Berlin.
Eine knappe halbe Stunde lief das Bundesliga-Spiel zwischen Union Berlin und Borussia Dortmund, als es plötzlich Unruhen im Gästeblock gab.
Fans im Block von Borussia Dortmund waren mit Union-Anhängern aneinander geraten, die in den Nebenblock gestürmt waren. Es folgten Provokationen durch Plexiglasscheibe und Trennzaun.
Borussia Dortmund: Fans berichten von Panik im BVB-Gästeblock
Aus Angst um ihre Fanbanner nahmen alle Fans von Borussia Dortmund ihre Zaunfahnen ab und sicherten sie. Währenddessen brüllten sich die Fanblöcke gegenseitig Beleidigungen entgegen.
Eine Hundertschaft der Polizei nahm die Unruhen zum Anlass, den Gästeblock zu stürmen. In den sozialen Netzwerken berichten mehrere BVB-Fans, dass es dadurch eine Panik gab.
Ursache der Panik im BVB-Block war wohl Pfefferspray
Ursache der Panik soll demnach der massive Gebrauch von Schlagstöcken und Pfefferspray durch die Polizei-Beamten gewesen sein. Mehrere Dortmunder Anhänger, darunter viele Unbeteiligte, wurden laut Fan-Berichten dabei verletzt, mussten aus dem Stadion gebracht und ärztlich versorgt werden.
BVB-Fan berichtet: Schüler und alte Damen durch Pfefferspay in Behandlung
BVB-Fan Malte Dürr (33) musste beobachten, wie Menschen verletzt aus dem Gästblock gebracht wurden. Er hatte aus Angst vor einer Eskalation bereits vor dem Polizeieinsatz entschieden, den Block zu verlassen – kam jedoch nicht raus.
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„Ordner hatten den Ein- und Ausgang verriegelt, wir waren eingeschlossen und ich hatte das miese Gefühl, gefangen zu sein. Als ich endlich draußen war, sah ich, wie verletzte Fans aus von der Tribüne gebracht wurden“, berichtet Dürr gegenüber DER WESTEN und spricht von „dramatischen Szenen“.
„Eine ältere Frau, wie ich nachher hörte wohl eine 67-jährige Asthmatikerin, musste vom Notarzt behandelt werden – es sah wirklich lebensbedrohlich aus. Auch ein 13-jähriger Schüler von mir war mit seinem Vater da, beide wurden von der Polizei mit Pfefferspray besprüht“, so der 33-jährige Lehrer aus Herdecke.
Videos zeigen, wie Polizei Fans mit Pfefferspray besprüht
Videos zeigen, dass der Polizei-Einsatz auch vor dem Block-Eingang unvermindert heftig weiterging. Auch dort wurden Fans, die die Tribüne verlassen hatten, mit Pfefferspray besprüht. Auch hier sollen Unbeteiligte zu schaden gekommen sein. Es kam zudem zu Auseinandersetzungen zwischen BVB-Anhängern und Polizei-Beamten.
Union-Ultras auf dem Dach über dem Gästeblock
Die Ursache der Unruhen ist noch immer nicht klar. Fotos belegen jedoch: Vor dem Zusammenstoß der Fanlager standen Union-Anhänger auf dem Dach über dem Gästeblock.
Es soll sich dabei um die Ultras handeln, die vor dem Spiel vom Stadiondach über der Union-Kurve das Transparent einer Choreografie herunterließen. Sie sollen anschließend über das Dach bis zum Gästeblock gelaufen sein, da nur dort der Auf- und Abstieg vom Dach möglich ist.
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Statt das Dach zu verlassen, sollen sie jedoch rund zehn Minuten dort stehen geblieben sein. Wie Fans berichten, provozierten sie die Gäste-Anhänger, während weitere Berliner herunter stiegen und die Auseinandersetzung mit Dortmunder Fans gesucht haben sollen.
Die „Fanhilfe Dortmund“, die sich mit Fanbelangen auseinandersetzt, spricht über den Polizei-Einsatz von „skandalösen Vorfällen“. Sie ruft Beteiligte und Betroffene auf, ihr Foto- und Videomaterial sowie Augenzeugenberichte zu senden – kündigt zudem eine Stellungnahme an.
Statement der Polizei: „Versuchte Gefangenenbefreiung konnte nur durch Einsatz von Reizgas verhindert werden“
Die Polizei Berlin hat sich am Sonntag zu den Vorfällen geäußert. Im Einsatzbericht heißt es, die BVB-Fans hätten die Union-Ultras nicht vom Dach gelassen, unten auf die gegnerischen Fans gewartet. Wegen der daraus entstandenen Auseinandersetzung zwischen den Fanlagern sei die Polizei eingeschritten, nahm drei BVB-Anhänger fest.
„Dabei nahmen sie drei Fans der Gastmannschaft fest, woraufhin weitere Gästefans versuchten die Festgenommenen zu befreien. Diese Gefangenenbefreiung konnte nur durch den Einsatz von Reizgas verhindert werden“, stellt die Polizei Berlin ihre Sichtweise klar.
„Während dieser Auseinandersetzung bewegten sich ungefähr 100 Anhänger der Heimmannschaft über einen Stadionumlauf auf den Block der Gästefans zu. Die Begrenzung zwischen Heim- und Gästeblock konnten sie jedoch nicht durchdringen“, heißt es weiter.
23 Verfahren gegen Fans eingeleitet
Im Bericht heißt es weiter: „Durch das Zünden der Pyrotechnik wurde ein Polizeibeamter leicht verletzt. Er konnte nach ambulanter Behandlung seinen Dienst fortsetzen.“ Die Polizei sei insgesamt mit 600 Beamten im Einsatz gewesen.
Nach den Krawallen seien 23 Strafermittlungsverfahren eingeleitet worden. Es werde wegen Gefangenenbefreiung, Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Ein BVB erstattete Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Polizei. Er sei durch den Pfefferspray-Einsatz verletzt worden. (the)