DFB ehrt Trainer-Legende Otto Rehhagel für sein Lebenswerk
Bei einem Festakt in Bonn ehrt der DFB den Fußball-Trainer Rehhagel für sein Lebenswerk. Der 75-Jährige zeigt sich gerührt und unterhält den Saal mit launigen Sprüchen und philosophischen Betrachtungen. Ein Comeback erwägt König Otto „nur wenn Real Madrid anruft“.
Bonn.
Wenn Otto Rehhagel gut gelaunt ist, ist ein verbales Feuerwerk garantiert. Dann halten sich die Zuhörer den Bauch vor Lachen. Denn die philosophisch angehauchten Weisheiten und Sprüche des inzwischen 75 Jahre alten Fußball-Lehrers sind legendär.
Als er am Donnerstagabend bei einem Festakt in Bonn vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, war Otto Rehhagel in bester Stimmung. Und so kündigte schon sein erster Satz an, dass es ein launiger Abend unter vielen Freunden werden würde: „Ich bin nicht mehr so jung wie ich aussehe.“
Doch nicht nur Rehhagel, der als vierter Trainer nach Dettmar Cramer, Udo Lattek und Gero Bisanz für „herausragende Verdienste um den deutschen Fußball“ mit dem Preis geadelt wurde, erwies sich als glänzender Unterhalter.
Auch sein ehemaliger Schützling bei Werder Bremen, Marco Bode, machte auf der festlich geschmückten Bühne als Laudator eine gute Figur. Er pries seinen langjährigen Trainer als besonders leidenschaftlichen und menschlichen Fußball-Fachmann und lobte dessen charismatische Fähigkeiten als Motivator und den ausgewiesenen Hang zur Demokratie: „Otto meinte immer: Hier kann jeder sagen, was ich will.“
Bode spielte dank Beate
Bode verriet zudem, dass er seine Karriere im Werder-Sturm wohl in erster Linie Rehhagels Ehefrau Beate zu verdanken habe. Zu Beginn seiner Zeit in Bremen habe der Coach, der seine Spieler stets mit Vornamen und „Sie“ anredete, zu ihm gesagt. „Marco, für Fußball interessieren Sie sich ja nicht. Sie spielen bei mir nur, weil meine Frau Sie mag und Sie Abitur haben.“ Rehhagel sei für alle Profis stets eine Respektsperson mit einer großen Portion Menschlichkeit gewesen, lobte Bode. „Das sind Gründe, warum wir Spieler Dich, Otto, nie aus unseren Herzen lassen.“
Voll des Lobes war auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, wenngleich auch er in seiner Zeit als Sportjournalist seine Probleme mit der zuweilen rauen und sehr direkten Art des gebürtigen Esseners gehabt hatte. „Marco hat es großartig formuliert“, betonte Niersbach. „Du bist eine große Persönlichkeit und ein Vorbild. Du hast den Preis wirklich verdient.“
Kein Zweifel, „König Otto“ steht zurecht in einer Reihe mit den großen Trainer-Legenden Sepp Herberger und Hennes Weisweiler, Lattek, Cramer und Bisanz, deren übergroße Porträts den festlichen Saal schmückten. Und so war es kein Wunder, dass Rehhagel ein wenig gerührt war.
„Für mich ist das eine sehr hohe Auszeichnung“, sagte der gelernte Malermeister, der als Kind noch den Zweiten Weltkrieg erlebte. Eine Zeit, die ihn prägte, so dass er trotz seiner großen Erfolge mit Werder, dem 1. FC Kaiserslautern, den er 1998 sensationell als Aufsteiger zur deutschen Meisterschaft führte, und der griechischen Nationalelf (Europameister 2004) bodenständig blieb.
„Die große Herausforderung ist der Umgang mit anderen Menschen“, betonte Rehhagel. Nebenbei bereitete er die 24 neuen Fußball-Lehrer, die kurz zuvor von Niersbach und Ausbildungsleiter Frank Wormuth ihre Abschluss-Urkunden erhalten hatten, auch auf schwere Zeiten vor. „Es gibt viele schöne Seiten. Aber wenn du verlierst, bist du manchmal sehr einsam.“
„Die große Herausforderung ist der Umgang mit anderen Menschen“
Einige Vorkommnisse der vergangenen Wochen hätten erneut bewiesen, wie stark Trainer emotional unter Druck stünden. So landete Rehhagel wieder bei seinen Lieblingsgegnern, den Medien: „Denken sie daran“, gab er dem Trainer-Nachwuchs gestenreich mit auf ihren Weg: „Wenn das Spiel zu Ende ist, befinden Sie sich in höchster Gefahr.“
Immerhin, sein Comeback auf der Trainerbank plant der 75-Jährige nicht mehr. Auch wenn er sich schelmisch schmunzelnd ein kleines Hintertürchen offen ließ: „Nur wenn nochmal Real Madrid anruft.“ (dpa)