Kommentar: Saison des Grauens! Warum der Fußball noch nie so schrecklich war wie im Moment
Nerviger Video-Schiri, komplizierte TV-Rechte-Situation, langweiliger Wettbewerb – noch nie hat der Fußball so vielen Fans so wenig Spaß gemacht. Ein Kommentar.
Ich liebe den Fußball, seit meine Eltern mich das erste Mal mit ins Stadion genommen haben. Doch diese Liebe bekommt gerade große Risse – und das hat viele Gründe.
Unsäglicher Videoschiedsrichter
Da wäre zum Beispiel die Einführung des Videoschiedsrichters. Was dem Spiel angeblich mehr Fairness bescheren soll, bringt mich auf der Tribüne regelmäßig an den Rand der Verzweiflung. Während die Schiris nach strittigen Szenen teils minutenlang mit ihren Assistenten in Köln kommunizieren, bleiben wir Fans in der Kurve oft ratlos zurück.
Weil im modernen Fußballgeschäft riesige Geldsummen auf dem Spiel stehen, müssten Fehler auf ein Minimum reduziert werden, lautet ein beliebtes Argument für die Einführung des Video-Referees. Doch ich als Fan habe kein Interesse daran, dass meine geliebte Sportart zu einem Milliarden-Business verkommt.
Ich möchte nicht, dass der Fußball sich zu einem sterilen Hochglanz-Event nach Vorbild der US-Sportarten entwickelt. Ich fand es sympathisch, dass der Fußball sich bisher auf die Fähigkeiten des Schiedsrichters verließ und ihm Fehler zugestand.
Unübersichtliche TV-Rechte-Situation
Damit dieses Produkt Bundesliga noch mehr Geld generiert, wurden die TV-Rechte für die Live-Übertragung seit dieser Saison an zwei verschiedene Sender veräußert. Neben Sky zeigt nun auch Eurosport 40 Saisonspiele exklusiv live (hier der Überblick).
Weil der Streamingdienst DAZN in der kommenden Saison zudem einen großen Teil der Europapokalspiele exklusiv überträgt, brauchen Fußballfans in Deutschland im nächsten Jahr drei kostenpflichtige Abos, um die gängigen Wettbewerbe am Bildschirm zu verfolgen. Fast 50 Euro wären dafür im Monat fällig, also knapp 600 Euro im Jahr (hier die genauen Preise).
Unzählige Fußballfans in Deutschland werden die Spiele dann nicht mehr sehen, weil sie die diesen Preis nicht bezahlen wollen oder können. Volkssport? Fehlanzeige!
Schwindelerregende Geldflüsse
Stichwort „Milliarden-Business“: Es sprengt meine Vorstellungskraft, welche Dimensionen die Ablösesummen und Gehälter zuletzt angenommen haben. Für 222 Millionen Euro wechselte Neymar im Sommer zu Paris Saint-Germain und verdient dort nun 100.000 Euro – am Tag!
Sicher: In der Fußballwelt flossen schon immer große Geldsummen. Doch die jüngsten Entwicklungen der Geldströme sind einfach nur größenwahnsinnig.
Langweiliger „Wettbewerb“
Und während die US-Sportarten ihren Zuschauern neben den gigantischen Geldströmen immerhin noch einen spannenden Wettbewerb bescheren, überbietet der sogenannte Titelkampf in der Bundesliga sich von Saison zu Saison in gähnender Langeweile.
Nach den souveränen Siegen zuletzt gegen die beiden ärgsten Verfolger aus Leipzig und Dortmund dürfte in dieser Spielzeit schon im November klar sein: Der FC Bayern holt die sechste (!) Meisterschaft in Folge. Auch in der Champions League grüßt ab dem Halbfinale jährlich das Murmeltier, wenn der immer selbe elitäre Club um Barca, Real, Bayern oder Juventus den Titel unter sich ausmacht.
Geld schießt Tore
Wenn wir schon über die Champions League reden, kommen wir doch gleich zu einem weiteren Punkt, der mich stört. Die aktuelle Champions-League-Saison zeigt, dass Geld im Laufe der Zeit dann doch seine Tore schießt. Während der internationale Erfolg bei den englischen Clubs in den vergangenen Jahren trotz irrwitziger Transferausgaben ausblieb, befinden sich in diesem Jahr nach vier Gruppenspielen alle fünf englischen Teilnehmer auf dem besten Weg Richtung Achtelfinale.
Aus der Bundesliga wird hingegen wohl nur der FC Bayern die K.o.-Runde erreichen. Und auch die Münchner mussten schon eine Machtdemonstration über sich ergehen lassen, als sie beim Milliardärsclub Paris Saint-Germain mit 3:0 vom Platz gefegt wurden.
Wenn die Entwicklungen auf dem Fußballmarkt auf diesem Wege voranschreiten, scheinen alle anderen deutschen Vereine nur noch in der Europa League Erfolgsaussichten zu haben – wobei es dort aus deutscher Sicht in dieser Saison auch alles andere als ruhmreich verläuft. Die deutschen Vertreter aus Hoffenheim, Berlin und Köln scheitern in ihren Gruppen gerade an Rasgrad, Östersunds und Borisov.