In den Fußball-Ligen verlief bislang alles ruhig, doch im Pokal knallte es. Beim Spiel zwischen dem BFC Dynamo Berlin und dem 1. FC Kaiserslautern am Wochenende erlebte die noch junge Saison ihren negativen Höhepunkt. Der DFB hat alles registriert.
Berlin.
In ungewohnter Schärfe hat die Polizei auf die Krawalle beim DFB-Pokalspiel zwischen den BFC Dynamo und dem 1. FC Kaiserslautern (0:3) am Wochenende reagiert. Die Behörden in Berlin legten ihre übliche Zurückhaltung ab und kritisierten öffentlich den Klub wegen augenscheinlicher Fehler des Sicherheitsdienstes.
Der einstige Stasi-Klub entschuldigte sich zwar, muss aber mit der Höchststrafe rechnen: Ausschluss aus dem kommenden Pokalwettbewerb.
Den Deutschen Fußball-Bund (DFB) trafen die schlimmen Vorfälle im Ludwig-Jahn-Sportpark nicht unvorbereitet. „Die Partie war als Sicherheitsspiel eingestuft. Unser Beobachter hat einen Bericht verfasst, dieser wird an den Kontrollausschuss weitergeleitet“, sagte DFB-Sprecher Maximilian Geis. In solchen Fällen sind Geldstrafen oder Platzsperren üblich. Doch Dynamo ist Wiederholungstäter, und die Vorfälle von Samstag wiegen schwer. Ein Ausschluss aus dem DFB-Pokal im kommenden Jahr ist denkbar.
Mit Stangen und Fäusten
Rund 300 BFC-Chaoten hatten nach Spielschluss den Gästeblock gestürmt. Mit Stangen und Fäusten prügelten sie auf die Lauterer Fans ein, sogar Kinder wurden verletzt. Selbst Kaiserslauterns Klub-Chef Stefan Kuntz griff ein, holte zwei Kinder aus dem Block und brachte sie zum schützenden Mannschaftsbus. Am Ende gab es 18 verletzte Polizisten, zwei von ihnen wurden im Krankenhaus behandelt. 27 Krawallmacher wurden vorläufig festgenommen.
„Es gibt den Verdacht, dass Leute des Sicherheitsdienstes bewusst ein Tor offen gelassen haben, um Krawallmacher in den Block zu lassen“, sagte ein Polizeisprecher. Bei den Behörden saß der Frust so tief, dass sie ihre übliche Reserviertheit ablegten und die Vorgänge im Stadion in einer Mitteilung offen kritisierten. Maßnahmen des Ordnungsdienstes hätten „zu den Problemen geführt bzw. den Verlauf begünstigt“, hieß es.
Der Verein reagierte mit einer Entschuldigung auf seiner Homepage. „Was passiert ist, tut uns sehr leid“, teilte Peter Meyer mit. Der Vorsitzender des Wirtschaftsrates versicherte, dass man alle juristischen Mittel ausschöpfen werde, um die Gewalttäter zu identifizieren. „Keiner von ihnen soll ein Schlupfloch finden“, so Meyer. In Absprache mit Kaiserslautern wolle man sich um die Verletzten kümmern und „Wege suchen, ihnen einen kleinen Ausgleich für die Momente der Angst zukommen zu lassen“.
„Wir müssen zu einem Alkoholverbot rund um den Fußball kommen“
Bei der Polizei-Gewerkschaft erntete die Vorfälle nur Kopfschütteln. „Wer jetzt noch glaubt, unsere Beamte gehen gerne zum Fußball, irrt gewaltig. Wir werden verletzt, verprügelt, bespuckt und nichts passiert“, sagte Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Für Wendt ist eine Ursache des Übels weiterhin der Alkoholausschank. „Wir müssen zu einem Alkoholverbot rund um den Fußball kommen. Da sind ja auch mal die Politiker gefordert.“
Während in der einstige Vorzeige-Klub der DDR schweren Monaten entgegenblickt, hatte ein anderer DDR-Serienmeister Grund zum Jubeln. Nach dem Überraschungscoup beim 4:3 gegen Bayer Leverkusen schwebte Dynamo Dresden auf Wolke sieben. Auch RB Leipzig sorgte mit seinem 3:2-Erfolg über den VfL Wolfsburg dafür, dass der Ostfußball zumindest im Süden neue Glanzlichter setzte.
„Das ist eine tolle Sache für den Ostfußball“, sagte Rainer Milkoreit, Vorsitzender des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV). Der gute sportliche Trend im Osten mit jetzt fünf Teams in der Meisterschaft der 2. Liga habe sich im Pokal fortgesetzt. (sid)