Das Leben nach dem Fußball soll für die Frauenfußball-Legende Birgit Prinz ein ganz anderes werden. Dem Sport möchte die Diplom-Psychologin dennoch treu bleiben. An einem Frankfurter Institut soll sie künftig Sportler betreuen.
Samyuva/Essen.
So beschreibt Birgit Prinz ihren eigenen Was-macht-eigentlich-Zustand zwischen WM-Aus und dem Leben nach dem Fußball. 214 Länderspiele lang war Fußball ihr Leben, jetzt kickt die dreimalige Weltfußballerin in einer Männer-Hobbymannschaft. Derzeit urlaubt die 33-Jährige in der Türkei, die Kollegen aus den olympischen Sportarten haben sie eingeladen zum Event „Champion des Jahres“ in den Robinson Club Camyuva/Türkei. Die Einladung, eine Mischung aus Trostpflaster und Karriere-Würdigung.
Im nächsten Jahr will Birgit Prinz in ihren Beruf als Diplom-Psychologin zurückkehren. „Ich werde am Institut für Performance-Psychologie mitarbeiten“, berichtet die frühere Stürmerin: „Das ist ein neues Institut in Frankfurt, dessen Ziel ist, Sportler zu betreuen, Ihnen Coaching anzubieten. Psychologin im Sport soll ein Standbein für mich werden, daneben würde ich gern bei der Managementberatung mitarbeiten im Bereich High-Potential-Entwicklung. So würde ich mich auch als Psychologin weiterentwickeln.“
Birgit Prinz will gegen Burn-out kämpfen
Birgit Prinz weiß, dass der Bedarf gerade im Sport gestiegen ist. Beispiel Rangnick. „Das Phänomen tritt aber nicht nur im Fußball vermehrt auf, sondern auch im normalen Arbeitsleben“, sagt die Psychologin: „Da muss man darauf gucken und sehen, was man tun kann, um solche Dinge besser aufzufangen und die Leute besser zu unterstützen. Das ist eine Aufgabe, die alle Psychologen in nächster Zeit haben werden.“
Die Enttäuschung der WM, der Frust, der Streit mit Bundestrainerin Silvia Neid – all das hat Birgit Prinz abgehakt. Auch dank des Studiums. ‚Ich habe ja nicht Psychologie studiert, um eine Selbsttherapie zu machen. Aber natürlich erweitert jedes Wissen den Horizont und ermöglicht einem, Leute kennenzulernen, mit denen man gut reflektieren kann‘, sagt Prinz in der Türkei: ‚Dadurch habe ich für mich einen anderen Blick auf die Sache gekriegt.‘ Seelenfrieden.
Entsprechend positiv redet sie heute auch über Bundestrainerin Neid, obwohl diese sie während der WM auf die Bank verbannt hatte. ‚Ich sehe keinen Grund, warum Sie hätte zurücktreten sollen‘, so Birgit Prinz: ‚Sie hat Fehler gemacht wie wir alle. Sie ist deswegen aber keine schlechte Trainerin geworden, nur weil wir jetzt mal im Viertelfinale ausgeschieden sind und es Probleme gab, die so nicht absehbar waren. Jetzt zu sagen, sie ist an allem schuld, finde ich zu einfach.‘
Im November will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Prinz mit einem Abschiedsspiel würdigen. ‚Ich finde es schön, dass der DFB so ein Angebot gemacht hat, da es das ja nicht so oft gibt‘, sagte sie, bleibt aber zurückhaltend: ‚Wir haben uns drüber unterhalten, aber da ist noch nichts sicher. Noch passt da nicht alles zusammen. Wenn’s klappt, wäre das schön, aber mein Seelenheil hängt nicht dran.‘
Im Urlaub nimmt sich Prinz Zeit und entspannt im kleinen Kreis. Mal eine Runde segeln oder paddeln, mal ein bisschen Fitness-Training. Bloß kein Stress in der Findungsphase.