Am Ende spielt ein Saxophonist „My Way“ von Frank Sinatra. Mit bewegenden Worten, launigen Anekdoten und einem seiner Lieblingslieder haben Familie, Freunde und Weggefährten Abschied von Gerhard Mayer-Vorfelder genommen.
Stuttgart.
Rund 400 Gäste kamen in der Domkirche St. Eberhard zur Trauerfeier für den langjährigen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und VfB Stuttgart sowie baden-württembergischen Landesminister (CDU) zusammen.
„Wir trauern um eine politische Kämpfernatur sowie offenherzige und einnehmende Persönlichkeit“, würdigte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den bekennenden Konservativen für seine Offenheit und Streitlust. „Er war ein Mann, der stets das Scheinwerferlicht auf sich zog. Er war ein ‚homo politicus‘ mit großer Leidenschaft.“
Mayer-Vorfelder war von 1975 bis 2000 Präsident des VfB. Von 2001 bis 2006 war der gebürtige Mannheimer auch DFB-Präsident. Der langjährige CDU-Politiker war am Montag vor einer Woche mit 82 Jahren gestorben.
Trotz vieler politischer Kämpfe lobte Kretschmann „MV“, wie er oft griffig genannt wurde. „Ich habe seine Haltung bewundert: konservativ-geradlinig und kämpferisch“, versicherte Kretschmann. „Zeit seines Lebens war er Mitglied im Verein für klare Ansprache.“
Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) betonte Mayer-Vorfelders Lust am Diskurs. „Es ging ihm um Inhalte, Werte und auch darum, Unterschiede zwischen den Parteien herauszustellen“, sagte Kuhn. „Er war gerne polemisch, aber keineswegs ohne Humor.“ Mayer-Vorfelder habe „stets das versöhnende Gespräch nach einer politischen Auseinandersetzung“ geschätzt.
EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, langjähriger CDU-Parteifreund von Mayer-Vorfelder, sagte über den gebürtigen Mannheimer: „Er war ein feiner Mensch.“ Und gerichtet an Mayer-Vorfelders Frau Margit: „Sie hat ihn erzogen und angezogen. Und beides stand ihm gut.“ Für VfB Stuttgarts Präsident Bernd Wahler war der streitbare Jurist schlicht „eine Ausnahmeerscheinung“.
Im Beisein etwa vom Präsidenten der Europäischen Fußball-Union UEFA, Michel Platini, und von Bundestrainer Joachim Löw drückte auch DFB-Chef Wolfgang Niersbach Mayer-Vorfelders Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus und sprach von „seinen fünf geliebten Ms“: Frau Margit sowie die Kinder Marion, Marc, Michael und Miriam.
Niersbach erinnerte zudem schmunzelnd an die abgewandelte Bedeutung des Markennamens „MV“. Diese habe unter Eingeweihten auch gerne mal für „Mit Verspätung“ gestanden. „Er ist immer auf Ballhöhe gewesen“, sagte Niersbach gegen Ende der Trauerfeier, „auch wenn er nicht immer zum Anpfiff im Stadion war.“
2015-08-27 13:45:12.0