Heidenheim empfängt Borussia Dortmund – diese Begegnung sorgte vor rund einem Jahr für kein Spektakel. Ein maues 0:0 gab es bei der BVB-Premiere beim damaligen Bundesliga-Neuling. Doch damals wie heute war die Stimmung bei den Schwarz-Gelben angeknackst.
Mit Niko Kovac steht der neunte Trainer in zehn Jahren in den Startlöchern. Warum ein Trainerwechsel in Heidenheim niemals Thema wäre wie in Dortmund und was beim kleinen Klub anders läuft als beim millionenschweren Riesen aus dem Ruhrgebiet, verrät Heidenheim-Kapitän Patrick Mainka im Interview mit DER WESTEN.
Heidenheim – Dortmund: Trainerwechsel spielt keine Rolle!
DER WESTEN: Hallo Herr Mainka! Ausgerechnet vor dem Spiel gegen Heidenheim bekommt Borussia Dortmund wieder die Kurve – kommt das Duell für Sie eine Woche zu spät?
Patrick Mainka: (lacht) Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken. Sich im Vorfeld darüber Gedanken zu machen, was für uns das Beste wäre, was beim BVB passiert, hilft bei uns niemandem! Solche Überlegungen sind ein reiner Energiefresser. Im Fußball gibt es jede Woche eine neue Chance, ein Momentum zu kreieren, um aus einem negativen Lauf herauszukommen. Da ist es auch egal, ob bei Dortmund ein Interimstrainer an der Seitenlinie steht, der nach dem Spiel nicht mehr da ist.
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Jetzt haben Sie den Vorteil, schon zwei BVB-Spiele unter Mike Tullberg analysieren zu können. Wie sehr beeinflusst der Trainerwechsel in Dortmund die Heidenheimer-Vorbereitung?
Natürlich können sich mit einem neuen Trainer Dinge ändern, die vorher vier oder fünf Monate anders liefen, sei es Spielaufbau, Defensivverhalten oder Standardverteidigung. Das macht es nicht einfacher. Aber grundsätzlich ist es in dieser Saison so, dass wir auch merken, dass sich die Gegner deutlich mehr auf uns einstellen. Letztes Jahr waren wir noch der Underdog, von dem keiner wusste, was er erwarten kann. Das hat sich geändert. Wir müssen zusehen, dass wir mental, körperlich und taktisch top vorbereitet sind, um die Chance zu haben, Punkte zu holen.
„Da kannst du nicht einfach sagen, der Trainer ist schuld“
Das ist Ihnen letzte Saison gegen Borussia Dortmund gleich zwei Mal gelungen. Sie wissen also, wie man den BVB ärgern kann…
Da ist der Fokus auf uns enorm wichtig. Wir müssen in unser Spiel kommen, dieser unangenehme und ekelige Gegner sein, der nicht aufgibt und keinen Ball verloren gibt. Das ist unangenehm für jeden Gegner. Sind wir das nicht, dann wird es nicht nur, aber vor allem auch gegen Dortmund bei deren individuellen Klasse total schwierig. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass sich der BVB bei uns auf dem Schlossberg überhaupt nicht wohlfühlt.
Mit dieser Spielweise hat es Heidenheim in der ersten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte ins internationale Geschäft geschafft. Dieses Jahr läuft es nicht so gut. Ist diese „ekelige“ Spielweise abhandengekommen?
Das ist ein Wechselspiel aus vielen Dingen. Klar stellen sich die Gegner besser auf uns ein. Aber wir hatten auch einen großen Umbruch und haben mit Jan-Niklas Beste und Tim Kleindienst zwei Spieler verloren, die dieses Unangenehme vorgelebt haben. Durch das internationale Geschäft hatten wir dann auch wenig Zeit, um uns nach dem Umbruch neu zu finden. Aber das war uns natürlich im Vorhinein bewusst. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir die Klasse halten.
Auch wenn es nicht läuft, hat man das Gefühl, dass den FCH nichts aus der Ruhe bringen kann. Trainerdiskussion ist eh ein Fremdwort. Heidenheim ist ein Sinnbild für die Konstanz, die der BVB gerne hätte. Worin liegt das Heidenheimer Geheimnis?
Natürlich ist es so, dass Dortmund von der Geschichte her eine ganz andere Strahlkraft hat und dort auch eine ganz andere Medienpräsenz ist. Klar, ist die Medienpräsenz auch bei uns nach dem Aufstieg in die Bundesliga deutlich gestiegen. Aber es ist hier ja trotzdem nicht so, dass beim Training ständig 500 Zuschauer vor Ort sind. Bei uns in Heidenheim ist über die Jahre dafür aber viel zusammengewachsen. Deswegen wird das nicht in Frage gestellt. Als Spieler nimmt dir das die Ausreden und das finde ich gut. Es ist immer der falsche Weg, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Du weißt hier ganz genau, dass du dich mit dir selbst beschäftigen musst, wenn es nicht läuft. Da kannst du nicht einfach sagen, andere sind schuld, der Trainer ist schuld. Das hilft woanders zwar eigentlich auch nicht, aber da ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Trainerwechsel stattfindet als in Heidenheim.
Heidenheim – Dortmund ein besonderes Duell
Trotz Formschwäche bei Borussia Dortmund – gibt es einen Spieler, der Ihnen in der Vorbereitung richtig Kopfschmerzen bereitet?
Trotz eventueller Formschwäche hat jeder Spieler von Dortmund so eine große Qualität, dass sie in jeder Situation für Gefahr sorgen können. Diese Qualität als Verteidiger immer einzudämmen – da gehört gegen solche Gegner wahrscheinlich auch ein bisschen Glück dazu. Aber ich bin eher jemand, der keine Kopfschmerzen hat, sondern sich auf die Herausforderung freut. Das ist ja genau der Grund, warum man auf diesem Niveau Fußball spielen möchte. Das macht es spannend und je mehr ich darüber spreche, desto mehr freue ich mich auf das Spiel.
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Sie haben selbst zweieinhalb Jahre in Dortmunds zweiter Mannschaft gespielt. War das lange genug, um die Begegnung zu einem besonderen Spiel für Sie zu machen – oder ist es ein Spiel wie jedes andere?
Nein, es ist auf keinen Fall ein Spiel wie jedes andere. Ich habe immer noch zu vielen damaligen Kollegen, wie Matthias Kleinsteiber, der jetzt Torwarttrainer bei den Profis ist, Kontakt. Auf den freue ich mich jedes Mal. Die zweieinhalb Jahre waren sehr lehrreich und eine schöne Zeit, die ich so nie vergessen. Deswegen werde ich immer eine besondere Beziehung zum BVB haben und es wird immer ein besonderes Spiel sein, wenn Dortmund auf der anderen Seite steht.