Dortmund/Stuttgart.
Torhüter Marc Ziegler verließ Borussia Dortmund mit Wehmut. Am Sonntag trifft er seine ehemaligen Kollegen beim Bundesligaspiel in Stuttgart.
Am Nachmittag war Training, am Vormittag hielt sich Marc Ziegler deshalb an seiner Baustelle auf. Er hat ein renovierungsbedürftiges Haus vor den Toren Stuttgarts gekauft, und bis es bezugsfertig ist, lebt er mit seiner Familie noch im Hotel. Der 34-Jährige Torhüter kennt solche Umstände, er ist in seiner Karriere oft rastlos von Verein zu Verein gezogen – manchmal beabsicht, manchmal gezwungenermaßen.
Diesmal ist er freiwillig gegangen, allerdings nicht ohne Wehmut. Marc Ziegler hat Borussia Dortmund nach drei Jahren nur deshalb verlassen, weil der VfB Stuttgart ein Angebot vorgelegt hat. „Ansonsten wäre nur noch der FC Barcelona in Frage gekommen“, sagt er und lacht. Stuttgart war sein erster Profiklub, aus Stuttgart kommt seine Frau, und außerdem legte der VfB einen Vertrag bis 2013 vor. Der in Dortmund wäre 2011 ausgelaufen.
In Dortmund hatten sich Marc, seine Frau Ariane und die Kinder Leon, Liam und Zoe äußerst wohl gefühlt, die Zieglers hatten bereits ein Baugrundstück gesucht. „Alle anderen Anfragen habe ich immer abgelehnt“, erklärt Marc Ziegler. „Es gab nur diese eine Alternative: Dass die Familie nach Stuttgart zurückgeht.“
Am Sonntag reist der BVB zum VfB, Marc Ziegler freut sich schon mächtig auf das Wiedersehen. „Sportlich geht es ja schon um einiges“, sagt er, nachdem beide Teams mit Niederlagen in die Saison gestartet sind.
Beim letzten Aufeinandertreffen Ende Januar stand er noch als Vertreter des verletzten Roman Weidenfeller im BVB-Tor. Es war kein guter Tag für Marc Ziegler, die Borussen verloren 1:4. „Schnee von gestern“, sagt er. „Für beide Mannschaften ist die Saison ja noch gut ausgegangen.“
An diesem Sonntag wird er wieder auf der Bank sitzen, auch Stuttgart hat ihn als zweiten Torwart verpflichtet. Es gibt allerdings einen gravierenden Unterschied: Während Roman Weidenfeller, mit dem sich über die Jahre sogar ein freundschaftliches Verhältnis ergab, als erfahrener Keeper keine Ratschläge eines älteren Kollegen benötigte, soll Marc Ziegler beim VfB dem erst 22-jährigen Sven Ulreich hilfreich zur Seite stehen. „Ich bin da allerdings vorsichtig“, betont der Routinier, „ich will hier nicht den Trainer oder den Oberlehrer spielen. In Dortmund sind junge Spieler hin und wieder zu mir gekommen. Aber so etwas muss sich entwickeln, das fordere ich nicht vorab.“
Sven Ulreich wird schon merken, dass es durchaus Sinn ergeben kann, sich an Marc Ziegler zu wenden, der in seiner windungsreichen Karriere schon so gut wie alles erlebt hat. Zumal Ziegler nicht als Konkurrent antritt. „Sven bekommt seine Chancen, und ich lege ihm keine Steine in den Weg“, sagt er. Wenn aber mal etwas passieren sollte, eine Verletzung oder auch eine extreme Formschwäche der jüngeren Nummer eins, dann wäre Marc Ziegler natürlich bereit, seinen Job zu machen. Wie immer. Dafür hat ihn der VfB schließlich geholt.
Marc Ziegler gilt als zuverlässig und besitzt die Fähigkeit, im Falle eines kurzfristigen Einsatzes sofort von null auf hundert hochzufahren. In Stuttgart sagen sie über ihn dasselbe wie in Dortmund. Er sei „die beste Nummer zwei der Bundesliga“. Er wertet das als Kompliment. Er hat seine Rolle gefunden.