Düsseldorf.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wehrt sich gegen überzogene politische und gesellschaftliche Erwartungen an die Profiklubs der Fußball-Bundesliga. „Fußball ist heute der größte Gesellschaftskitt, aber er ist auch nur ein Abbild der Gesellschaft“, sagte Watzke bei einer Diskussionsreihe zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen des NRW-Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf.
Der BVB-Boss wies damit Kritik am Umgang der Vereine mit Fan-Gewalt und Pöbeleien gegen Polizisten zurück. Die Vereine stellten sich dem Problem, forderten aber die richtige Dimension in der öffentlichen Debatte: „Es wird auch keine Diskussion darüber geführt, wie oft Polizisten auf dem Oktoberfest beleidigt werden.“
Vorhaltungen zur womöglich fehlenden ökologischen Nachhaltigkeit etwa beim Trikot-Verkauf oder der Stadion-Verpflegung trat auch der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Michael Schade, entgegen: „Sie müssen der Erwartungshaltung ihrer Klientel entsprechen.“ Watzke sagte mit Blick auf den enormen Bratwurst-Umsatz bei einem Dortmunder Bundesliga-Spiel ironisch: „Wollen Sie bei uns etwa den Veggie-Day einführen?“
Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) beleuchtete die inzwischen enorme ökonomische Bedeutung der Bundesliga als Aushängeschild der Sportbranche, die mit ihren Umsatz- und Mitarbeiterzahlen vergleichbar sei mit dem Kreditgewerbe oder der Versicherungswirtschaft: „Fußball in Nordrhein-Westfalen ist Kultur und hat auch wirtschaftlich gute Wachstumsraten“, so Duin.
BVB-Boss Watzke warnte bei allen Vermarktungserfolgen vor einer Überkommerzialisierung. Fußball müsse „etwas anderes als Kino“ bleiben und man dürfe den Fans niemals das Gefühl geben, Kunden zu sein. Für den Hauptbeschleuniger des Wirtschaftskreislaufs Profifußball, die horrenden Spielergehälter und Ablösesummen, machte Watzke jedoch die Politik verantwortlich. Das „Bosman-Urteil“ von 1995 zur Vertragsfreiheit innerhalb der EU habe sich als „größte Katastrophe für seriös wirtschaftende Klubs“ erwiesen.
Da nach Ablauf einer Vertragslaufzeit bei Vereinswechseln keine Ablösesummen mehr fließen dürfen, binden die Klubs immer jüngere Spieler mit wahnwitzigen Wechselkonditionen, Millionengehältern und langfristigen Kontrakten an sich. „Das hat nicht der Fußball allein zu verantworten“, sagte Watzke.