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Ballack und Leverkusen war das große Missverständnis

Ballack und Leverkusen war das große Missverständnis

Seine zweite Leverkusener Zeit verlief für Michael Ballack mehr als unglücklich. Es war ein Fehler auf den ehemaligen Nationalspieler zu setzen. Der Bayer-Vorstand lag mit seiner Verpflichtung daneben. Ein Kommentar.

Leverkusen. 

Um zu verstehen, was in Michael Ballack vor sich geht, hilft vielleicht ein Blick auf ein paar Namen. Bastian Oczipka, Michael Ortega, Ömer Toprak und Karim Bellarabi heißen die Spieler, die am Samstag gemeinsam mit Michael Ballack hinter das Tor stapften, um sich für eine Einwechslung warm zu machen. Ballack also und, pardon, Bastian wer?

Ballack hat seinen Zenit überschritten

Es gehört zu den schwierigsten Übungen, beileibe nicht nur im Sport, zu erkennen und sich eingestehen zu können, dass die beste Zeit vorbei ist. Michael Ballacks Stigma ist es, den deutschen Fußball in einer Zeit überragt zu haben wie ein Leuchtturm die friesische Küste, als der deutsche Fußball der absoluten Weltspitze vor allem spielerisch immer ein Stückchen hinterher hinkte. So blieb Ballack der Unvollendete. Der Mann, der nie einen großen internationalen Titel holte. Der in der Nationalelf Schluss machen musste – mit 98 Länderspielen, nicht etwa 100. Unvollendet, auch da.

Seine Rückkehr nach Leverkusen war ein klassisches Missverständnis. Weil beiden Seiten offenbar überhaupt nicht klar war, worauf sie sich einlassen würden. Ballack nicht, der sich im Laufe seiner Karriere wenig Freunde gemacht haben muss. Die Nationalelf hat ihren alten Leitwolf bei der ersten Gelegenheit weggebissen, das war im Sommer 2010. Leverkusen beißt ihn im Winter 2012 weg, und keine Hand rührt sich für Ballack, den großen Bestimmer von einst. Den Verfechter fester Hackordnungen, jedenfalls so lange er oben stand. Das lässt erahnen, wie schwierig es sein muss, mit dem Menschen Michael Ballack auszukommen. Aber es spricht Leverkusen nicht von der Schuld frei, an dem Schmierentheater, mit dem Ballacks Karriere in Deutschland unwürdig ausklingt, beteiligt zu sein.

Ballack für mittelmäßigen Leistungen nicht alleine verantwortlich

Den Spott, am Ende ja ohnehin als Vizekusen einzulaufen, hat Bayer 04 jahrelang tapfer ertragen. Er überdeckte den Respekt davor, dass Leverkusen es oft mit jungen Mannschaften versucht hat, die attraktiven Fußball spielten. Die Idee, mit Ballack für den Schuss Härte und Erfolgsbesessenheit zu sorgen, ohne den man angeblich nicht erfolgreich sein kann, ist krachend gescheitert. An Bayer, das mit sich und seinem Trainer genug zu tun hat. An Ballack, über den die Zeit hinweg gegangen ist.

Auch das ist an diesem Theater voller verletzter Eitelkeiten so kurios: In einem Titelrennen, das uns noch wochenlang in Atem halten dürfte, mischen neben den Bayern die zweckmäßig-unaufgeregten Schalker mit, dazu die Wundertüte aus Mönchengladbach. Und Dortmund, das junge, moderne, mitreißende Dortmund. Es fehlt, ausgerechnet, die Hochbegabten-Combo aus Leverkusen. Auch wegen Ballack? Bestimmt. Nur wegen Ballack? Bestimmt nicht.