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Geschäft mit den Fußballprofis – Spielerberater wehren sich

Geschäft mit den Fußballprofis – Spielerberater wehren sich

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Interview mit dem Spielerberater Thomas Kroth in Dortmund Hörde. Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services
Kaum eine Branche im Sport ist so verufen wie die der Spielerberater. Um Transparenz und Seriösität wird sich bemüht. Ein aufschlussreiches Interview.

Dortmund. 

Die Büroräume im alten Hoesch-Gebäude am Phoenix-See verraten nicht, wem das Unternehmen „Pro Profil“ gehört, und auch nichts über das Aufgabengebiet. Inhaber Thomas Kroth beweihräuchert sich nicht selbst, an den Wänden hängen keine großen Fotos aus seiner Karriere als Bundesligaspieler in Köln, Frankfurt, Hamburg und Dortmund. Auch mit den vielen prominenten Fußballern, die er betreut, gibt er nicht an. Der 56-Jährige ist Spielerberater, unter anderem von Manuel Neuer, Shinji Kagawa und Kevin Volland. Als Präsident der Deutschen Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV) kämpft er gemeinsam mit deren Geschäftsführer, dem Rechtsanwalt Dr. Gregor Reiter, um Anerkennung für das Metier.

Warum hat Ihre Branche einen so schlechten Ruf?

Thomas Kroth: Es ist wie überall im Leben. Auch bei uns gibt es Gute und Schlechte. Wir von der DFVV sind dabei, die Guten zu bündeln und mit ihnen eine starke Gruppe zu bilden. Ich habe mich daran gewöhnt, mit unseriösen Beratern in einen Topf geworfen zu werden, aber das wird unserer Arbeit nicht gerecht.

Dr. Gregor Reiter: Der größte Teil der Berater arbeitet seriös. Die DFVV will mehr Transparenz schaffen. Teilweise sind gerade in jüngster Zeit Methoden behauptet worden, derer wir uns angeblich bedienen, die frei erfunden sind, auch, weil sie weder tatsächlich noch rechtlich umsetzbar sind.

Gibt es zu viele schwarze Schafe unter den Beratern?

Kroth: Ja, definitiv. Deshalb haben wir die DFVV gegründet. Es geht uns auch darum, das Bild des Spielerberaters in der Öffentlichkeit zu verändern und von den Klischees wegzukommen. Unser wichtigstes Zwischenziel haben wir nun erreicht: die Anerkennung von DFB und DFL.

Kritik an den Spielervermittlern entzündete sich auch am kürzlich veröffentlichten Spielerberater-Bericht des DFB. 127 Millionen Euro haben die Bundesligisten im letzten Jahr an die Berater gezahlt, allein der FC Schalke 04 knapp 17 Millionen Euro.

Kroth: Die Zahlen wirken riesengroß. Es wird aber nicht klar, wie die Beträge entstanden sind.

Dr. Reiter: Die isolierte Zahl hat überhaupt keinen Aussagewert. Um sie erklärbar zu machen, muss die Summe ins Verhältnis zum Umsatz der Bundesliga von 2,6 Milliarden Euro gesetzt werden. Dann wird deutlich, dass auf die Berater 5 Prozent dieses Umsatzes entfallen.

Kroth: Einen Großteil meiner Umsätze mache ich mit Vertragsverlängerungen. Es ärgert mich, dass das unter den Tisch gekehrt wird.

Schalke 04 rangiert in der Liste ganz oben. Der erste Reflex war bei vielen: Manager Horst Heldt macht es sich leicht, er lässt die Berater die Arbeit machen.

Dr. Reiter: Manager werden genauso unfair bewertet wie Berater, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Auch hier müssen die Ausgaben im Verhältnis zum Umsatz gesehen werden. Dabei könnte festgestellt werden, dass Darmstadt 98 gemessen am Umsatz mehr für Berater ausgegeben hat als Schalke 04. Das wird aber durch die Liste nicht deutlich. Schalke ist auf der Liste ganz oben gelandet, weil die Liste nur eindimensional dargestellt wird. Um es vergleichbar zu machen, müsste man die Transferausgaben ins Verhältnis zum Gesamtumsatz des jeweiligen Vereins setzen. Unter Umständen kommt man dann zu dem Ergebnis, dass Horst Heldt super gewirtschaftet hat.

Viele Leute denken, Spielerberater seien an möglichst vielen Transfers interessiert, weil sie an den Ablösesummen mitverdienen würden.

Kroth: Das ist vollkommen falsch. Unsere Einnahmen entstehen durch prozentuale Beteiligung am Jahresgehalt.

Dr. Reiter: Betriebswirtschaftlich ist es dem Berater egal, ob der Spieler den Vertrag verlängert oder transferiert wird.

Kroth: Seriöse Berater forcieren keinen Wechsel aus Eigennutz, sondern agieren im Sinne ihrer Klienten. Entscheidend ist, was der Spieler will. Klar ist: je wirtschaftsstärker ein Verein, umso höher die Verdienstmöglichkeiten des Spielers und somit auch der Anteil des Beraters. Mir aber ist ein sportlich zufriedener Spieler wichtiger, als einer, der stolz auf sein Bankkonto ist.

Sind die Spieler im Laufe der Jahre mündiger geworden? Verfolgen sie stärker Ihre eigenen Interessen, auch Ihnen gegenüber?

Kroth: Es ist ein Klischee, dass Berater Spieler hin- und herschieben, wie sie das wollen. Spieler sind heute deutlich selbstständiger, sie haben ihre Ziele. Alles läuft viel professioneller als vor 20 Jahren. Damals haben sich viele Berater noch von A bis Z um alles gekümmert und sogar ein Kindermädchen besorgt.

Früher war ein Spieler in erster Linie Sportler. Heute ist er nicht zuletzt auch ein Werbeträger. Welchen Anteil hat das an Ihrer Arbeit?

Kroth: Das kommt erstens auf den Spieler an und entscheidet zweitens der Markt. Natürlich sind bei einem Nationalspieler mehr Aufgaben zu erledigen, als bei einem unterklassigen Spieler.

Manuel Neuer hat gerade seinen Vertrag verlängert. Wie oft telefonieren Sie ihm?

Kroth: Ganz nach Bedarf. Wenn ein Spieler mich braucht, stehe ich zur Verfügung. Das betrifft aber nicht nur Manuel Neuer. Oft rufe ich die Spieler allerdings nach Spielen an.

Warum?

Kroth: Ich will wissen, wie sich ein Spieler selbst sieht. Und was man unterstützend tun kann, wenn es nicht so läuft. Es gibt Spieler, die melden sich selbst wochenlang nicht, andere kontaktieren mich häufig. Es gibt aber auch Spieler, die wollen von mir einzig und allein nur die Transfer- oder Vertragsgestaltung und sonst nichts.

Ihre eigene Erfahrung als langjähriger ehemaliger Profi ist dabei sicher sehr hilfreich.

Kroth: Ja, ich hatte ja während meiner Karriere die ganze Palette erlebt. Ich war Stammspieler, ich war Ersatzspieler, ich habe auf der Tribüne gesessen, mich mit dem Trainer überworfen. Das hilft, wenn man den Spielern sagen kann, welche Fehler sie besser nicht machen sollten. Deshalb ist die Bezeichnung Berater oder Ratgeber gar nicht so schlecht.

Treten auch die Vereine an Sie heran, oder ist der Weg umgekehrt?

Kroth: Es gibt auch Klubs, die uns anrufen und fragen, ob ich einen Spieler für eine bestimmte Position habe. Oder einen Klub kenne, der einen Spieler übernehmen würde. Ich bin ein Netzwerker. Ich nehme dann auch Kontakt zu Partnern in anderen Ländern auf und frage, ob es da Interessenten gibt.

Die neuen Medien spielen eine große Rolle für die aktuelle Spielergeneration. Was halten Sie davon, dass selbst die Kabine heute keine Tabuzone mehr ist?

Kroth: Für mich geht das gar nicht. Ich bin überzeugt davon, dass die Spieler ihre Privatsphäre heute mehr denn je schützen müssen. Da bin ich wohl von der alten Garde. Aber zu meiner Zeit waren auch nur zwei Kameras im Stadion, heute sind es 20.

Beraten Sie ihre Spieler auch beim Umgang mit den sozialen Medien, oder ist das deren eigene Sache?

Kroth: Auch wir haben einen Berater für das Thema Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, der die Spieler unterstützt. Es gibt Spieler, die selbst agieren. Andere rufen an und schlagen vor, was gepostet werden soll. Wenn Sie mit der Zeit gehen wollen, müssen Sie das machen. Gerade die Verpflichtungen gegenüber den Werbepartnern haben zugenommen.

Wie schwer ist es, ein Talent zu bremsen, wenn irgendwann das Angebot von Bayern München auf den Tisch flattert?

Kroth: Ich glaube, dass Spieler heute mehr als zu meiner Profi-Zeit denken: Vielleicht spiele ich bei dem großen Klub nicht regelmäßig, also gehe ich lieber zu einem anderen. Die Spieler denken heute langfristig und machen von sich aus den Zwischenschritt. Bei uns in der Agentur ist das so.

Dr. Reiter: Als bekennender Fan von Borussia Dortmund darf ich ja sagen, dass es schon national interessante Alternativen gibt. Zudem ist der Markt seit den 90er-Jahren erst international, dann global geworden.

Entscheidet sich der Spieler am Ende also nicht immer für das lukrativste Angebot?

Kroth: Ich setze mich mit dem Spieler zusammen und berichte, wie viele Anfragen es gibt. Dann gebe ich eine Empfehlung und begründe sie. Ich hatte in meiner Agentur in alle den Jahren kaum Spieler, bei denen der finanzielle Aspekt deutlich im Vordergrund stand.

Können Sie immer verhindern, dass junge Fußballer durchdrehen angesichts der Riesen-Summen, die heute kursieren?

Kroth: Das gesamte Umfeld ist da gefordert. Auch das familiäre kann einen Riesendruck ausüben, dem der Junge dann kaum standhalten kann. Der Berater spielt zwar eine wichtige Rolle, aber nicht immer die entscheidend.