Er wird oft als der ewige Zweite bezeichnet und dabei schwingt eine ganze Menge Häme mit. Doch die hat Michael Ballack nicht verdient, er war der herausragende deutsche Fußballer seiner Zeit – auch ohne großen Titel. Ein Kommentar.
Essen.
Es war im Halbfinale der WM 2002 in Japan und Südkorea, als Michael Ballack eines der wichtigsten Tore seiner Karriere schoss: den Treffer zum 1:0 gegen Südkorea, der Deutschland ins WM-Endspiel brachte. Mindestens genauso in Erinnerung geblieben ist aus diesem Spiel freilich eine Szene, in der Ballack durch ein taktisches Foul ein Tor der Südkoreaner verhinderte und dafür die Gelbe Karte sah: Im Finale gegen Brasilien war er gesperrt – und Deutschland verlor ohne seinen besten Feldspieler. Ballacks Karriere blieb, was damals noch niemand ahnen konnte, ungekrönt. Ohne den Gewinn eines großen internationalen Titels.
Trotzdem war Ballack beinahe ein Jahrzehnt lang der herausragende deutsche Fußballer, viele Jahre der einzige von Weltklasse. Diese Zeit war viel prägender für seine Karriere als die beiden letzten vergeudeten Jahre in Leverkusen. Nun hat er mit 36 Jahren sein Karriere-Ende verkündet – ohne Verlängerung im Dschungelcamp; zuletzt war er in Australien bei einem Klub in Sidney als Entwicklungshelfer im Gespräch.
Michael Ballack hat bei seinem Rücktritt nicht nachgetreten gegen diejenigen, mit denen er zum Schluss nicht mehr im Reinen war. Immerhin. Dennoch schade, dass eine Karriere wie diese so zu Ende gegangen ist. Mit einer dürren, über seinen Anwalt verbreiteten Erklärung. Und nicht im Stadion unter dem Beifall des Publikums. Denn den hätte er verdient gehabt.