Borussia Dortmund reagiert, musste reagieren. Vier Niederlagen in Folge – in der Bundesliga rutscht die Qualifikation für die Champions League in immer weitere Ferne. Und in der Königsklasse selbst verspielte der BVB nun auch noch seine gute Ausgangslage im Rennen um den direkten Einzug ins Achtelfinale. Das war einfach zu viel.
Eine derartige Niederlagen-Serie gab es bei Borussia Dortmund letztmals vor fast 25 Jahren. Allein das verdeutlicht die Dimensionen des Absturzes, die der BVB aktuell erlebt.
Nuri Sahin muss gehen (hier alle Infos zur Entlassung), und der BVB hofft auf den nächsten Neuanfang. Doch denkt Borussia Dortmund da vielleicht ein wenig zu kurz? Denn der Trainer war bei den Schwarzgelben zuletzt sicher nicht das einzige und erst recht nicht das größte Problem. Ein Kommentar.
Borussia Dortmund: 90 Sekunden entscheiden über Sahin
Wer sich noch einmal vor Augen führen will, wie es derzeit um den Champions-League-Finalisten (!) des vergangenen Jahres gestellt ist, der muss sich nur die tragischen 90 Sekunden in Bologna anschauen. Aus einer 1:0-Führung gegen ein fast ausgeschiedenes Team wird nach zwei eklatanten Patzern eine 1:2-Niederlage. Der Sargnagel für Nuri Sahin.
Auch spannend: Sahin-Knall offiziell! Reaktion der Fans spricht Bände
Wäre ein Sieg der Schwarzgelben verdient gewesen? Keinesfalls. Allein Serhou Guirassys aufreizend lässiger Elfmeter hatte es schon nicht verdient reinzugehen. Zudem spielte Borussia Dortmund mal wieder ideen-, mut- und chancenlos. Das muss sich Sahin ankreiden lassen und ist auch ein Grund für seine Entlassung.
Seine Taktik passte nie wirklich zur Mannschaft, überforderte seine Spieler oft. Das viele Quergeschiebe, das geduldige Warten auf Lücken, das gnadenlose Kontrollieren des Spiels – es machte zu selten den Anschein, als könnte das mit diesen Spielern funktionieren.
Mannschaft weit von Spitze entfernt
Und damit sind wir auch schon beim Hauptproblem: die Mannschaft. Ja, Sahin hielt bis zum Ende stur an „seiner“ Taktik fest. Doch die Wahrheit ist: Dieser Kader ist weit von einer Spitzenmannschaft entfernt. Über Jahre hat Dortmund Unmengen an Geld verpulvert und in Spieler gesteckt, die in den meisten Fällen vielleicht mal eine ganz gute Bundesliga-Saison gespielt haben – aber nicht mehr.
Vor einigen Jahren war der BVB in Europa noch bewundert worden, weil die Borussen es immer wieder schafften, junge Top-Talente zu verpflichten und zu Topstars auszubilden. Dies ist den Dortmundern in den vergangenen Jahren kaum gelungen. Dass man dann irgendwann aus der Spitzengruppe abstürzt, kam für viele Fans nicht überraschend, für die Bosse offenbar schon.
Ein neuer Trainer kann vielleicht kurzfristig neue Impulse setzen – aber er wird die Qualität des Kaders nicht magisch auf ein neues Level heben. Es braucht einen radikalen Umbruch. Und der kann durchaus einige Transferperioden dauern.
In diesem Zuge müssen auch endlich wieder gierige Spieler kommen, die sich ihre Millionengehälter erst noch verdienen müssen. Auch mangelte es zuletzt – mit ganz wenigen Ausnahmen – an Identifikationsfiguren.
Borussia Dortmund: Bosse im Fokus
„Leider kann die Mannschaft nicht verteidigen, aber sie kann auch nicht angreifen“, sagte Matthias Sammer als Amazon-Experte nach Abpfiff. Es wirkt fast wie Hohn, ist er als Berater des BVB auch in die Transferplanung involviert. Auch auf Boss-Ebene müssen sich alle an die eigene Nase fassen. Insbesondere auch Sebastian Kehl, der für die Kaderzusammenstellung verantwortlich ist und dort, wie in diesem Winter, offenbar Probleme hat, geeignete Spieler zu finden.
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Die Entlassung Sahins mag ein Schritt raus aus der Krise sein. Doch es kann nur ein erster Schritt sein. Denn die Probleme der einstigen Nummer 2 in Deutschland sind tiefgreifender und hausgemacht.