-„Schumi“ verlässt die Piste: 800-m-Olympiasieger Nils Schumann beendet neun Jahre nach seinem Sensationstriumph von Sydney und zahlreichen verletzungsbedingten Rückschlägen seine Karriere. Die in zweieinhalb Wochen in Berlin beginnende Leichtathletik-WM (15. bis 23. August) erlebt er nur noch als Zuschauer.
„Ich gehe erhobenen Hauptes“, sagte der 31-Jährige dem Sport-Informations-Dienst (SID) und bestätigte einen Bericht der Thüringer Allgemeinen. „Die deutschen Meisterschaften waren mein letztes 800-m-Rennen. Ich höre auf.“
„1:45 Minuten kann ich nicht mehr rennen“
Die Form vergangener Tage ist nicht mehr da, Schumann muss seinem Körper Tribut zollen. „Eigentlich wollte ich am Freitag in Leverkusen noch einen Angriff auf die WM-Norm wagen. Das wäre aber utopisch gewesen. 1:45 Minuten kann ich nicht mehr rennen.“ Und ein Abschiedslauf im Niemandsland des Feldes wollte sich der Olympiasieger nicht antun.
Schon nach dem Goldlauf im Jahr 2000 ahnte Schumann: „Sydney war das Rennen meines Lebens.“ Er sollte Recht behalten. Nun sagt er: „Die Zeit damals verging wie im Märchen. Es ist unvergleichlich gewesen. 112.000 Zuschauer, die Emotionen, der Jubel. Das hat viel Spaß gemacht.“ Bis heute kämen Menschen auf ihn zu und gratulierten zum Olympiasieg. „Nach neun Jahren. Meine Erfolge machen mich stolz.“
Von der Hoffnung zum Sportler des Jahres
Schon früh war der große Blonde mit den blauen Augen als deutscher Laufstar für die Ära nach Dieter Baumann auserkoren. Die Hoffnung schürte Schumann mit seinem Überraschungssieg bei der EM 1998 in Budapest – als 20-Jähriger, ehe er mit dem Olympiasieg im Alter von 22 Jahren die Erwartungen erfüllte. Als Krönung wurde er sogar zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt.
Zwar stellte „Schumi“ seine Bestzeit von 1:44,22 Minuten erst 2002 nach dem letzten internationalen Erfolg, dem Gewinn von EM-Bronze in München auf, doch nach Sydney lief Schumann eigentlich stets den Erwartungen hinterher.
Die große Verletzungsmisere begann 2003, es folgte eine dreijährige Pause mit mehreren Operationen an Achillessehne und Fersenknochen. In dieser Zeit wechselte er auch zum mittlerweile wegen Minderjährigen-Dopings verurteilten Trainer Thomas Springstein, ehe er im Zuge von dessen Enttarnung im Jahr 2004 nach Frankfurt ging. Doch auch dort fand Schumann nicht in die Erfolgsspur zurück.
Traum vom Abschied in Berlin geplatzt
Im Herbst 2007 folgte dann die Rückkehr zu Dieter Herrmann in Erfurt, der ihn einst zum Olympiasieger gemacht hatte. Das Glück kehrte allerdings nicht zurück. Krankheiten und Verletzungen begleiteten Schumann weiter, gab er die Hoffnung auf einen Abschied bei der Heim-WM nicht auf: „Ich habe mir gewünscht, meine Karriere in Berlin beenden zu können“, sagt Schumann, der mit der ehemaligen 400-m-Läuferin Korinna Fink verheiratet und Vater eines kleinen Jungen ist.
Die Zukunftspläne sind schon geschmiedet. „Jetzt ist es an der Zeit, mit voller Kraft neue Aufgaben anzugehen.“ Im Mittelpunkt steht der Aufbau seiner eigenen Firma namens Prana Sports, mit der Schumann Motivationstraining und Ernährungsberatung anbietet.