Frauenfußball-Bundesligist FCR Duisburg lässt Insolvenzantrag vorbereiten. Er soll in der nächsten Woche gestellt werden. Der Verein kann die im Januar fälligen Gehälter nicht zahlen. Für die Aufrechterhaltung des laufenden Spielbetriebs und der Fortbestand des Vereins wurde der DFB mit ins Boot geholt.
Duisburg.
Der Frauenfußball-Bundesligist FCR Duisburg steht am finanziellen Abgrund. Wie der Verein am Donnerstag mitteilte, kann der UEFA-Cup-Sieger von 2009 die zum 15. Januar 2013 fälligen Gehälter nicht zahlen und muss einen Insolvenzantrag stellen. Noch im Juli hatten die Duisburger eine akut drohende Insolvenz abwenden können.
Antrag wird in der nächsten Woche gestellt
Um den Verein in die Lage zu versetzen, den Spielbetrieb in der laufenden Saison fortzusetzen und um eine Sanierung des Vereines und damit auch eine weitere Teilnahme am Spielbetrieb der Bundesliga zu ermöglichen, lässt der Vorstand zur Zeit den Insolvenzantrag durch einen Insolvenzrechtler vorbereiten, um ihn dann in der nächsten Woche zu stellen“, heißt es in der FCR-Pressemitteilung. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag mitteilte, würden sowohl die ausgetragenen Spiele des Vereins als auch die noch zu absolvierenden normal gewertet.
Darüber hinaus führe der Verein Gespräche mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), „damit der laufende Spielbetrieb nicht beeinträchtigt wird und um den Fortbestand des Vereins über das Saisonende hinaus zu sichern“. „Wir stehen im engen Kontakt mit dem FCR. Der Verein hat deutlich gemacht, Lösungen finden zu wollen, und möchte den Spielbetrieb in der Frauen-Bundesliga aufrecht erhalten“, sagte DFB-Abteilungsleiterin Heike Ullrich. Bis auf Weiteres habe der Antrag des FCR keine
Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Erst im Falle
der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens oder einer Ablehnung mangels Masse würde
Duisburg als erster Absteiger der Saison 2012/13 feststehen.
Erfolgreiche Vereins-Historie
Der FCR Duisburg gehörte bis zur laufenden Saison zu den Top-Teams der Frauen-Bundesliga. Im Jahr 2000 feierte der Klub noch als FCR Duisburg 55 die Meisterschaft, es folgten drei Pokalsiege (1998, 2009 und 2010) sowie der Triumph im Europapokal 2009. Zuletzt musste Duisburg einen personellen Aderlass verkraften. Die Nationalspielerinnen Annike Krahn, Alexandra Popp, Luisa Wensing und Simone Laudehr verließen den Klub im Sommer.
FCR-Insovenz ist nicht das erste Alarmsignal
Die FCR-Insolvenz ist nicht das erste Alarmsignal aus der Frauenfußball-Bundesliga. Der Hamburger SV hat sich bereits zurückgezogen, und in Sindelfingen mussten in
der Winterpause der Co-Trainer und fünf Spielerinnen den VfL aus
„wirtschaftlichen Gründen“ verlassen.
„Für uns ist das eine sehr traurige
Stunde“, sagte Bernd Schröder, Trainer des Meisters Turbine Potsdam, dem
Sport-Informations-Dienst (SID): „Für die Bundesliga ist das ein ganz schlechtes
Zeichen.“ Auch bei zwei weiteren der zwölf Vereine sei die finanzielle
Schieflage ein offenes Geheimnis, sagte der 68-Jährige.
Aufschwung durch WM 2011 ist verschwunden
Bereits vor der Saison hatte der HSV seine Frauenmannschaft aus der Bundesliga abgemeldet – für
Schröder schon damals nur die „Spitze des Eisbergs“. Der vermeintliche
Aufschwung durch die Weltmeisterschaft in Deutschland 2011 sei restlos
verschwunden. „Ich habe das Gefühl, dass viele einen Boom herbeireden wollten
und sich jetzt nicht eingestehen, was wirklich realistisch ist“, sagte
Schröder.
Der FCR war am Donnerstag der erste Klub, dem nichts als der
öffentliche Hilfeschrei blieb. Nachdem der dreimalige Pokalsieger im Juli eine akut drohende Insolvenz noch abgewendet hatte, waren für
die zum 15. Januar 2013 fälligen Gehälter keine Mittel mehr da.
Schröder: Teilschuld liegt beim DFB
Zumindest
eine Teilschuld trage der DFB, sagte Schröder. „Wenn in Frankfurt jemand
überrascht ist, haben die ihre Aufgaben nicht gemacht“, sagte er: „Ich erwarte
eine Transparenz in der Bewertung der Bundesliga – der DFB hat genug
Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen.“
Der Imageverlust für den
Frauenfußball werde bei weiteren finanziellen Offenbarungseiden „riesengroß. Wir
haben nur eine Chance, die Liga auf einem richtigen Level zu halten, wenn wir
eine eigene Philosophie haben“, sagte Schröder: „Ich kann kein Produkt
verkaufen, was in der Glaubwürdigkeit immer geringer wird.“ (dpa/sid)