Gerade mal acht Monate dauerte die Phase, in der sich Kevin Kampl Profi von Borussia Dortmund nennen konnte. Mit RB Leipzig kehrt er am Samstag wieder einmal an seine alte Wirkungsstätte zurück – und wittert Erfolgschancen!
Im Interview mit DER WESTEN spricht er über eine schmerzhafte Woche auf dem Weg zum Spitzenspiel, wie er über die Stimmung im Westfalenstadion (hier mehr Fan-News lesen) bei Borussia Dortmund – RB Leipzig denkt und was er von der Situation seines ehemalige Klubs hält.
Borussia Dortmund – RB Leipzig: Heißer Tanz
DER WESTEN: Kevin, wie groß ist der Schmerz darüber, dass du den DFB-Pokal in dieser Woche nur im Fernsehen verfolgen durftest?
Kevin Kampl: Ich habe am Mittwochabend das Spiel zwischen Stuttgart und Dortmund geschaut. Als der Pokal da stand, war der Schmerz schon groß, muss ich zugeben. Da kommen viele Erinnerungen hoch. Natürlich denkt man auch an das Spiel in Wolfsburg zurück, was wir nicht hätten verlieren müssen. Die Möglichkeit wäre in diesem Jahr da gewesen, ins Endspiel zu kommen und den Pokal zum dritten Mal in Folge zu gewinnen. Wenn man sieht, dass nur drei Bundesligisten im Viertelfinale stehen, trauert man dieser Chance hinterher – auch wenn es im Pokal per se natürlich keine einfachen Gegner gibt.
Mehr Nachrichten: Nach Can-Abrechnung – Terzic antwortet klipp und klar
Jetzt zum kommenden Samstag: Vorsichtig formuliert sind die Fans von Borussia Dortmund dem Gegner RB Leipzig nicht wohlgesonnen. Pusht es euch zu wissen, dass einen da 80.000 auspfeifen werden und man es denen richtig zeigen kann?
Wir haben schon bewiesen, dass wir in Dortmund gewinnen können [4:1 im April 2022; Anm. d. Red.]. Gegen den BVB ist es immer ein Topspiel – und dann noch vor dieser Kulisse. Ich habe dort selbst ein halbes Jahr gespielt. Die Südtribüne ist etwas Besonderes, vor allem wenn du auf dem Platz stehst. Aber es ist eben auch nicht das erste Mal, dass wir dahinfahren und uns Pfiffe erwarten. Wir können gut damit umgehen. Wir fokussieren uns auf unser Spiel.
Meistens ist es so, dass man von außen nicht viel mitbekommt, wenn man auf dem Platz steht. Wenn man voll auf sein Spiel fokussiert ist, bekommt man da wenig von mit. Das hindert uns nicht daran, unsere Leistung auf den Platz zu bringen.
BVB als Underdog?
Du selbst hattest zuletzt ein paar Probleme mit dem Sprunggelenk. Bist du wieder komplett fit?
Die Wochen, in denen ich sehr viel gespielt habe, haben etwas mit mir gemacht. Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste (lacht). Deswegen war es gut, etwas weniger zu spielen. Das Gute ist, dass wir auf meiner Position viele sehr gute Spieler haben und rotieren können. Ich bin noch nicht wieder bei 100 Prozent, aber es ist auf jeden Fall schon besser geworden. Ich komme gut durchs Training und fühle mich körperlich sehr gut. Ich bin mir sicher, dass das Sprunggelenk hält.
Dortmund trat gegen Leverkusen und Stuttgart taktisch wie ein Underdog an, stellte sich fast nur hinten rein. Würdest du das am Samstag auch begrüßen oder wünscht du dir einen spielenden BVB?
Ganz egal wie Dortmund spielen wird, in beiden Varianten wird es Chancen für uns geben. Deswegen ist es in erster Linie wichtig, dass wir unseren Plan durchziehen und auf den Platz bringen. Klar habe ich mitbekommen, dass der BVB sehr defensiv gespielt hat. Aber ich denke nicht, dass sie am Samstag in einem Heimspiel auch so auftreten. Sie werden nach dem Pokal-Aus wütend sein und das kann für uns natürlich gefährlich werden. Das ist immer noch Borussia Dortmund – eine der besten Mannschaften Deutschlands.
Wir fahren gewiss nicht nach Dortmund und unterschätzen den Gegner, das wäre fatal. So ist unsere Mannschaft auch nicht. Wir wissen, welche Qualität uns dort erwartet.
Borussia Dortmund – RB Leipzig: Kampl-Rückkehr
Du warst nur ein halbes Jahr in Dortmund. Welche Erinnerungen hast du und warum hat es am Ende nicht funktioniert?
Mein Wechsel hatte mehrere Gründe. Als Kind war ich riesiger Dortmund-Fan und für mich war der Wechsel damals wie ein Traum. Ich war vorher nicht groß mit dem Verein in Kontakt und dann ging es um Heiligabend relativ schnell über die Bühne, obwohl ich eigentlich mit dem Gedanken gespielt hatte, von Salzburg nach Leverkusen zu wechseln.
In dem Jahr ging es in Dortmund turbulent zu – es war das letzte Jahr von Jürgen Klopp und der Verein stand auf Platz 17. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich mir den Sprung in die Bundesliga an manchen Stellen zu einfach vorgestellt hatte. Zwar habe ich regelmäßig gespielt, merkte aber, dass ich nicht so an mein Limit kam, wie ich das aus Salzburg kannte. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.
Im Sommer kam dann ein Angebot aus Leverkusen von meinem alten Trainer Roger Schmidt. Ich wusste, dass ich bei ihm in der Bundesliga richtig durchstarten kann. Deshalb bin ich, obwohl ich auch das Gefühl hatte, mich beim BVB durchsetzen zu können, zu Thomas Tuchel gegangen und habe um die Wechselerlaubnis gebeten. Ich bin ihm bis heute dankbar, dass er eingewilligt hat. Aber es war keinesfalls ein Fehler, zu Dortmund zu gehen! Als junger Spieler war es gut zu sehen, wie es ist, wenn es nicht so läuft.
Meisterschale? „Wäre etwas ganz Besonderes“
Ein kleiner Ausblick noch: Champions League oder Bundesliga – wo sind die Titelchancen für Leipzig größer?
(lacht) Das kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten. Die Bundesliga zu gewinnen, wäre natürlich etwas ganz Besonderes. Aber das wollen viele. Wenn man sieht, wie Leverkusen und Bayern spielen, ist es brutal schwer. Unsere oberste Priorität ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln und dann gut aus der Winterpause zu kommen. Dann wird man sehen, wohin die Reise geht.
Noch mehr News für dich:
In der Champions League sind wir im Achtelfinale. Wir wollen eine Runde weiterkommen, egal welcher Gegner da wartet. Wenn wir zwei Topspiele erwischen, werden wir alles geben und uns mit jeder Mannschaft messen.