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BVB-Scouts sichteten junge Fußballer am Tag der Talente

BVB-Scouts sichteten junge Fußballer am Tag der Talente

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Foto: Thomas Nitsche
Die Juniorenabteilung von Borussia Dortmund hatte zum Tag der Talente auf das Trainingsgelände in Brackel gelade. Rund 320 Nachwuchskicker zwischen sieben und elf Jahren kamen und hofften, bei den Scouts und Trainern aufzufallen.

Dortmund. 

Jeder kennt das Klischee von den überehrgeizigen Eltern, die ihre Kinder groß rausbringen wollen. Die alles dafür tun, dass ihre Sprösslinge die Karriere einschlagen, die ihnen selbst verwehrt geblieben ist – und deshalb jede Chance ergreifen.

Jetzt gab es wieder eine solche: Die Juniorenabteilung von Borussia Dortmund hatte zum Tag der Talente auf das Trainingsgelände in Brackel geladen; rund 320 Nachwuchskicker zwischen sieben und elf Jahren kamen und hofften, bei den Scouts und Trainern aufzufallen. Nur eines ließ sich partout nicht sichten: überehrgeizige Eltern.

„Für uns steht der Spaß an erster Stelle“, versichern Tatjana und Stephan Hücker und lächeln fröhlich, wie um es zu unterstreichen. Man hätte es ihnen auch so abgekauft. Zu locker, zu entspannt steht das Arnsberger Elternpaar am Spielfeldrand, als dass sie plötzlich die Hände über den Köpfen zusammenschlagen könnten, wenn Sohn Dennis mal einen Ball vertändelt.

Der Achtjährige kickt bisher bei den F-Junioren des SV Hüsten 09 und ist nebenbei, natürlich, glühender BVB-Anhänger. „Manchmal übertreibt er ein bisschen“, findet allerdings Bruder Daniel und denkt an die vielen Fanartikel, die Dennis zu jedem Spiel der Borussia vor dem Fernseher platziert. Ein Platz bei seinem Lieblingsverein wäre natürlich ein Traum für den Jungen, weiß Mama Hücker: „Träume muss man schon haben, aber wenn es nicht klappt, ist es auch nicht schlimm.“

Der Weg der Eigengewächse

Die Chance, dass es tatsächlich nichts wird, ist groß. Von den 320 Teilnehmern werden gerade einmal zwischen zehn und 20 Jungs zum Probetraining eingeladen, sagt Organisator Michael Bonan. „Wir erheben keinen Anspruch darauf, dass wir jedes Talent erkennen, aber ob einer eine gute Veranlagung hat, das kann man in den sechs Spielen heute sehen. Dafür sind unsere Trainer lange genug im Geschäft.“

Dass die ein Auge für Fußballkönner haben, sieht man an jenen Nachwuchsleuten, die heute in der 1. und 2. Bundesliga auflaufen. Kevin Großkreutz, Marco Reus und Mario Götze sind Dortmunder Eigengewächse, aber auch Lasse Sobiech (Greuther Fürth), Daniel Ginczek (St. Pauli) und Marco Stiepermann (Energie Cottbus) begannen ihre Karriere bei den Junioren des BVB.

Während die aktuellen Bundesliga-Stars auf dem Trainingsplatz nebenan ihre Runden drehen, fahnden die Scouts mit Stift und Klemmbrett bewaffnet nach den Ausnahmekickern von übermorgen, notieren neben Ballfertigkeit auch Spielverständnis, Koordination und Athletik.

Einer, der bereits positiv aufgefallen ist, ist der Dortmunder Lukas Schrey. Kein Wunder, besucht der Achtjährige doch eine Fußballschule, wo er zusätzlich zum Training beim FC Brünninghausen anderthalb Stunden pro Woche von ehemaligen Profis gecoacht wird. „Er wollte gerne noch mehr Taktik lernen“, erklärt Papa Andreas die Entscheidung für die besondere Schulform und gibt lachend zu: „Da konnte ich nicht weiterhelfen, weil ich von Fußball keine Ahnung habe. Ich bin eigentlich Tennisspieler.“

Mario Götze sinkt im Kurs

Vom Vater kann sich Lukas also nur wenig abgeschaut haben. Stattdessen steht ein anderer als Vorbild hoch im Kurs. Oder sollte man besser sagen: stand? „Eigentlich war das immer Mario Götze“, sagt Lukas, überlegt und ist sich dann sicher: „Jetzt ist es aber Marco Reus.“

Den gleichen Sinneswandel hat auch der Arnsberger Dennis Hücker hinter sich. „Sein Herz ist gebrochen, hat er gesagt“, meint seine Mutter und muss ein bisschen schmunzeln. Dass das auch passiert, wenn es mit dem Ticket fürs Probetraining nicht klappt, ist indes nicht zu befürchten. Die passende Ausrede hat Dennis laut seinem großen Bruder schon parat: „Er meinte, das liegt dann an seinen Schuhen – er hat die gleichen wie Schweinsteiger.“

Den Spaß, so scheint es, hat hier tatsächlich noch niemand verloren.